28.05.2016 08:42 Uhr

Derbi madrileño: Mehr Abneigung geht nicht

Real und Atlético sind verfeindet
Real und Atlético sind verfeindet

Das Madrider Derby zwischen Real und Atlético im Champions-League-Finale am Samstag ist vor allem von einem geprägt: großer gegenseitiger Abneigung der beiden Finalteilnehmer.

Das Establishment gegen die Arbeiterklasse, die Privilegierten gegen die, die fast nichts haben: Das Derbi madrileño zwischen Real und Atlético Madrid, das am Samstag (20:45 Uhr) in Mailand beim Champions-League-Finale steigt, elektrisiert die spanischen Fans seit über einem Jahrhundert - und lässt andere Derbys auf der europäischen Landkarte fast wie einen Kindergeburtstag erscheinen. Für die treuesten Anhängern geht es um mehr, viel mehr, als nur ein Spiel.

"La vergüenza del país" - die "Schande des Landes" schallt es in der spanischen La Liga meist in ohrenbetäubender Lautstärke von den Rängen des Estadio Vicente Calderón. Dass Diktator Franco aus Real sein Aushängeschild machte und sich in der dunklen Epoche mit den Titeln der Königlichen rühmte, haben die Stadtrivalen nicht vergessen. Der Hass ist tief verwurzelt.

Allein geographisch liegt das Atletico-Stadion Vincente Calerdon im ärmeren Süden der Stadt, direkt am Manzanares-Fluss. Die Fans zelebrieren den "Aufstand" gegen die Reichen aus dem Norden - auch, wenn Atlético natürlich längst selbst zu den vermögenden Klubs in Europa zählt und dreistellige Millionenbeträge umsetzt.

Finalniederlage von 2014 schmerzt Real

Im Gegenzug haben "die Weißen" meist nur ein müdes Lächeln für den kleinen Nachbarn übrig, für viele Fans im Estadio Santiago Bernabeu hat die Rivalität zum ebenso erfolgreichen FC Barcelona die größere Bedeutung. In all den Jahren, in denen Real Titel um Titel sammelte, darunter zehn Trophäen im Europapokal der Landesmeister bzw. der Champions League, konnte Atlético den Rivalen nur ab und zu ärgern. Zuletzt mit der Meisterschaft 2014. Den wettbewerbsübergreifenden direkten Vergleich gewinnt Real mit 94 Siegen (zu 46 Niederlagen bei 37 Unentschieden) mühelos.

Die nur vom Ergebnis her klare Niederlage im Königsklassen-Finale 2014 (1:4 nach Verlängerung in Lissabon) brennt den Colchoneros (Matratzenmachern), die sich gerne als "Robin Hood des spanischen Fußballs" sehen, auf der Seele.

Die Bilder der feiernden Real-Spieler, des mit nacktem Oberkörper provozierenden Superstars Cristiano Ronaldo sollen sich nach der Partie am Samstag in Mailand nicht wiederholen. Dafür steht auch Trainer Diego Simeone.

Der 46-jährige Argentinier, der als Spieler selbst im Atlético-Mittelfeld aufräumte und gerne über die "großen Eier" seiner Spieler spricht, setzt auf aggressiven, beißenden Fußball, der nicht immer was mit Eleganz und Schönheit zu tun haben muss - die Tugenden der Arbeiterklasse. Auf der anderen Seite steht Reals Ex-Profi Zinédine Zidane, der frühere Weltfußballer, wie kein Zweiter für das "weiße Ballett", das dem Operetten-Publikum im Bernabeu die große Show liefert.