25.05.2016 10:42 Uhr

Simeone: Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit

Der argentinische Coach war schon als Spieler
Der argentinische Coach war schon als Spieler "giftig"

Bekannt geworden ist Diego Simeone wenig überraschend durch ein Foul. 1998 brachte der Argentinier im WM-Achtelfinale David Beckham zu Fall, mit Rot vom Feld musste wegen Nachschlagens aber Englands damaliger Jungstar. Sich selbst charakterisierte Simeone als Spieler "mit einem Messer zwischen den Zähnen". Am Samstag greift er als Trainer von Atlético Madrid nach dem Titel in der Champions League.

Im rein spanischen Finalduell von Mailand trifft Atlético auf Stadtrivale Real. Es ist auch ein Vergleich zweier Fußball-Philosophien. Während Real den Flair eines Nobelclubs versprüht, gilt Atlético als Madrids Arbeiterverein. Eine Ausgangslage, mit der sich Simeone nur allzu gut identifizieren kann. Nach zwei Engagements als Profi leitet er seit Dezember 2011 die Geschicke bei den "Rojiblancos".

Simeone, der seit seiner Zeit im Nachwuchs von Velez Sarsfield den Spitznamen "El Cholo" (Der Mestize) trägt, hat dem Verein seither ein ungekanntes Selbstbewusstsein eingeimpft. Atlético galt als unerfolgreich und stand klar im Schatten von Real. Zahlreiche Trainerwechsel unter dem umstrittenen ehemaligen Vereinsboss Jesus Gil y Gil und dessen Sohn Miguel Angel Gil Marin taten ihr übriges. Als Simeone übernahm, lag Atlético nur auf dem zehnten Tabellenrang.

Mit seiner Devise "Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit" schaffte der stets in schwarz gekleidete Simeone aber die Wende. Kampfkraft, Härte und taktische Disziplin fordert der 106-fache argentinische Internationale von seinen Profis. Mit seinem bedingungslosen Siegeswillen schießt Simeone, der schon als Aktiver weder sich noch Gegner geschont hatte, zuweilen jedoch über die Grenzen hinaus.

Vor zwei Jahren wurde er für acht Spiele gesperrt, nachdem er dem Assistenzschiedsrichter im Abgang nach einem Platzverweis zweimal auf den Hinterkopf gekloppt hatte. Im Halbfinal-Rückspiel gegen die Bayern vor wenigen Wochen dauerte dem 46-Jährigen im Finish der Partie ein Wechsel zu lange, ein Atlético-Offizieller erhielt daraufhin einen unsanften Schlag auf die Schulter.

Spieler unf Fans folgen Simeone bedingungslos

"Er war schon als Spieler so. Er lebt auch als Trainer das Spiel zu 100 Prozent mit", meinte dazu Salzburg-Trainer Oscar Garcia, der Simeone aus seiner Zeit in der spanischen Liga kennt. Durch seine Vehemenz hat Simeone aber Fans wie Spieler auf seine Seite gezogen. Sie folgen seinen Anweisungen bedingungslos. "Wir sterben füreinander", betonte Fernando Torres vor dem Spiel in München. Der seit dem Vorjahr wieder für seinen Stammklub spielende Stürmer erkannte nach seiner Rückkehr: "Der Klub wurde revolutioniert, das ist Simeone zu verdanken."

Nur ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt gewann der Argentinier mit Atlético die Europa League, ein Jahr später wurde Real im Finale der Copa del Rey nach Verlängerung geschlagen. Es war Atléticos erster Sieg gegen den Nachbarn aus dem wohlhabenden Norden seit vierzehn Jahren.

Real revanchierte sich 2014 im Champions-League-Finale, das ebenfalls erst nach Verlängerung entschieden wurde. Atlético hatte sich wenige Tage zuvor den ersten spanischen Meistertitel seit 18 Jahren gesichert. Schon damals war vom "Cholismo" die Rede, Atléticos kampfbetonter Antithese zum Tiki-Taka, wie es ein Pep Guardiola pflegt.

Einen Schönheitspreis wird Familienmensch Simeone - angeblich ruft er vor jedem Spiel seine Söhne in Buenos Aires an - mit seinem Stil freilich keinen gewinnen. Effizienz und eine unangenehme Spielweise zeichnete Atlético auch heuer in den Duellen mit Barcelona und Bayern aus. In Mailand soll die Krönung erfolgen. Den Titel im wichtigsten europäischen Klubbewerb hat Atlético noch nie gewonnen. Dann könnte der Verein dem Erfolgscoach ein Denkmal setzen: Viele fordern bereits, dass das neue Atlético-Stadion, das 2017 eröffnet wird, nach Simeone benannt werden soll.

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apa