30.05.2016 10:29 Uhr

EM-Kadercheck: Wen lässt Jogi zuhause?

Die Nominierung bereitet Bundestrainer Löw noch Kopfzerbrechen
Die Nominierung bereitet Bundestrainer Löw noch Kopfzerbrechen

Vier Spieler muss Joachim Löw noch bis zum 31. Mai aus seinem vorläufigen Kader für die Europameisterschaft in Frankreich streichen. Vor allem die zahlreichen vom Bundestrainer nominierten Youngster stehen zur Disposition. weltfussball nimmt die Chancen aller Wackelkandidaten unter die Lupe.

Sebastian Rudy

Das spricht für ihn: Der Hoffenheimer lebt von seiner Vielseitigkeit und ist sowohl im Mittelfeld als auch in der Verteidigung flexibel einsetzbar. Für Löw eines der wichtigsten Kriterien, wenn es um die Zusammenstellung des EM-Kaders geht. Auch sein ruhiges und in der Öffentlichkeit zurückhaltendes Auftreten dürfte dem Bundestrainer imponieren.

Das spricht gegen ihn: Stabilisierte sich zwar zuletzt unter Neu-Trainer Julian Nagelsmann, dennoch spielte der Allrounder im TSG-Trikot nur eine durchwachsene Spielzeit. Er war kein echter Faktor dafür, dass Hoffenheim den Klassenerhalt schaffte.

Prognose: Es wird wohl auf einen Zweikampf mit Antonio Rüdiger hinauslaufen. Trotz seiner Vielseitigkeit wird Rudy gegen den Römer den Kürzeren ziehen.

Antonio Rüdiger

Das spricht für ihn: Der Wahl-Italiener ist defensiv flexibel, aber bevorzugt in der Innenverteidigung zuhause. Akklimatisierte sich beim AS Rom schnell und wurde auf Anhieb Stammspieler. Mit 23 Jahren auch ein Mann für die Zukunft.

Das spricht gegen ihn: Die Unerfahrenheit. Es wäre Rüdigers erstes großes Turnier. Außerdem ist Konkurrent Rudy noch variabler. Rüdiger könnten zudem ein Kandidat für das Olympische Turnier im Sommer sein.

Prognose: Gewinnt das Duell um das EM-Ticket gegen Konkurrent Rudy knapp für sich. Die starke Saison im Rom-Dress und seine enormes Potenzial sprechen für den Ex-Stuttgarter.

Emre Can

Das spricht für ihn: Die Liverpooler Allzweckwaffe kann in Mittelfeld und Abwehr fast alle Positionen spielen und wäre im DFB-Trikot eine echte Alternative für die Rechtsverteidigerposition. Dass der 22-Jährige gegen die Slowaken nicht mehr zum Einsatz kam, könnte bereits als Fingerzeig für eine sichere Nominierung gesehen werden.

Das spricht gegen ihn: Mit 22 Jahren wäre Can ebenfalls eine Alternative für das Tunier in Rio. In der Nationalelf konnte er bei seinen Einsätzen auf der defensiven Außenbahn bislang nur bedingt überzeugen.

Prognose: Löw wird Can mitnehmen. In Frankreich könnte der frühere Leverkusener im Hintergrund in Ruhe Erfahrungen sammeln.

Julian Weigl

Das spricht für ihn: Weigl war einer der Shootingstars der letzten Saison. Unter Thomas Tuchel avancierte der Ex-Löwe bei Borussia Dortmund sofort zum Leistungsträger im zentralen Mittelfeld. Trotz seines jungen Alters schon enorm abgeklärt am Ball.

Das spricht gegen ihn: Gehört zu Jogis Debütanten-Quartett, das Löw wohl nicht geschlossen mitnehmen wird. Zusätzlich ist Weigl im Vergleich zu Hauptkonkurrent Kimmich weniger flexibel einsetzbar.

Prognose: Die vorläufige Nominierung ist schon als großer Erfolg und Bestätigung der starken Saison zu sehen. Die EURO in Frankreich kommt aber zu früh. Dürfte wohl als Leistungsträger in Rio auflaufen.

Joshua Kimmich

Das spricht für ihn: Von seinem Trainer Guardiola immer wieder gelobt, erlebte Kimmich im Bayern-Trikot einen kometenhaften Aufstieg. Spielt bevorzugt im Mittelfeld, kam bei den Bayern aber auch regelmäßig als Innenverteidiger zum Einsatz.

Das spricht gegen ihn: Wirkte in der Champions-League noch teilweise überfordert. Mit 21 Jahren auch eine Alternative für Olympia.

Prognose: Wird sich gegen Weigl durchsetzen und mit nach Frankreich fahren. Vor allem die hohe Flexibilität sichert dem Ex-Leipziger einen Platz im EM-Kader.

Leroy Sané

Das spricht für ihn: Sein herausragendes fußballerisches Vermögen. Das 20-jährige Supertalent vereint an guten Tagen Technik, Spielwitz und Torgefahr wie kaum ein Zweiter. Wäre ein idealer Joker für den Bundestrainer.

Das spricht gegen ihn: Spielt im Trikot von Schalke 04 oft noch zu unkonstant. Zeigte sich nach der Regenschlacht von Augsburg unzufrieden und räumte ein, sein Potenzial nicht abgerufen zu haben.

Prognose: Liefert sich mit Brandt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Als quirliger Einwechselspieler aber eher ein Kandidat für Löw und den endgültigen Kader.

Julian Brandt

Das spricht für ihn: Überragte zum Ende der Saison im Bayer-Dress. Elf Scorerpunkte in den letzten 9 Ligaspielen sprechen eine deutliche Sprache.

Das spricht gegen ihn: Gehört mit seinen 20-Jahren auch zu den Streichkandidaten. Bei seinem Debüt gegen die Slowaken blieb der Leverkusener zudem weitestgehend blass. 

Prognose: Ist momentan in Top-Form. Dennoch könnte die technisch limitierte Spielanalage im Vergleich zu Sané den Ausschlag gegen Brandt geben. Wäre dagegen bei den Olympischen Spielen in Rio im Angriff gesetzt.

Karim Bellarabi 

Das spricht für ihn: Verfügt gegenüber seiner jungen Konkurrenz über mehr Erfahrung. Überzeugte zum Ende der Saison nach zwischenzeitlich durchwachsenen Leistungen auch wieder bei Leverkusen.

Das spricht gegen ihn: Drängte sich in seinen letzten Länderspielen nicht auf. Wäre bei einer Nominierung von Brandt oder Sané zudem überflüssig.

Prognose: Für Bellarabi reicht es nicht. Der 26-Jährige zieht gegen die Youngster den Kürzeren und verfolgt die EM auf der Couch.

André Schürrle

Das spricht für ihn: Gehörte mit seiner Vorlage auf Mario Götze vor dem Siegtreffer gegen Argentinien zu Jogis WM-Helden. Hat seine Stärke auf der Außenbahn, ist aber auch im Sturmzentrum einsetzbar.

Das spricht gegen ihn: Spielte insgesamt unter seinen Möglichkeiten im Trikot des VfL Wolfsburg und konnte erst in der Rückrunde phasenweise sein sein Potenzial abrufen.

Prognose: Schürrle ist eine beliebte Joker-Variante für Löw. Auch in Frankreich wird der Wolfsburger von der Bank für neue Impulse sorgen.

Falk Velten