05.06.2016 08:00 Uhr

Koller muss noch an der Effizienz schrauben

Alles wird von Marcel Koller analysiert
Alles wird von Marcel Koller analysiert

Österreich fährt mit einer 0:2-Heimpleite gegen die Niederlande im Gepäck nach Frankreich zur EM. Das Selbstvertrauen hat angesichts der über weite Strecken ansprechenden Leistung keinen Schaden genommen. Für eine gelungene Premiere müssen aber erst Lehren aus der verpatzten Generalprobe gezogen werden.

"Ich denke es war ein guter Test", resümierte ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach dem 0:2 gegen die Niederlande. Tatsächlich waren die Oranjes jener erhoffte harte Prüfstein für seine Mannschaft. "Wir haben gegen eine starke niederländische Mannschaft gespielt, die fußballerisch auf einem sehr hohen Level agiert", unterstrich Koller.

Zufrieden zeigte sich Koller vor allem mit Hälfte eins: "Wir haben nicht die Tore geschossen, sonst aber gut gespielt." Bereits im Vorfeld war durchgeklungen, dass die Leistung über das Ergebnis zu stellen sei. Aber dennoch: Die Generalprobe ist misslungen. 

"Wir haben sie verpatzt, aber man sagt ja, dass das ein gutes Omen ist", merkte Abwehrchef Aleksandar Dragovic zu diesem Thema an. Die nun erhoffte glückliche Premiere mit einem Auftaktsieg gegen Ungarn ist freilich weniger logische Konsequenz der Niederlage, sondern setzt das Beheben der rechtzeitig offenbarten Mängel voraus.

Kritische Analyse ja, Selbstzweifel nein

"Es gibt keinen Grund zu zweifeln. Wir haben keinen Grund uns tausendfach zu hinterfragen. Aber natürlich werden wir das Spiel analysieren", erklärte Teamchef Koller. Das Augenscheinliche brachte er aber auch kurz nach Abpfiff auf zwei Punkte.

"Wir brauchen mehr Abgebrühtheit und Präzision vor dem Tor", bemängelte der Schweizer. Mit dem 0:2 ist auch eine bemerkenswerte Serie gerissen: Nach 23 Spielen, in denen Österreich immer getroffen hatte, blieb die Offensivabteilung diesmal ohne Torerfolg. Zuletzt passierte dies am 6. September 2013 in München gegen Deutschland.

Darüber hinaus präsentierte sich auch die Defensivabteilung erneut fehleranfällig. Dabei war die Abwehr in der EM-Qualifikation ein regelrechtes Bollwerk. In den jüngsten Freundschaftsspielen wurde reichlich Geschenke verteilt, mitunter kuriose Gegentreffer fabriziert. "Wir hatten meistens selber schuld an den Toren. Oft stimmt die Abstimmung nicht. Da muss man am Platz mehr miteinander sprechen", glaubte Koller eine mögliche Ursache ausgemacht zu haben.

Aleksandar Dragovic sah hinsichtlich des überraschenden 0:1 durch Vincent Janssen ähnlich: "Wir haben geglaubt, dass Robert (Almer) rauskommt. Aber man hätte es auch besser verteidigen können", gestand er ein. Das zweite Tor durch Georginio Wijnaldum spiegelte für ihn aber die Klasse des Gegners wider. "Da muss man den Hut ziehen. Super herausgespielt, super fallen gelassen von De Jong. Das war sehr schwierig zu verteidigen."

Keine Konter zulassen

Selbstkritischer legte Zlatko Junuzovic seine Erwartungen bei der Analyse dar: "Ein Thema ist die Kompaktheit. Und wir müssen bei Konter aufpassen, da sind wir anfällig." Tormann Robert Almer war wie auch sonst niemand im ÖFB-Team beunruhigt, im Gegenteil. "Gut zu sehen, dass nicht immer alles perfekt läuft wie in der Qualifikation."

Marcel Koller strich beim "Up and Down" (Arnautovic) gegen die Niederlande beharrlich das Positve hervor: "Wir haben aber einen physischen Schritt nach vorne gemacht.

Möglicherweise wurden auch die neuformierten Oranjes in ihren Ambitionen überschätzt. "Sie haben auf Konter gespielt und auf das waren wir nicht vorbereitet. Wir dachten, sie werden genau wie wir versuchen, das Spiel zu machen", plauderte Marko Arnautovic aus.

Der wieder sehr aktive Flügelspieler hatte diesmal vom Gegner sehr viel einzustecken, hat sich die zwei freien Tage bis zur offiziellen Verabschiedung am Dienstag mehr als verdient. Was wird der Stoke-Legionär denn machen, während der Teamchef noch akribisch die letzten Infos zu den Gruppengegnern zusammenträgt und die Erkenntnisse aus der verpatzten Generalprobe aufbereitet? "Willst Du jetzt hören, dass ich nach Ibiza fliege?"

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Sebastian Kelterer