08.06.2016 11:56 Uhr

Götze, Ibra, CR7 & Co: Inszenierung ist alles

Großmeister des Marketings: Cristiano Ronaldo
Großmeister des Marketings: Cristiano Ronaldo

Cristiano Ronaldo investiert in Hotels und verkauft Unterhosen, Mesut Özil und Mario Götze werden als Marken mit eigenem Logo heroisiert - die Kommerzialisierung der Top-Profis schreitet voran.

"Entscheidend is auf'm Platz" - was für die Ruhrpott-Trainerlegende Adi Preißler ein ehernes Gesetz war, ist für die aktuelle Profi-Generation eine Saga aus der Steinzeit des Fußballs. Auch bei der EM-Endrunde in Frankreich gilt für die Superstars: Kicken alleine genügt längst nicht mehr.

Franz Beckenbauer löffelte noch Suppe am heimischen Wohnzimmertisch, Uwe Seeler klatschte sich fröhlich pfeifend Rasierwasser ins Gesicht - kaum mehr als bebilderte Anekdoten aus den Anfängen der Promi-Werbung. Heutzutage müssen Profis ein Image haben, eine Marke sein, für etwas stehen.

Am erfolgreichsten reitet Cristiano Ronaldo oder "CR7", wie sich der Portugiese schon vor Jahren "branden" ließ, auf dieser Welle. Der mehrmalige Weltfußballer verdient prächtig an Hosen, Hemden und Unterwäsche mit seinen Initialien.

Auch ins Hotelgeschäft ist der 31-Jährige eingestiegen. Vier CR7-Nobelherbergen sollen 2017 gebaut werden, der Prototyp in seiner Geburtsstadt Funchal auf Madeira. "Ich will, dass mein Name Strahlkraft hat. Wir werden uns abheben von den Mitbewerbern - wegen meiner ganzen Art und meines Namens", sagt der Torjäger gewohnt selbstbewusst.

Daran hat es auch Zlatan Ibrahimović noch nie gefehlt. Der exzentrische Superstar aus Schweden nutzte die bevorstehende Fußball-EM in Frankreich als willkommene Bühne, um in Paris mit großem Ballyhoo seine Modelinie "A-Z" vorzustellen. Natürlich, so erzählte der 34-Jährige bereitwillig, habe er sich das schon als Kind gewünscht.

Deutsche Starkicker wie Mesut Özil und Mario Götze haben zwar keine eigenen Hotels, aber wie auch Ronaldo zumindest ihr eigenes Logo. Ein O mit zwei Punkten und ein G in Form eines stilisierten Pfeils sollen Selbstbewusstsein und Souveränität dokumentieren. Dass WM-Finaltorschütze Götze bei Bayern München unter Trainer Pep Guardiola über Monate hinweg nur noch Reservist war: Für Werbeprofis aus der Welt des Sportmanagements eine Petitesse.

"Dieses G ist ein dynamischer Pfeil, der sowohl Mario Götzes fußballerisches Können als auch seinen Lifestyle symbolisiert", so erklärt die Agentur Neue Monarchie die Auftragsarbeit für den Nationalspieler. Pech für den 24-Jährigen, dass Guardiola das Logo wohl mehr an den "Grünen Punkt" erinnerte, sofern er es überhaupt jemals zu Gesicht bekam.

Für Frankreichs Jungstar Paul Pogba ist eine hippe Frisurenvielfalt mindestens ebenso wichtig wie der sportliche Erfolg auf dem Rasen. Sterne, Pokemons, ein Notenschlüssel, ein Leopardenfell - es gibt fast nichts, was der 23-Jährige sich nicht in seinen Schopf scheren lässt.

Dazu passend hat ein deutscher Sportartikelhersteller (Adidas) den Mittelfeldspieler von Italiens Rekordmeister Juventus Turin in einem Video als coolen Rapper mit Sonnenbrille inszeniert. Und so wandern Millionen auf sein Konto, während er sich nach außen bescheiden gibt: "Ich kann nur der Beste werden, wenn ich nicht zu spät zum Training komme."

Marken-Buddy Özil will seine Fans überdies online mit Weisheiten beglücken. "Warum soll ich die Welt bezwingen, wenn ich sie verzaubern kann", heißt es auf seiner Startseite launig, gefolgt von der Aufforderung: "Spiel dein Leben! Ich spiel meins."

Erster großer internationaler Erfolg des Weltmeisters war der EM-Titel "U21" vor sieben Jahren. Mit einem Bundestrainer Horst Hrubesch, der mit mittlerweile 65 Jahren so ganz anders ist als die heutigen Profis. Der gelernte Dachdecker ging seinerzeit nach dem Training lieber zum Dorschangeln als in die Clubs der Stadt. Und das noch als Horst Hrubesch - und nicht als "HH9".