Als letzter EM-Teilnehmer reist Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo zur Endrunde nach Frankreich an - mit einem 7:0-Testspielsieg gegen Estland im Gepäck.

Die Fans waren schier aus dem Häuschen, Portugals Sportzeitungen wetteiferten um die knalligste Schlagzeile, aber ausgerechnet der exzentrische Superstar mahnte zur Gelassenheit. "Es bleibt dabei, dass es schwierig sein wird, Europameister zu werden. Wir müssen jetzt einfach mit den Füßen auf dem Boden bleiben", sagte Cristiano Ronaldo nach dem 7:0 (3:0)-Testspielsieg in Lissabon gegen Estland.

Ganz anders als 24 Stunden zuvor Titelverteidiger Spanien, der sich gegen Georgien (0:1) blamierte, spielten die Portugiesen bei ihrer EM-Generalprobe den Außenseiter aus dem Baltikum schwindelig. "Ja, wir können es", jubelte "A Bola" wie einst US-Präsident Barack Obama, "Record" schwärmte: "Uns läuft das Wasser im Munde zusammen."

Die Aktionen der Gastgeber liefen so rund, dass Trainer Fernando Santos seinen Kapitän Ronaldo, der in der 36. und 45. Minute getroffen hatte, in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr auf den Platz schickte. Das muntere Toreschießen ging vor 42.000 Zuschauern aber auch ohne "CR7" ungebremst weiter.

Vierinha und Renato Sanches dabei

Nach dem Seitenwechsel war auch Außenverteidiger Vieirinha vom VfL Wolfsburg mit von der Partie, der erst 18 Jahre alte Renato Sanches, 35-Millionen-Transfer von Benfica Lissabon zum deutschen Rekordmeister Bayern München, wurde in der 58. Minute eingewechselt.

Wie Ronaldo, erst am vergangenen Sonntag von einem Kurzurlaub auf Ibiza zur Mannschaft gestoßen, traf auch Ricardo Quaresma zweimal für die Platzherren, der Topstürmer geht mit großer Zuversicht in die EM-Endrunde: "Ich habe immer gesagt, dass wir unsere Chancen nutzen werden, wenn sie sich bieten."

Zumal die Auslosung es gut gemeint hat mit dem WM-Dritten von 1966. Zum Auftakt geht es am 14. Juni (21:00 Uhr) in Saint Etienne gegen EM-Neuling Island, die weiteren Gegner in der Vorrundengruppe F sind Österreich (18. Juni) und Ungarn (22. Juni).

Ausgerechnet CR7 schlägt leise Töne an

Doch so weit mochte Coach Santos noch gar nicht in die Zukunft blicken. Der 61-Jährige beschränkte sich nach dem einseitigen Match gegen Estland darauf, die hohen Erwartungen im Land des Vize-Europameisters von 2004 zu dämpfen: "Meine Spieler schenken mir immer wieder Vertrauen. Wir haben ein enges Verhältnis, daher weiß ich, dass ihnen bewusst ist, welch schwierige Aufgaben bei der EM auf sie zukommen werden."

Was offensichtlich sogar für Ronaldo gilt, der ungeachtet der Torflut gegen Estland zur Vorsicht mahnte. "Sieben Tore haben uns gut getan, aber für die EM ist das nicht von Belang", so relativierte der dreimalige Weltfußballer den Kantersieg.