22.06.2016 13:04 Uhr

Vor zehn Jahren: Gelb-Gelb-Rot für Šimunić

Graham Poll (l.) zeigte Josip Šimunić eine gelbe Karte zuviel
Graham Poll (l.) zeigte Josip Šimunić eine gelbe Karte zuviel

22.06.2006, WM-Vorrundenspiel zwischen Australien und Kroatien - Schiedsrichter Graham Poll langt an diesem Abend ganze neun Mal in seine Taschen um den gelben Karton zu zeigen. Kurios: Dreimal allerdings heißt der Empfänger Josip Šimunić.

Zehn Jahre ist es her, dass Poll sich verzählte. Wir haben die Posse um ihn und den kroatischen Innenverteidiger in drei Akte unterteilt:

62. Spielminute: Josip Šimunić reißt seinen Gegenspieler Harry Kewell am eigenen Sechzehner um. In einer hektischen Partie zieht Schiedsrichter Poll die Gelbe Karte. Es ist die dritte für Kroatien. Üblicherweise würde ein Trainer nun über eine Auswechslung nachdenken. Immerhin ist ein belasteter Innenverteidiger ein Risiko, kann er ja nicht mehr mit vollem Risiko in jeden Zweikampf gehen.

Allerdings erzielt Kewell Minuten später das 2:2 für die Australier. Kroatien ist zu diesem Zeitpunkt ausgeschieden. In der Abwehr wechseln? Wohl kaum. Stattdessen schickt Trainer Zlatko Kranjčar logischerweise einen weiteren Stürmer in die Partie: Ivan Klasnić soll es richten. Abwehrchef Šimunić sollte also besser die Nerven behalten.

90. Spielminute: 28 Minuten lang geht die Taktik auf. Der damals 28 Jahre alte Heißsporn nimmt sich zusammen und spielt ruhig. Dann allerdings laufen nach einem Querschläger zwei Australier auf die kroatische Innenverteidigung zu. Šimunić fasst sich ein Herz und zieht nacheinander beide Angreifer der Socceroos zu Boden. Die logische Konsequenz: Gelb-Rot, Platzverweis.

Doch Graham Poll hat offenbar anderes im Kopf. Er verwarnt den ehemaligen Herthaner erneut und lässt das Spiel weiterlaufen. Proteste aus dem australischen Lager, durch Mark Viduka, wiegelt er ab. Wie viele Karten der Šimunić denn habe? "Eine."

93. Spielminute: Australien jubelt, jubelt doch nicht und jubelt dann doch. John Aloisi hat gerade mit seinem 3:2 den Sack zugemacht. Doch der Treffer zählt nicht. Glück für die Kroaten? Eher weniger, denn gleichzeitig pfeift Poll die Partie ab. Ganz offenbar der Zeitpunkt den Šimunić sich ausgesucht hat, um seinem Unmut Luft zu machen. Fuchsteufelswild geht er den Schiedsrichter an und schickt ein paar böse Worte hinterher.

Nun hat auch der Offizielle genug vom Verhalten des Abwehrriesen. Für seinen verbalen Ausfall bekommt er zum dritten Mal den gelben Karton. Und nun (endlich) auch die rote Karte hinterher.

Die australische Delegation nahm Poll seine Probleme mit dem Einmaleins übrigens nicht übel. Nach dem Spiel stellte Viduka klar: "Jeder macht Fehler. Poll ist ein Top-Schiedsrichter. Ich werde nichts gegen ihn sagen." Die Meinung teilten die Verantwortlichen bei der FIFA wohl nicht. Die heftige Kritik von Sepp Blatter und Co. bewegte Poll dazu die Pfeife an den Nagel zu hängen.