20.06.2016 18:44 Uhr

Vrba trotz Rosickýs Verletzung optimistisch

Tschechiens Trainer Vrba (l.) muss gegen die Türkei auf seinen Kapitän Tomáš Rosický (r.) verzichten
Tschechiens Trainer Vrba (l.) muss gegen die Türkei auf seinen Kapitän Tomáš Rosický (r.) verzichten

Als die Türkei die tschechischen Fußballer bei der EM 2008 in letzter Minute aus dem Turnier warf, kickte Vladimír Darida noch im Nachwuchs von Viktoria Plzeň. Acht Jahre später soll der Profi von Hertha BSC helfen, diese alte Rechnung zu begleichen. Der 25-Jährige wird aller Voraussicht nach im Vorrundenfinale am Dienstag (21:00 Uhr) in Lens den verletzten Kapitän Tomáš Rosický als Spielgestalter ersetzen - und soll ein Déjà-vu verhindern.

"Eins zu eins ist er sehr schwer zu ersetzen. Aber ich habe eine ähnliche Position schon öfter bei der Hertha gespielt. Ich traue mir das zu. Wir können es schaffen", sagte Darida, der in den ersten beiden EM-Spielen in Frankreich eine defensivere Rolle bekleidete.

Trainer Pavel Vrba wollte am Montagabend noch nicht verraten, wer Rosickýs Aufgaben übernehmen soll. "Ich habe nicht lange überlegt, sondern mich sofort entschieden", sagte er, ohne allerdings einen Namen zu nennen. Dass Altstar Rosický mit einem Muskelfaserriss für den Rest der EURO ausfällt, sei "ein schwerer Verlust", meinte Darida und versprach: "Wir werden für ihn kämpfen, um so weit wie möglich zu kommen."

Tschechien braucht einen Sieg für den Achtelfinal-Einzug

Um weiterzukommen, müssen die Tschechen gewinnen. Ein Remis wäre höchstwahrscheinlich zu wenig. In einer ähnlichen Ausgangsposition befanden sie sich vor dem Gruppenfinale 2008 in Genf: Bis zur 87. Minute führten sie 2:1 und waren eigentlich schon im Viertelfinale. Dann drehte Nihat Kahveci mit zwei Toren noch das Spiel - und schickte Petr Čech und Co. in den Urlaub.

Neben dem unverwüstlichen Torhüter sind lediglich Verteidiger Tomáš Sivok und Mittelfeldspieler Jaroslav Plašil noch vom unglücklichen 2008er Team übrig geblieben. Für den Ex-Hamburger Tomáš Ujfalusi und den Ex-Dortmunder Jan Koller war der schwarze Abend von Genf das bittere Ende der internationalen Karriere.

Rosickýs zukunft bleibt offen

Ob Rosický nach der EM noch einmal für die Nationalmannschaft auflaufen wird, ist offen. Der 35-Jährige, dessen Vertrag beim FC Arsenal nicht verlängert wurde, unterstützt sein Team aber weiter. "Er könnte in Urlaub gehen und sich an den Strand legen, aber er bleibt hier", sagte Darida, "das ist gut."

Vor vier Jahren mussten die Tschechen im entscheidenden letzten EM-Gruppenspiel ebenfalls ohne den verletzten Rosický auskommen. Sie siegten dennoch 1:0 gegen Co-Gastgeber Polen und zogen in die K.o.-Runde ein. "Wenn es noch einmal so liefe, wäre es absolut perfekt", meinte Darida, damals Ersatzspieler.

Für die bislang maßlos enttäuschenden Türken könnte dagegen sogar ein Sieg zu wenig sein. Trainer Fatih Terim reagierte am Vorabend des Spiels empört auf die massive Kritik aus der Heimat. "Manchmal muss ich lachen. All diese Gerüchte, all diese Kritik an Aufstellungen und Positionen - es ist lächerlich", sagte der 62-Jährige, "jetzt ist nicht die richtige Zeit, darüber zu sprechen, aber sie wird kommen. Dann werden sie ihren Teil abbekommen."