22.06.2016 13:24 Uhr

Kimmich: "Wow - immer noch Gänsehaut"

Joshua Kimmich konnte bei seinem EM-Debüt überzeugen
Joshua Kimmich konnte bei seinem EM-Debüt überzeugen

Die Ankunft im noblen Hotel Ermitage in Evian um kurz nach eins erlebte Joshua Kimmich wie in Trance. Den Beifall der Angestellten bekam er auf dem Weg in sein Zimmer gar nicht richtig mit. "Wow - immer noch Gänsehaut! Ein super Gefühl! Ich kann es noch gar nicht fassen", schrieb er nach seinem beachtlichen EM-Debüt noch bei Facebook, ehe er zufrieden in sein Bett fiel.

Der 21-Jährige vom FC Bayern hatte einige Stunden zuvor die große Bühne im Pariser Prinzenpark "gerockt" und beim 1:0 (1:0) gegen Nordirland nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Kimmich könnte nach dem Rücktritt von Philipp Lahm sogar die Dauer-Baustelle auf der rechten Abwehrseite der DFB-Elf schließen.

Lob von allen Seiten war dem Youngster, dem Mats Hummels eine "große Zukunft" prophezeit, nach seinem zweiten Länderspiel gewiss. Selbst Weltmeister Benedikt Höwedes, der sich wegen Kimmich auf der Ersatzbank wiedergefunden hatte, würdigte den starken Auftritt des Münchners. "Joshua hat klasse gespielt. Es war genau die richtige Entscheidung vom Coach, ihn zu bringen. Wir waren gefährlicher im Spiel nach vorn", sagte Höwedes anerkennend.

Defensive Allzweckwaffe mit dem Hauch Offensive

Recht hatte er: Immer wieder schaltete sich Kimmich, eine defensive Allzweckwaffe, wie von Bundestrainer Joachim Löw gewünscht mutig in die Offensive ein. Auch nach hinten ließ er kaum etwas anbrennen, agierte gelassen als wäre so eine EURO das Normalste auf der Welt. Bereits zwei Tage vor dem Spiel, berichtete Kimmich, habe ihm Löw erstmals signalisiert: Ich plane mit dir. Zeit genug für einen wie ihn, sich vorzubereiten.

Ottmar Hitzfeld sprach von einer "totalen Bereicherung" für die Mannschaft. Löw strich die "sehr guten Wege", die "Zweikampfstärke" und die "guten Flanken" von Kimmich heraus. Vor allem aber beeindruckte den Bundestrainer dessen Coolness: "Ich konnte bei ihm keine Nervosität feststellen, er ist sehr clever und selbstbewusst." Bayern-Kollege Thomas Müller war nicht überrascht: "Er hat so gespielt, wie ich es erwartet habe, einfach gut."

Kimmich wollte sich dagegen nicht lange mit dem Spiel und dem vielen Lob aufhalten. "Jetzt kurz genießen und dann geht es weiter!" Bislang ging die Karriere von Kimmich steil nach oben. Spielte er in der Saison 2014/15 noch in Leipzig 2. Liga, rückte er beim FC Bayern einige Male in die Rolle des "Problemlösers". Zweikampfstark, ballsicher, lernwillig, ehrgeizig: Pep Guardiola fand schnell Gefallen am früheren Stuttgarter und bezeichnete ihn als "fast meinen Sohn".

Der Hochgelobte würde selbst zwar am liebsten im defensiven Mittelfeld spielen. Doch es sei nicht so, sagte Kimmich unlängst, "dass ich ungern rechts hinten spiele. Niemand steht ungern auf dem Platz". Schon gar nicht auf der großen EM-Bühne.