25.06.2016 11:03 Uhr

Cristiano Ronaldo: Niemand polarisiert mehr

Polarisiert die Massen: Cristiano Ronaldo
Polarisiert die Massen: Cristiano Ronaldo

Die Vorrunde war schon fast zu Ende, da kam auch Cristiano Ronaldo endlich in diesem Turnier an. Erst seine One-Man-Show gegen Ungarn (3:3) sicherte Portugal das EM-Achtelfinale gegen Kroatien, Ronaldo wirkte besonders motiviert - vielleicht aus gutem Grund. Denn der Hass der anderen mache ihn "unaufhaltsam", hat der Superstar einmal gesagt. Und davon war ihm zuvor mal wieder jede Menge entgegengeschlagen.

Ein "arroganter Fatzke" sei Ronaldo, "weinerlich", "launisch wie ein verzogenes Kind", schrieb Europas Presse. In den sozialen Netzwerken wurde es noch etwas deutlicher. Und der Mann von Real Madrid hatte ja selbst einiges dafür getan, dass er schlecht dasteht.

Vielleicht ist all das dennoch ungerecht. Denn wenn Ronaldo sich mal nicht affektiert in Pose wirft, mal keine Reporter-Mikros ins Wasser schleudert, mal keine tapfer kämpfenden Isländer beleidigt - dann ist dieser ziemlich eitle Pfau eigentlich ein ziemlich netter Kerl.

"Nur einen Kerl gesehen, der immer sein Bestes geben wollte"

Geschichten über diese andere Seite des dreimaligen Weltfußballers mögen weniger populär sein, dennoch gibt es unzählige davon. "Der Rest der Welt ist fixiert auf sein Image, sein Aussehen und darauf, wie er auf Niederlagen reagiert", schreibt etwa der künftige Bayern-Trainer Carlo Ancelotti im englischen "Telegraph". Als Trainer habe er stets "nur einen Kerl gesehen, der immer sein Bestes geben wollte".

Und in der Kabine, sagte zudem Christoph Metzelder dem Magazin "11Freunde", sei Ronaldo "ein Spaßvogel. Ob Zeugwart, Busfahrer oder Mitspieler - alle werden von ihm gleich behandelt." Für Fans nimmt er sich meist ohnehin viel Zeit.

Ronaldo als Vorzeige-Wohltäter

Doch nicht nur diese kleinen Gesten zeigen, dass Ronaldo tatsächlich viel mehr ist als eine Diva. Der Mann aus ärmlichen Verhältnissen wurde erst im vergangenen Jahr von der Charity-Organisation DoSomething.org zu dem Sportler gekürt, der weltweit am meisten für wohltätige Zwecke investiert.

Ronaldo unterstützt Hilfsprogramme von Unicef, World Vision und Save the Children. Er verkauft Trophäen, um die Erlöse weiterzugeben. Nach seinem Champions-League-Triumph mit Real Madrid vor wenigen Wochen landete sein 600.000-Euro-Bonus im Spendentopf.

Auch ganz unmittelbar hat der alleinerziehende Vater schon mehrfach geholfen. So wurde er 2014 mal um ein Trikot gebeten, es sollte versteigert werden. Ein zehn Monate altes Baby litt an epileptischen Anfällen, die 60.000 Euro teure Operation überstieg die Möglichkeiten der Eltern bei weitem - doch Ronaldo schickte kein Trikot. Er übernahm die kompletten Kosten.

Ronaldos Vater: "nur einen Kerl gesehen, der immer sein Bestes geben wollte"

Natürlich sind diese Summen für Ronaldo kaum der Rede wert. Natürlich verdient er solche Beträge in einer Woche. Aber er nutzt diese Möglichkeiten eben auch. Sein Vater, sagt Ronaldo, habe ihm eines beigebracht: c. Für ihn habe sich das in seiner Karriere bestätigt.

Ja, Ronaldo kann nerven. Ja, es wirkt selbstverliebt, wenn er sich nach Toren das Trikot vom Leib reißt, ganz unbescheiden seinen durchtrainierten Körper präsentiert. Aber eigentlich tut es niemandem weh. Tattoos sieht man dabei übrigens nie, Ronaldo verzichtet auf solche Körperbemalung. Es würde ihm die Möglichkeit nehmen, regelmäßig Blut zu spenden.

Mit Blick auf die vermeintliche Eitelkeit des dreimaligen Weltfußballers schrieb Ancelotti zudem: "Ich habe ihn in der Kabine nicht ein einziges Mal vor dem Spiegel gesehen oder festgestellt, dass er sich über sein Aussehen Gedanken macht. Es ging ihm immer nur darum, zu gewinnen." Bei Real Madrid sei er stets ein Wortführer in der Kabine gewesen.