26.06.2016 06:33 Uhr

Neuer: "Im Tennis hätte es das nicht gegeben"

Manuel Neuer ist mit dem neuen EM-Modus nicht einverstanden
Manuel Neuer ist mit dem neuen EM-Modus nicht einverstanden

Nationaltorhüter Manuel Neuer hat auf humorvolle Art und Weise Kritik am EM-Modus geäußert. "Im Tennis hätte es das jedenfalls nicht gegeben", sagte der 30-Jährige der "Welt am Sonntag" über die K.o.-Phase, in der fast alle Favoriten in einer Hälfte des Turnierbaums vereint sind: "Dort treffen die Großen wie Novak Djokovic oder Rafael Nadal immer erst im Finale aufeinander."

Aber sein Team "akzeptiere das", sagte Neuer, es gebe sogar einen Vorteil: "Ab sofort dürfen wir uns keine Pause, keinen Fehler mehr gönnen. Ab sofort gibt es für uns nur noch Endspiele. Wenn wir am Ende wirklich Europameister werden sollten, können wir sehr guten Gewissens sagen, dass das vollauf verdient ist. Das heißt dann schon was."

Der Keeper warnte aber vor dem "Denkfehler", dass nach dem Halbfinale, möglicherweise gegen Gastgeber Frankreich, das Schwerste schon geschafft sei. "Wir dürfen nicht denken, dass dann zumindest im Endspiel ein 'kleiner' Gegner auf uns wartet", sagte Neuer: "Da können dann auch Teams wie Belgien oder Portugal kommen – und das ist ja wahrlich keine Laufkundschaft." Durch die Aufstockung von 16 auf 24 Mannschaften sei das Turnier aber "schon ein bisschen" verwässert worden.

Die Hierarchie funktioniert nun anders

Die Aufgaben seien ohnehin nicht so leicht, wie sie aussähen. Deshalb sei er "froh, dass wir das letzte Spiel gegen die Nordiren nur 1:0 gewonnen haben", sagte der Ersatz-Kapitän: "Von den Chancen her hätten wir ja gut und gern 5:0 oder höher gewinnen können. Aber dann hätten uns alle schon beim Endspiel in Paris gesehen und die Euphorie wäre übergeschwappt."

Die Charakter-Kritik von Ex-Kapitän Michael Ballack beurteilte Neuer gelassen. "Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, wenn Ex-Spieler ihre Meinung äußern", antwortete der Bayern-Torwart: "Ich kann nur sagen, dass wir charakterstarke Spieler im Team haben, angefangen bei unserem Kapitän Bastian Schweinsteiger. Wir haben eine sehr gute Mischung aus erfahrenen Spielern und 'jungen Wilden'." 

Es gebe durchaus "eine Hierarchie, auch wenn die vielleicht etwas anders funktioniert als noch zu Ballacks Zeiten", sagte Neuer: "Bei uns wird die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Und das finde ich gut so."