26.06.2016 07:47 Uhr

Jetzt wird's ernst für das DFB-Team

Fokussiert wie immer vor den K.o.-Runden: Joachim Löw im Kreis seiner Spieler
Fokussiert wie immer vor den K.o.-Runden: Joachim Löw im Kreis seiner Spieler

Polen, Wales und Portugal haben es schon ins Viertelfinale geschafft. Am Sonntag will Weltmeister Deutschland nachziehen. Es kribbelt im deutschen Lager vor dem Duell gegen die Slowakei, doch die Zuversicht ist groß.

"Jetzt zählt es. In der Gruppenphase kann man sich einen oder sogar zwei Aussetzer erlauben. Jetzt heißt es gewinnen oder nach Hause fahren. Wir sind bereit", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor dem ersten K.o.-Spiel.

Löw liebt die Alles-oder-nichts-Spiele. Und der 56 Jahre alte Weltmeistercoach kann eine gute Turnierbilanz in den K.o-Runden vorweisen: Neun Siegen stehen nur drei Niederlagen gegenüber. "Jetzt geht es um die Wurst", sagte der Kölner Nationalverteidiger Jonas Hector zum besonderen Flair der Spiele nach der Gruppenphase. In der zehnjährigen Amtszeit von Löw hat die deutsche Nationalmannschaft bei EM- oder WM-Endrunden immer mindestens das Halbfinale erreicht.

An der Aufstellung wird Löw wenig bis gar nichts ändern. Zumal der Bundestrainer beim angeschlagenen Abwehrchef Jérôme Boateng grünes Licht für einen Einsatz gegeben hat. "Im Moment sieht es so aus, dass er spielen kann", berichtete Löw am Samstagabend in Lille. Beim Abschlusstraining habe Boateng keine Probleme an der Wade verspürt. "Die Belastung war für ihn gut und notwendig vor dem Spiel", sagte Löw. Für den Chefcoach gibt es damit eigentlich keine Veranlassung, dass Siegerteam des Nordirland-Spiels zu verändern. Auch Kapitän Bastian Schweinsteiger bleibt wohl eine Teilzeitkraft.

Slowakei nimmt die Außenseiterrolle an

Die Slowaken sind sich ihrer Außenseiterrolle bewusst. "Wir wissen, dass Deutschland der große Favorit ist. Nicht nur in diesem Spiel, sondern in dem gesamten Turnier", sagte Kapitän Martin Škrtel. Aber das Team um Topspieler Marek Hamšík vom SSC Neapel wittert seine Chance. "Wir haben keine Angst. Unser Selbstvertrauen ist mit Überstehen der Vorrunde gewachsen", erklärte Škrtel. Die deutsche Mannschaft ist zudem gewarnt: In der EM-Vorbereitung gab es ein 1:3 in Augsburg gegen die Slowaken. Löw wertet diesen Test als "Weckruf" für seine Spieler. "Die slowakische Mannschaft ist um einiges stärker als Nordirland", betonte der Bundestrainer.

Seine Warnung kommt zum rechten Zeitpunkt, denn mit dem Toreschießen taten sich Thomas Müller und Co. bislang in Frankreich schwer. Nur drei Treffer in den drei Gruppenspielen sind eine magere Ausbeute. Mario Gomez sorgte dabei für das einzige Erfolgserlebnis der hochkarätig besetzten Offensivabteilung. "Mit der Chancenverwertung war ich nicht zufrieden gegen Nordirland", sagte Löw in Lille noch einmal zum Chancenwucher beim 1:0 in Paris. "Jedem ist klar, dass wir gegen die kommenden Gegner nicht so nachlässig mit den Chancen umgehen können", mahnte der Bundestrainer.

Drei Leistungsträgern droht eine Sperre

Im Hinblick auf die nächste Runde könnte es für die deutsche Elf happig werden: Sami Khedira, Jérôme Boateng und Mesut Özil sind gegen die Slowakei von einer Sperre in einem möglichen Viertelfinale gegen Spanien oder Italien bedroht. Die zweite Verwarnung beim Turnier in Frankreich zieht eine Zwangspause nach sich. Die Gelben Karten verfallen erst nach dem Viertelfinale.

Doch der ramponierte Rasen im Stade Pierre-Mauroy von Lille ist vor der Partie ausgetauscht worden. Normalerweise sollte das dem deutschen Team entgegen kommen. Ein Training auf dem neuen Untergrund war den beiden Mannschaften von der UEFA nicht erlaubt worden. Insofern bleibt eine Ungewissheit. "Nach dem Warmmachen kann man mehr darüber sagen als jetzt, wenn man über den neuen Rasen schlendert", bemerkte Jonas Hector, der als Teilnehmer der Pressekonferenz im Stadion den neuen Bodenbelag schon am Samstagabend zumindest in Augenschein nehmen konnte. Die 23 deutschen EM-Spieler hatten das Abschlusstraining noch im Stammquartier in Évian-les-Bains am Genfer See absolviert.