27.06.2016 22:54 Uhr

Sensation! "Siegtorsson" schießt England heim

Kolbeinn Sigþórsson (r.) schießt England nach Hause
Kolbeinn Sigþórsson (r.) schießt England nach Hause

Brexit, Teil II: England muss bei der EM nach dem Achtelfinale die Koffer packen. Außenseiter Island schickt die hilflosen Three Lions nach einer leidenschaftlichen Partie mit 2:1 nach Hause und feiert den Torschützen Kolbeinn Sigþórsson. Während Island nun am Sonntag auf Gastgeber Frankreich trifft, hat Englands Coach Roy Hodgson seinen Rücktritt bekanntgegeben.

England erlebte nach dem WM-Vorrunden-Aus 2014 sein nächstes Debakel. Wenig beeindruckt vom Rückstand durch einen von Wayne Rooney verwandelten Foulelfmeter (4.) drehte Island das Spiel innerhalb von zwölf Minuten. Zunächst traf der ehemalige Hoffenheimer Gylfi Sigurðsson nach einem längst bekannten Einwurf-Trick (6.), dann sah Englands Torhüter Joe Hart beim Schuss von Sigþórsson schlecht aus (18.). 

Die verzweifelten Versuche der Three Lions, die Blamage zu verhindern, scheiterten kläglich. Teammanager Roy Hodgson wird wohl abtreten müssen. Der Siegeszug der Isländer beginnt derweil an das griechische Fußball-Märchen unter Otto Rehhagel bei der EM 2004 zu erinnern. 

Größte Peinlichkeit der Geschichte?

Alan Shearer, ehemaliger Kapitän, hatte ein mögliches Ausscheiden gegen Island als "größte Peinlichkeit in der Geschichte unserer Nationalmannschaft" bezeichnet. Rooney, sein Nachfolger als Träger der Binde, tat sein Möglichstes, um das zu verhindern. Nachdem Islands Torhüter Hannes Halldórsson sehr ungeschickt Raheem Sterling im Strafraum zu Fall gebracht hatte, trat Rooney furchtlos zum Elfmeter an - und traf. Knapp, aber der Ball war drin. 

Auf das Schießen von Elfmetern schienen die Engländer also vorbereitet zu sein, dagegen hatten sie von den Einwürfen Aron Gunnarssons offenkundig noch nie etwas gehört: Keine zwei Minuten nach dem Rückstand schleuderte Islands Kapitän den Ball hinein in den Strafraum, Kári Árnason verlängerte vorbildlich, Sigurðsson stahl sich im Rücken von Englands Kyle Walker davon - Ausgleich. Es war eine Kopie von Islands 1:0 gegen Österreich im letzten Gruppenspiel (2:1).

England unter Schock

Der schnelle Ausgleich war aber nicht das einzige Missgeschick, das den erkennbar erschrockenen Engländern unterlief. In der 18. Minute durfte Sigþórsson ungehindert die Strafraumgrenze überschreiten und schießen - zum zögerlichen Eingreifen von Gary Cahill kam ein weiterer Beweis mangelnder englischer Torhüterkunst: Joe Hart fiel zu spät nach links, und der Ball rollte quälend langsam für die Engländer über die Linie.

Die Three Lions antworteten mit wütenden Angriffen. Sie waren die spielerisch bessere Mannschaft, aber Island kämpfte. Jede Chance konnten die Nordmänner nicht verhindern, so jene von Harry Kane (28.). Je länger das Spiel dauerte, desto entnervter wurden die Engländer: Sie hatten die meiste Zeit den Ball, aber sie wussten damit nichts anzufangen - auch Rooney nicht. Die Isländer rannten und kämpften die Lücken zu, sie warfen sich in jeden Ball.

Zum Leidwesen der englischen Fans erzwangen sie ihr Glück. Ex-Nationalspieler und Twitter-Ikone Gary Lineker legte sich unmittelbar nach der Partie bereits fest: Für ihn ist die Partie der Three Lions, gegen ein Land, das mehr Vulkane als Profi-Fußballer habe, die schlimmste Niederlage ihrer Geschichte.

Englands Teammanager Roy Hodgson zog wenige Minuten nach dem blamablen EM-Aus die Konsequenzen und kündigte seinen Rücktritt an.