30.06.2016 13:46 Uhr

Klose: Klassiker ist vorgezogenes Finale

Miroslav Klose traf beim 7:1-Sieg gegen Brasilien zum letzten Mal für Deutschland
Miroslav Klose traf beim 7:1-Sieg gegen Brasilien zum letzten Mal für Deutschland

Das Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien ist für DFB-Rekordtorschütze Miroslav Klose das vorweggenommene Endspiel der EM. "So stark wie Deutschland und Italien war keine andere Mannschaft bei dieser EM", sagte der 38-Jährige, der nach dem WM-Triumph 2014 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war und in den letzten fünf Jahren für Lazio Rom in der Serie A gespielt hat.

Falls Deutschland Italien schlage, "hat es wirklich große Chancen, auch den Titel zu holen", erklärte Klose: "Aber auch danach muss man von Spiel zu Spiel schauen. Frankreich im möglichen Halbfinale wird sicher auch nicht einfach, obwohl sie bisher einige Schwächen in der Defensive offenbart haben."

Auf einen Favoriten für Samstag wollte der WM-Rekordtorschütze sich nicht festlegen. "Ich sehe keinen und bin selbst super gespannt", sagte er: "Ich habe das Länderspiel im März (4:1, d. Red.) mit meiner Familie in München im Stadion verfolgt. Damals fand ich Deutschland richtig, richtig gut und Italien hat mich ein bisschen enttäuscht. Aber bei der EM bin ich bisher von beiden begeistert."

"Der Respekt ist auf beiden Seiten sehr groß"

Im Laufe der EM habe er "mit einigen deutschen und auch italienischen Spielern telefoniert", berichtete Klose: "In dieser Woche habe ich mit keinem telefoniert, nur SMS geschrieben. Sie sind alle fokussiert. Der Respekt ist auf beiden Seiten sehr groß."

Aus DFB-Sicht, denke er "dass sich die vermeintliche deutsche Angst schnell in eine 'Diesmal-muss-es-klappen' Motivation umwandelt. Aber falls wir in Rückstand geraten, darf niemand denken: 'Das wird schon wieder nix.' Wir haben die Qualität, Italien zu bespielen. Was uns noch ein bisschen fehlt, ist, gegen echte Bollwerke die wenigen Chancen konsequent in Tore umzumünzen."

Die Diskussion, Bundestrainer Joachim Löw habe das EM-Halbfinale 2012 gegen Italien (1:2) durch taktische Fehler "vercoacht", hält Klose derweil für "aufgebauscht. Wir waren top vorbereitet, aber wenn zwei oder drei Spieler nicht in Form sind oder sich verstecken, wird es immer schwer".

Wohlüberlegte Entscheidung

Seinen Rücktritt aus dem DFB-Team hat der Stürmer derweil nicht bereut. "Nie, keine Sekunde. Ich würde es zugeben, wenn es anders wäre", sagte der 38-Jährige im Interview dem "SID": "Wenn ich eine Entscheidung treffe, ist die reichlich überlegt. Und ich habe mir nie Gedanken gemacht, ob das richtig war."

Er habe "auch nicht gezweifelt, als es zwei Jahre lang hieß, die Stürmer treffen nicht", erklärte er, "zumal ich ihre Leistungen gar nicht so schlecht gesehen habe." Bundestrainer Joachim Löw habe ihn auch nie um einen Rücktritt vom Rücktritt gebeten, erklärte Klose: "Wir sind befreundet und haben oft Kontakt. Aber er hat mich nie danach gefragt."

Klose hat seinen Vertrag bei Lazio Rom nicht verlängert. Ob und wo er seine Karriere fortsetzt, ist noch offen.