08.07.2016 09:28 Uhr

Ernst: Mit Heidel & Weinzierl klappts bei S04

Fabian Ernst spielte zwischen 2005 und 2009 für Schalke 04
Fabian Ernst spielte zwischen 2005 und 2009 für Schalke 04

Fabian Ernst ist optimistisch, dass es bei den Königsblauen mit Neu-Manager Christian Heidel und Neu-Trainer Markus Weinzierl endlich nachhaltig bergauf geht. Auch für seinen Jugendverein Hannover 96 hat er Tipps.

Er selbst hat 23 Länderspiele absolviert, erklärte aber nach seiner Nichtnominierung für die Heim-WM 2006, nicht unter Joachim Löw für Deutschland spielen zu wollen. Negative Gefühle gegenüber dem immer noch amtierenden Coach der Nationalelf hegt Ernst aber nicht: "Die Sache ist erledigt." Die EM verfolgt er trotzdem, meist vor dem eigenen Fernseher mit seinen Kindern. 

In seiner aktiven Zeit spielte der Mittelfeldmann unter anderem bei Hannover 96 und dem HSV, hatte seine erfolgreichste Zeit aber in Bremen und bei Schalke 04. Mit den Norddeutschen gewann er 2004 das Double, bei den Königsblauen reichte es zur Vizemeisterschaft. Noch heute ist der 37-Jährige ein gefragter Mann, wenn es um die Geschehnisse beim Revierklub geht.

An Breitenreiters Training gab es wenig zu meckern

Die letzte Saison der Schalker habe Ernst gar nicht so intensiv verfolgt, letztlich müsse sich aber der Trainer fragen, woran das schlechte Abschneiden gelegen habe. "Andererseits", gab er im Interview bei "fussball.news" zu, "habe ich von den Spielern, mit denen ich gesprochen habe, nur Positives über die Arbeit von Breitenreiter gehört." Alle seien sehr zufrieden mit der Trainingsgestaltung und auch der Kommunikation gewesen. 

Auf der Suche nach den Unruheherden bei S04 hat Ernst zwischen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies auf der einen und den Medien auf der anderen Seite keinen Hauptschuldigen am immerwährenden Chaos ausgemacht. Er würde sich eher eine größere Geschlossenheit "von unten nach oben" im Verein wünschen: "Da müsste der Trainer auch mal gestützt werden, vom Vorstand oder von Herrn Tönnies", so seine Empfehlung, "und zwar zum richtigen Zeitpunkt." Auf diese Weise "könnte man den Medien den Zahn ziehen" und "Heckenschützen, die nur darauf warten, Unruhe zu stiften" ruhigstellen. 

Die Zukunftsaussichten für die Königsblauen schätzt der Ex-Schalker als sehr gut ein, nachdem mit Christian Heidel ein neuer Manager und mit Markus Weinzierl ein neuer Coach am Ruder sind: "Die Voraussetzungen waren für Schalke 04 noch nie so gut wie jetzt. Mit den beiden die Chance, etwas Nachhaltiges zu schaffen."

"Auch Mourinho hätte Hannover nicht gerettet"

Auch für seinen Jugend- und Heimatverein Hannover 96 hat Ernst noch ein Herz und kann die Gründe für den Abstieg in die 2. Bundesliga klar benennnen: "Die Qualität des Kaders von 96 hat sich drei Jahre in Folge verschlechtert." Gleichwertigen Ersatz gab es nicht. In der Saison zuvor ging es gerade noch noch glimpflich aus, weil Lars Stindl die Niedersachsen mit seinen zehn Toren vor dem Abstieg bewahrt habe. 

"In diesem Jahr hätte auch Jose Mourinho den Klub gerettet", ist sich Ernst sicher. Auch sein Coach aus Bremer Zeiten, Thomas Schaaf, der Roten Anfang des Jahres übernommen hatte und nach zehn Spielen schon wieder gehen musste, habe sich im Nachhinein keinen Gefallen mit dem Job dort getan. "Aber er hat eben daran geglaubt, die Mission erfolgreich beenden zu können", ist sein ehemaliger Schützling überzeugt. 

Daran dass es für Hannover direkt wieder in die höchste Spielklasse gehen könnte, hat Ernst noch seine Zweifel. "Die zweite Liga ist enorm schwer." Wenn es zu Beginn gut liefe und die Fans schnell auf der eigenen Seite seien, könne der Klub ein Wörtchen mitreden: "In Stein gemeißelt ist der Aufstieg aber längst nicht."

Stationen in der Türkei waren ein Abenteuer

Fabian Ernst kickt nun nach dem Ende seiner Laufbahn in der Altherrenmannschaft der Niedersachsen. Seine letzten Profi-Jahre verbrachte er in der Türkei, wo er mit Beşiktaş Istanbul türkischer Meister und Pokalsieger wurde. Diese Zeit habe zu den schönsten Abschnitten seiner Karriere gehört. Das lag auch an den türkischen Fans: "Ich will jetzt nicht sagen, dass sie einen vergöttern, aber man hat schon super Standing in der Öffentlichkeit."

Überhaupt sei das Fußballspielen in der Türkei "eine ganz andere Welt" gewesen. "Bei Besprechungen hüpften stets Dolmetscher aus allen Ländern hin und her". Das Training war aus bestimmten Gründen nicht so umfangreich: "Ich hatte das Gefühl, dass wir immer nur einmal trainiert haben, weil es verkehrstechnisch in Istanbul mittags nicht mehr möglich war, da durchzukommen" sagte Ernst. 

Beruflich geht es für den gebürtigen Hannoveraner als selbständiger Spielerberater weiter. "Ich wollte gern in Hannover bleiben. Und mein eigener Chef sein", erklärt der 37-Jährige. Als Trainer zu arbeiten kam für ihn nicht in Frage: "Wenn du da keinen Förderer hast, ist es fast unmöglich, den Einstieg zu schaffen."