13.07.2016 10:59 Uhr

Rampenlicht: China calling

Anthony Ujah feierte in China einen glänzenden Einstand
Anthony Ujah feierte in China einen glänzenden Einstand

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei Offensivkräfte, die im Land des Lächelns als Leistungsträger auftrumpfen.  

Nur 20 Minuten brauchte Anthony Ujah, um die Fans seines neuen Vereins Liáoníng Hóngyùn in Aufschrei zu versetzen: Nach knapp einer Stunde eingewechselt, erzielte der Nigerianer in der 83. Minute mit einem sehenswerten Solo über 35 Meter das vorentscheidende 2:0 beim 2:1-Heimsieg über Shijiazhuang Ever Bright. "Kein schlechter Start dafür, dass ich aus dem Urlaub komme", freute sich der Torschütze via twitter.

Erst vor knapp einer Woche wechselte Anthony Ujah für kolportierte 11,5 Millionen Euro von Werder Bremen zu Liáoníng Hóngyùn. Dabei war zu Beginn von Ujahs Karriere noch nicht absehbar, dass eines Tages ein Verein einen zweistelligen Millionenbetrag für den Nigerianer überweisen würde.

Nach kurzen Stationen in seinem Heimatland brachte ein Probetraining beim norwegischen Erstligisten Lillestrom SK Ujah nach Europa. Er überzeugte im Training und erhielt einen Vertrag für die Gelb-Schwarzen. In der ersten Jahreshälfte 2011 konnte er bis zum Sommer 13 Tore in 12 Spielen erzielen.

Nach einer durchschnittlichen Saison 2011/12 in Mainz wechselte Ujah zunächst auf Leihbasis zum 1. FC Köln und wurde dort zum Publikumsliebling, fiel aber bei vielen FC-Fans durch seinen Wechsel zu Werder Bremen in Ungnade.

In drei Jahren in Köln und einem weiteren Jahr in Bremen konnte Ujah stets zweistellig treffen, worüber sein neuer Verein Liáoníng Hóngyùn sicher auch nicht unglücklich wäre. Zumindest für diese Saison scheint der Torjägertitel jedoch unerreichbar, da bereits die Hälfte der Spielzeit absolviert worden ist.

Wandervogel mit Torgarantie

An der Spitze der Torjägerliste in China thront aktuell Demba Ba. Nach 17 Spielen hat der französisch-senegalesische Stürmer bereits 14 Mal getroffen und ist für 56 Prozent der Tore seines Vereins Shanghai Greenland verantwortlich. Am Wochenende ging Ba im Spiel gegen Yanbian FC jedoch leer aus. Prompt verlor das Team mit 0:2 und verpasste es, den Kontakt zur Spitzengruppe zu halten.

Im Sommer 2015 war Demba Ba kurz davor, der damalige Rekordtransfer der chinesischen Super League zu werden. "Sport1" berichtete unter Berufung auf eine chinesische Nachrichtenagentur, dass Shanghai bereit sei, 16 Millionen Euro nach Istanbul zu überweisen, um Ba von Beşiktaş loszueisen. Am Ende wurden es "nur" 13 Millionen und Ba wagte als einer der ersten Profis den Sprung von Europa nach Fernost.

Einen anderen Transferrekord hielt Demba Ba für acht Jahre: Von 2007 bis 2014 war er der drittteuerste Zweitligazugang Deutschlands, hinter seinen damaligen Hoffenheimer Teamkollegen Carlos Eduardo und Chinedu Obasi.

Zusammen führte das Trio die Kraichgauer in die Erstklassigkeit, sorgte in der ersten Bundesliga-Hinrunde der Vereinsgeschichte für Furore und konnte die Herbstmeisterschaft erringen. Auf vier Jahre in Sinsheim folgten unruhige Zeiten für den 31-Jährigen.

Nach seinem Wechsel zu West Ham United im Januar 2011 spielte Ba bis zum Sommer 2014 noch für Newcastle United und den FC Chelsea, für die er in insgesamt 99 Premier League-Spielen 43 Tore erzielen konnte. Anschließend ging es in die Türkei, ehe sich der Wandervogel für ein neues Kapitel in seiner Laufbahn entschied und das Abenteuer in China suchte.

Vom Pott in die Smog-Stadt

Doch nicht für jeden ehemaligen Bundesligaprofi ist ein Wechsel nach China ein Aufbruch ins Ungewisse. Für Junmin Hao ist es eine Rückkehr in die Heimat.

Der erste chinesische Bundesligaprofi kämpft momentan mit seinen Klub Shandong Luneng, für den er seit 2011 aufläuft, um den Abstieg: Lediglich 13 Punkte nach 16 Spielen bedeuten momentan Platz 15, der nicht für den Klassenerhalt reichen würde. Als neuer Trainer wurde am 8. Juni 2016 Felix Magath vorgestellt, den der Offensivmann noch aus gemeinsamen Schalker Zeiten kennen dürfte.

Im Abstiegskampf konnte am vergangenen Samstag ein wichtiger Sieg gegen den Tabellenzweiten Jiangsu Suning gefeiert werden. Die Gäste, gespickt mit Stars wie Ramires, Alex Teixera und Jô verloren überraschend mit 1:2, Hao spielte dabei auf Seiten der Gastgeber durch. 

Junmin Hao kam als einer der berühmten Wintereinkäufe von Felix Magath im Januar 2010 zum FC Schalke. Der Transfer sorgte bei den Anhängern der Königsblauen für Augenreiben, war der Chinese doch zuvor ein fast unbeschriebenes Blatt: Hao debütierte bereits im Alter von 17 Jahren in der chinesischen Liga für Tianjin Teda. Das angedeutete Können stellte Hao im Dress der Gelsenkirchener jedoch nur selten unter Beweis und kam in seiner Knappen-Zeit nur auf 14 Ligaeinsätze.

Nachdem in dieser Woche die Transfers von Graziano Pellè und Papiss Demba Cissé zu Shandong realisiert wurden, bleibt abzuwarten, ob Hao für einen der Stars auf die Bank ausweichen muss. Fast täglich kursieren neue Transfergerüchte um die wachsende Super League und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Spieler aus der Bundesliga bei einem chinesischen Verein anheuert.

 

Sebastian Rotter