16.07.2016 11:22 Uhr

Del Bosque: "Die Jahre waren fantastisch"

Vicente del Bosque blickt auf
Vicente del Bosque blickt auf "fantastische Jahre" zurück

Vicente del Bosque blickt trotz seines bitteren Abgangs als spanischer Nationalcoach nach einer unbefriedigenden EM mit dem Achtelfinalaus gegen Italien glücklich auf die Jahre mit der Selección zurück - und äußert sich zu Pep Guardiola als möglichem Nachfolger.

2008 hatte del Bosque das Amt des Nationaltrainers übernommen und das Team 2010 zum Welt-, sowie 2012 zur Verteidigung des Europameistertitels geführt. "Die Jahre waren fantastisch, nicht nur wegen der Titel. Wir spürten die Sympathie, auch wenn die Sympathie nach der WM in Brasilien 2014 weniger wurde. Das war ein äußerst delikater Moment", sagte der 65-Jährige der "Süddeutschen Zeitung".

Als amtierender Weltmeister war Spanien bei der WM in Brasilien schon in der Gruppenphase ausgeschieden. Den Grund dafür sieht der Iberer in den "drei P's": "posesión, presión, profundidad" (Ballbesitz, Druck, Tiefe). Drei Attribute also, die den berühmten spanischen Stil bis dahin ausgemacht hatten.

Ob dieser Stil nachhaltigen Einfluss auf den Fußball hätte und speziell Deutschland sich ein Beispiel an Spanien genommen hätte? "Natürlich erfüllt es mich mit Zufriedenheit, zu sehen, wie Deutschland spielt. Aber ich will das auch nicht überwerten", meint Del Bosque und führt fort: "Wer nicht hohes Pressing ausübt, kommt überall in Schwierigkeiten."

Guardiola als Nachfolger?

Spanien habe aber im internationalen Fußball generell vorgelegt: "Früher haben wir Trainer aus anderen Ländern geholt, nun schicken wir selbst Trainer ins Ausland. Ich denke nur an Pep Guardiola. So was macht uns stolz, das hätten wir uns vor ein paar Jahren sicher nicht vorgestellt."

Ob Guardiola einmal sein Nachfolger werden könne obwohl er sich als Katalane stets für die Unabhängigkeit der Region von Spanien einsetzte? "Warum sollte nicht ein Katalane spanischer Nationaltrainer werden? Es wäre großartig, wenn wir dazu beitragen könnten, Katalonien dem Rest des Landes wieder näher zu bringen. Ich vermute, dass man weniger verdient als in einem Klub, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das wichtig ist für Leute, die schon so viel Geld verdient haben."

Vicente del Bosque war von 1987 bis 1990 Trainer des Jugendteams von Real Madrid bevor er die Profimannschaft zwischen 1999 und 2003 übernahm und zu zwei Champions-League-Triumphen sowie zwei spanischen Meisterschaften führte. Anschließend war er von 2004 bis 2005 in der Türkei bei Beşiktaş tätig. In Zukunft will sich der 65-Jährige aber wohl andere Beschäftigungen suchen, als "den ganzen Tag in einem Trainingsanzug rumzulaufen".