17.07.2016 10:25 Uhr

Büskens: "Leiwand" - 2:0 nicht überschätzen

Allianz Stadion wurde gegen Chelsea eingeweiht
Allianz Stadion wurde gegen Chelsea eingeweiht

Eines kann man Rapid-Trainer Mike Büskens wohl nicht vorwerfen: Mangelnden Integrationswillen. Wie er die Stimmung bei der Eröffnung des Allianz-Stadions erlebt habe, wurde der gebürtige Düsseldorfer am Samstagabend gefragt. "Es war leiwand", antwortete er auf gut Wienerisch und hatte die Lacher damit auf seiner Seite. Der 2:0-Sieg gegen Chelsea hatte natürlich auch zur guten Stimmung beigetragen.

Dieser war für den Deutschen und seine Rapidler wohl das "Sahnehäubchen" auf einer rundum gelungenen Rückkehr nach Hütteldorf. Der Support - vor allem jener des wie eine Wand hinter einem Tor stehenden oder hüpfenden "Block West" - sei absolute "Weltklasse" gewesen, schnalzte Büskens genießerisch mit der Zunge. "Das kann uns Energie geben", ließ er wissen, um gleich darauf noch ein Sager auszupacken, der ihm die grün-weißen Herzen wohl näherbringen wird: "Jetzt habe ich das verstanden mit dem Lebenssinn."

Kurz darauf gab sich der 48-Jährige aber wieder teutonisch sachlich: "Das war ein schöner Tag heute, aber wir wissen das Spiel schon einzuschätzen." Es habe eine Mannschaft (Rapid), die knapp vor dem Ligastart stehe, gegen eine andere (Chelsea) gespielt, die erst am Anfang der Vorbereitung sei. Daher wollte er den Erfolg über den Champions League-Sieger von 2012 nicht überbewerten. "Es war eine runde Sache, aber wichtiger ist, dass wir kommende Woche gegen Ried in der Liga gut aus den Startlöchern kommen."

Neulinge zeigen auf

Dass es für Rapid an diesem kühlen Sommerabend durchaus rund lief, war nicht zuletzt dem Brasilianer Joelinton zu verdanken. Die Leihgabe des deutschen Bundesligisten Hoffenheim schrieb sich mit dem Führungstor bereits früh als Autor des ersten Goals im Allianz-Stadion in die Rapid-Geschichtsbücher ein.

"Seine Entwicklung ist echt gut. Wir haben ihn ja auch verpflichtet, weil wir was von ihm erwarten", so Büskens. "Er spielt auch gut gegen den Ball. Das ist bei Brasilianern nicht immer der Fall." Dennoch mahnte der Rapid-Coach Bodenhaftung ein. Der junge Mann ist erst 19 Jahre alt. "Er wird auch einmal in Löcher fallen."

Eine Talentprobe lieferte auch der 20-jährige Ungar Tamas Szanto ab, der bei der Rückkehr nach Hütteldorf von Beginn weg ans Leder durfte. "Er hat auf sich aufmerksam gemacht", lobte Büskens. "Das war sehr ordentlich, eine hohe Passquote." Fazit: "Wir haben einen guten Kader, haben Qualität". Diese wurde noch verbessert, weil am Sonntag der Kroate Ivan Mocinic als neue Drehscheibe im Mittelfeld verpflichtet wurde.

Der Neuzugang kann damit ab sofort auch Rapid-Kapitän Steffen Hofmann entlasten, der vom ersten Antreten in der neuen Umgebung samt vollem Erfolg ebenfalls angetan war: "Das gibt uns Selbstvertrauen. Ich hoffe, dass wir diesen Schwung von den Rängen mitnehmen können. Dann gibt das eine tolle Heimsaison. Ich hoffe, dass wir vor großen Kulissen viele Punkte machen werden."

Ein geradezu euphorisches Resümee zog Christopher Dibon: "Das ist ein unvergesslicher Tag. Es war unglaublich, ich bin sprachlos. Wir haben gesehen, wozu wir in der Lage sind." Wobei auch der Verteidiger den Realitätssinn nicht völlig verlor: Die Spieler des englischen Gegner haben eben noch "wenige Spiele in den Beinen" gehabt. Trotzdem: "Kein Profi verliert gern."

Conte verliert nicht gerne

Das bestätigte auch der neue Chelsea-Coach Antonio Conte. Immerhin stand der italienische "Zappelphilipp" unter Beobachtung des milliardenschweren russischen Oligarchen Roman Abramovich. Der Chelsea-Boss rekelte sich nämlich auch in einer der neuen VIP-Logen in Wien-Hütteldorf.

"Es war schwer für uns nach drei Tagen intensivem Training, aber ich verliere nie gerne. Die Spieler auch nicht", sagte Conte also. "Wir können aus dem Spiel eine Menge lernen. Ich habe einige Dinge gesehen, an denen wir arbeiten müssen." Wobei auch der 46-Jährige nicht der Frage entkam, wie denn so die Stimmung im neuen Rapid-Stadion gewesen sein. "Good", antwortete er in trocken-konzisem Englisch. "Aber in England ist das immer so."

Auch wenn die Akustik von Rapids neuer Fußball-Oper in Zukunft öfters britischen Fansound erwarten lässt, gab sich der nunmehr im Süden angesiedelte "Block West" zur Eröffnungsgala mitunter etwas borstig. "Weststadion" skandierte er etwa, oder "Hanappi-Stadion, Hanappi-Stadion".

In der kommenden Woche wird auch Kardinal Christoph Schönborn in der "grünen Hölle" vorbeischauen, um sie auch wirklich fachmännisch einzuweihen. Die Chancen, den Beelzebuben hinter dem Tor auf den Pelz zu rücken, stehen nicht schlecht. Das "Allianz-Stadion" verfügt auch über eine eigene Kapelle.

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apa/red