19.07.2016 16:31 Uhr

Carlo & Pep: Pragmatiker trifft Philosophen

Pep Guardiola und sein Nachfolger Carlo Ancelotti
Pep Guardiola und sein Nachfolger Carlo Ancelotti

Am Mittwoch trifft Bayern München auf Manchester City - und damit auch Carlo Ancelotti auf seinen Vorgänger Pep Guardiola. Trotz der wenigen Veränderungen fallen dennoch schon Unterschiede auf.

Bauchmensch gegen Kopfmensch, Pragmatiker gegen Philosoph: Carlo Ancelotti trifft nur 67 Tage nach dem Abschied von Pep Guardiola auf seinen Vorgänger beim deutschen Rekordmeister Bayern München. Doch es sind nicht nur zwei Trainer, die sich an der Seitenlinie gegenüberstehen werden, sondern zwei unterschiedliche Ansätze vom Fußball.

"Ich habe eine sehr gute Beziehung zu Pep Guardiola. Er hat hier hervorragende Arbeit geleistet", sagte Ancelotti vor dem Testspiel gegen Manchester City am Mittwoch über den Spanier. Bei aller Wertschätzung wird aber schon nach gut einer Woche deutlich, dass es beim Serienmeister künftig in eine andere Richtung gehen wird. Nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem daneben.

Wie Guardiola hat auch Ancelotti zu Saisonbeginn mit verletzten Spielern zu kämpfen. Am Samstag beim ersten Test in Lippstadt hatte sich Arjen Robben eine Blessur an den Adduktoren zugezogen und fällt sechs Wochen aus. Während der Guardiola die Spieler meist in der Obhut der Ärzte ließ, lautet Ancelottis Credo: "Wenn ihre Zunge nicht verletzt ist, spreche ich auch mit ihnen."

"Der Pep-Stil war richtig gut"

Es ist der lockere Umgang, der in diesen Tagen am Trainingsgelände des FC Bayern auffällt. Ancelotti, der von seinen Spielern immer hundertprozentige Einstellung fordert, gibt gleichzeitig zu, dass es bei der Arbeit nicht immer nur ernst zugehen muss. Gleiches gilt offenbar auch für Termine mit Medienvertretern. Guardiola fühlte sich von der Presse oft missverstanden.

"Ich versuche auch, meine eigenen Ideen hier einzubringen", sagte Ancelotti am Dienstag. Der 57 Jahre alte Italiener ist allerdings nicht versessen auf ein spezielles System. "Der Pep-Stil war richtig gut. Ich hoffe, die Spieler vergessen das nicht", sagte Ancelotti. Drei Jahre ging es an der Säbener Straße philosophisch zu, nun eher pragmatisch. Ancelotti versprach, dass er keine Revolution anstrebe.

"Ich kenne meine Mannschaft schon sehr gut"

Wie genau der Ancelotti-Fußball in Zukunft sein wird, darüber wird das Spiel gegen Manchester City wenig Aufschluss geben. Die EM-Spieler weilen noch im Urlaub, Robben und Douglas Costa fehlen verletzt. Interessanter wird daher womöglich das Duell an der Seitenlinie. Auf der einen Seite Guardiola, der fast 90 Minuten lang Anweisungen gibt und sich auch mal mit dem Vierten Offiziellen anlegt, auf der anderen Seite Ancelotti, der in Lippstadt nur selten von seinem Bankplatz aufgestanden ist.

Gemeinsam haben beide, dass sie sich im Vorfeld nicht mit ihrem jeweiligen Vorgänger ausgetauscht haben. Das wird auch am Mittwoch nicht passieren. "Ich kenne meine Mannschaft schon sehr gut, ich muss keine Fragen stellen", sagte Ancelotti. Dafür kann sich der Italiener beim Katalanen für die netten Grußworte bedanken, die dieser ihm auf der Wand im Trainerbüro hinterlassen hatte.

Danach würde Ancelotti gerne ein paar Monate bis zum nächsten Wiedersehen warten. Ein Finale in der Champions League zwischen Bayern und ManCity ist sein Wunsch: "Ich hoffe, unser nächstes Treffen ist in Cardiff." Dort findet 2017 das Endspiel in der Königsklasse statt.