20.07.2016 15:59 Uhr

Rampenlicht: Auftrag im gelobten Land

Ludovic Obraniak schnürt seine Schuhe mittlerweile in Israel
Ludovic Obraniak schnürt seine Schuhe mittlerweile in Israel

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. weltfussball blickt heute auf ein Trio, das in der Bundesliga als Fehleinkauf bezeichnet wurde und nun um den Einzug in den Europapokal kämpft.

Aus dem Weserstadion verjagt, in Israel gesetzt:  Nach langer Leidenszeit bei Werder Bremen spielt Ludovic Obraniak mittlerweile für Maccabi Haifa und trifft am Donnerstag im Rückspiel der Europa-League-Qualifikation auf den estnische Klub Nõmme Kalju. Der Pole spielt im Hinspiel 90 Minuten, sein bisher bestes Spiel im Trikot der Hafenstädter zeigt er jedoch vergangene Saison im Pokalfinale gegen Maccabi Tel Aviv: Schon in der ersten Halbzeit legte Haifas Nummer zehn per Freistoß das 1:0-Siegtreffer auf und verhalf seinem Team  so zum ersten Pokalsieg seit 1998.

Von den Talenten des Linksfußes konnten sich allerdings die Bremer Fans nur selten überzeugen. Bereits im zweiten Pflichtspieleinsatz für Werder gegen Borussia Mönchengladbach glückte dem Linksfuß ein Traumtor durch einen direkt verwandelten Freistoß.

Die kolportierten 1,5 Millionen Euro, die den polnischen Nationalspieler kurz vor Ende der Transferperiode im Januar 2014 an die Weser brachten, schienen sich früh auszuzahlen. Doch der in Frankreich geborene offensive Mittelfeldspieler konnte nicht an seine gute Form anknüpfen, verlor zunächst unter Trainer Robin Dutt seinen Stammplatz und wurde unter Nachfolger Viktor Skripnik in die U23-Mannschaft versetzt.

Im August 2015 gaben die Grün-Weißen Obraniak dann schließlich ablösefrei nach Haifa ab, um zumindest das Gehalt zu sparen. „In dem Jahr in Bremen habe ich beinahe den Spaß am Fußball verloren“, kommentierte der Pole seine Zeit an der Weser.

Eine Familienangelegenheit

Sein neuer Teamkollege Nikita Rukavytsya hat in seiner Karriere bisher bei vielen Vereinen gespielt. Der Wechsel zu Maccabi Haifa vor dieser Spielzeit war jedoch ein besonderer: „Maccabi Haifa ist ein Verein, den ich liebe und zu dem ich unbedingt wechseln wollte“, verriet der Offensivspieler dem Magazin „fourfourtwo“. Bereits letzte Saison lief der ehemalige australische Nationalspieler in der Ligat ha’Al auf. Der Grund: Seine Frau ist israelischer Herkunft, nach eigenen Angaben strebt der Rechtsaußen nun ebenfalls die israelische Staatsbürgerschaft an.

Nach einer guten Saison 2015/16 mit 14 Saisontoren für Ligakonkurrent Beitar Jerusalem versucht der mittlerweile 29-Jährige morgen zusammen mit seinen Mitspielern die nächste Runde der Qualifikation zu erreichen. Im Hinspiel mussten sich die Israelis zuhause mit einem 1:1 begnügen, Rukavytsya wurde dabei als Mittelstürmer eingesetzt und spielte durch.

Aus der Bundesliga dürfte der gebürtige Ukrainer vor allem den Fans von Hertha BSC Berlin in Erinnerung geblieben sein: In der Saison 2011/12 konnte sich der Linksfuß zunächst nicht für die erste Elf empfehlen, war dann unter Trainer Otto Rehhagel gesetzt, doch den erneuten Sturz in die Zweitklassigkeit konnte auch er nicht verhindern. Die Herthaner mussten nach der berühmt-berüchtigten Relegationsserie gegen Fortuna Düsseldorf absteigen. Nach einer durchwachsenen Zeit in Mainz wechselte der Stürmer schließlich 2014 nach Australien, wohin er bereits mit seinen Eltern im Alter von 14 Jahren ausgewandert war.

Flucht in die Heimat

Hinter den beiden Offensivspielern bearbeitet Gil Vermouth die rechte Seite des Spielfelds, er konnte zudem im Hinspiel das wichtige 1:1 erzielen und tritt bei Haifa auch als Lautsprecher neben dem Platz auf. So forderte er über den offiziellen "twitter"-Account des Vereins die Fans auf, sich voll hinter die Mannschaft zu stellen. Der 30-Jährige scheint nach einem Jahr Vereinszugehörigkeit endgültig in Haifa angekommen zu sein.

Doch nicht auf jeder Station jeder Karriere schlug dem diese Art der Wertschätzung entgegen. Das Resultat zweier enttäuschender Jahre beim 1.FC Kaiserslautern: ganze 44 Bundesligaminuten, eine fast unheimliche Verletzungshistorie und eine Leihe zum niederländischen Erstligisten De Graafschap. Zu wenig für einen ehemaligen Champions-Legaue-Teilnehmer, der bereits nach einem Jahr im Sommer 2012 seine Zelte in der Pfalz wieder abbrach und nach Israel zurückkehrte.

Sollten die drei Routiniers das Weiterkommen in der EL-Qualifikation klar machen, haben sie immer noch vier Spiele vor der Brust, ehe die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League in trockenen Tüchern ist. Die möglichen nächsten Gegner auf diesem Wege sind entweder der moldawische Klub FC Zimbru oder die Türken vom Osmanlıspor FK, die sich im Hinspiel 2:2 trennten.