21.07.2016 14:35 Uhr

Janko denkt nicht an Team-Rücktritt

Marc Janko sieht WM-Teilnahme als
Marc Janko sieht WM-Teilnahme als "Traumziel"

Marc Janko bleibt der österreichischen Nationalmannschaft auch nach der verpatzten EM in Frankreich erhalten. Im Gegensatz zu Kapitän Christian Fuchs denkt der 33-jährige Stürmer nicht an einen Team-Rücktritt.

"Ich habe nie mit Rücktrittsgedanken gespielt. Wenn man mit mir weitermachen will, stehe ich gerne zur Verfügung. Wenn ich nicht mehr gebraucht werde und man einen Schnitt machen will, werde ich das auch akzeptieren. Ich bin gerne Nationalspieler, aber über eine Einberufung entscheidet der Teamchef. Ich spiele ihm da gerne den Ball zu. Ich werde jedenfalls weiter alles probieren, um dem Team zu helfen", erklärte der Routinier.

Der älteste Spieler im ÖFB-Teamkader analysierte das Ausscheiden bereits in der Gruppenphase der Europameisterschaft so: "Es hängt immer noch ein bisschen nach. Die Enttäuschung über die Art und Weise, wie alles verlaufen ist, ist groß. Es sind die Details, die auf diesem Level entscheiden. Die Dinge, die so viel hätten möglich machen können, sind nicht für uns gelaufen."

"Die genauen Gründe erspare ich mir jetzt. Wir als ÖFB-Team haben einiges einstecken müssen, teilweise auch sehr entbehrliche Sachen. Aber da müssen wir drüberstehen als Berufssportler. Einige Medien haben sogar Teamchef Marcel Koller infrage gestellt, das hat mich schon überrascht. Die Beurteilung ist typisch österreichisch gewesen - ein Schwarz-Weiß-Denken, sagte der Angreifer, der bei der EM-Endrunde nie einen völlig fitten Eindruck gemacht hatte.

"Habe Frieden mit meiner eigenen Leistung geschlossen"

"Wir haben im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen, dass es keine leichte Aufgabe ist. Hochmütigkeit können wir uns nicht vorwerfen. Die Erwartungshaltung ist von der Öffentlichkeit gekommen. Die hat uns ja schon als Europameister gesehen. Ich für mich habe das Abschneiden sehr wohl analysiert. Über meine Mitspieler spreche ich nicht, ich kann nur meine eigene Leistung analysieren. Da habe ich Frieden geschlossen", meinte der Legionär vom FC Basel.

"Ich habe wieder etwas gelernt über den Umgang mit einigen Medien. Es war eine weitere Erfahrung, wie die Medien-Landschaft in Österreich funktioniert. Das war teilweise sehr enttäuschend, da sind schon scharfe Pfeile geflogen. Aber das hat nichts mit meiner Passion zu tun, Nationalspieler zu sein", so Janko.

"Fakt ist, dass Geschichten frei erfunden worden sind, komplett aus der Luft gegriffen. Das ist eine neue Dimension von Journalismus. Natürlich war die Stimmung nicht überragend, aber Spannungen gab es 0,0 Prozent. Wir sind weiter eine harmonisierende Gemeinschaft, daran hat sich nichts geändert."

"Ich traue uns auch in der WM-Qualifikation viel zu"

Die im Herbst beginnende WM-Qualifikation sieht Janko so: "Es ist das gleiche Spiel wie vor zwei Jahren. Es ist eine schwierige Gruppe. Man hat gesehen, dass es auf diesem Niveau keine leichten Gegner mehr gibt. Wales hat bei der EM irrsinnig gut gespielt. Das werden verdammt schwierige Spiele, aber ich glaube nach wie vor an diese Mannschaft."

"Ich traue uns auch in der WM-Qualifikation viel zu. Und ich hoffe auf die Fans. Wir haben von einem Pflänzchen gesprochen, das zum Baum geworden ist. Auch wenn davon ein paar Äste abgebrochen sind, das lassen wir hinter uns. Rückschläge gehören im Sport dazu."

Eine WM-Teilnahme 2018 in Russland wäre für den Torjäger "eine Riesensache für uns, den Verband und die Fans. Es fährt aber nur der Gruppensieger fix zur Weltmeisterschaft, die Zweiten müssen ins Playoff. Mit diesem Modus wird es auf keinen Fall einfacher. Es wäre das absolute Traumziel, wenn wir noch einmal nachlegen könnten mit einer WM-Teilnahme - und dann vielleicht in die K.o.-Phase einziehen. Aber die Betonung liegt auf Traum."

Neuer ÖFB-Kapitän? "Die Schleife ist nur symbolisch"

Nach dem Team-Rücktritt von ÖFB-Kapitän Fuchs meinte Janko zur Frage des Nachfolgers: "Das ist überhaupt nicht wichtig. Unabhängig davon, wer die Schleife trägt, haben wir die Führungsrolle in den vergangenen Jahren auf viele Köpfe verteilt. Da gibt es viele, die intern einmal das Wort übernehmen oder auch in unangenehmen Situationen vor die Presse treten. Die Schleife ist nur symbolisch. Wichtig ist, dass wir uns wieder finden, dass jeder sein Potenzial abrufen kann."

Dazu zählt es die Fehler der EM nicht zu wiederholen: "Wir haben in Frankreich auch schon  darüber gesprochen, bei diesem Abendessen, bei dem angeblich Teller gefolgen sein sollen. So ein Schwachsinn, das ist frei erfunden. Da wurde normal gesprochen in einem vernünftigen Ton. Dort hat der eine oder andere das Wort ergriffen und gesagt, dass es jetzt wichtig ist, zusammenzuhalten."

"Ich denke nicht, dass wir uns durch diese Europameisterschaft unseren Weg schlechtreden lassen. Ich zähle weiter auf die Unterstützung der Fans. Es wird sich zeigen, wer wirklich hinter uns steht, und wer nur ein Schönwetterfan ist", meinte Janko."

Erstmals seit längerer Zeit völlig ohne Beschwerden"

Seine persönliche Fitness beschrieb der Sturmtank, der zuletzt beim 3:3-Remis im Testspiel des FC Basel gegen den VfL Wolfsburg einen Treffer erzielte, so: "Ich fühle mich wieder sehr, sehr gut. Erstmals seit längerer Zeit bin ich wieder völlig ohne Beschwerden. Ich habe alle Wehwehchen auskuriert."

"Ich bin zwar erst seit 11. Juli im Training und die kurze Vorbereitung ist nicht ideal, aber ich bin auf einem guten Weg. Dass ich im ersten Meisterschaftsspiel anfange, bezweifle ich. Es wäre nachvollziehbar, wenn ich Schritt für Schritt herangeführt werden würde", glaubt Janko.

Mehr dazu:
>> Janko-Tor bei Basel-Remis gegen Wolfsburg

apa/red

APA: Es ist in eine ganz andere Richtung gegangen. Wie lange haben sie gebraucht, um das bei der EM Erlebte zu verarbeiten?

Janko: "Es hängt immer noch ein bisschen nach. Die Enttäuschung über die Art und Weise, wie alles verlaufen ist, ist groß. Es sind die Details, die auf diesem Level entscheiden. Die Dinge, die so viel hätten möglich machen können, sind nicht für uns gelaufen. Die genauen Gründe erspare ich mir jetzt. Wir als ÖFB-Team haben einiges einstecken müssen, teilweise auch sehr entbehrliche Sachen. Aber da müssen wir drüberstehen als Berufssportler. Einige Medien haben sogar Teamchef Marcel Koller infrage gestellt, das hat mich schon überrascht. Die Beurteilung ist typisch österreichisch gewesen - ein Schwarz-Weiß-Denken."

APA: Wie bewerten Sie es selbst?

Janko: "Wir haben im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen, dass es keine leichte Aufgabe ist. Hochmütigkeit können wir uns nicht vorwerfen. Die Erwartungshaltung ist von der Öffentlichkeit gekommen. Die hat uns ja schon als Europameister gesehen. Ich für mich habe das Abschneiden sehr wohl analysiert. Über meine Mitspieler spreche ich nicht, ich kann nur meine eigene Leistung analysieren. Da habe ich Frieden geschlossen."

 

APA: Die Unstimmigkeiten im Team, über die nach der EM berichtet wurde, haben daran nichts geändert?

Janko: "Ich habe wieder etwas gelernt über den Umgang mit einigen Medien. Es war eine weitere Erfahrung, wie die Medien-Landschaft in Österreich funktioniert. Das war teilweise sehr enttäuschend, da sind schon scharfe Pfeile geflogen. Aber das hat nichts mit meiner Passion zu tun, Nationalspieler zu sein. Fakt ist, dass Geschichten frei erfunden worden sind, komplett aus der Luft gegriffen. Das ist eine neue Dimension von Journalismus. Natürlich war die Stimmung nicht überragend, aber Spannungen gab es 0,0 Prozent. Wir sind weiter eine harmonisierende Gemeinschaft, daran hat sich nichts geändert."

APA: Mit welchen Erwartungen kann man dann in die anstehende WM-Qualifikation gehen?

Janko: "Es ist das gleiche Spiel wie vor zwei Jahren. Es ist eine schwierige Gruppe. Man hat gesehen, dass es auf diesem Niveau keine leichten Gegner mehr gibt. Wales hat bei der EM irrsinnig gut gespielt. Das werden verdammt schwierige Spiele, aber ich glaube nach wie vor an diese Mannschaft. Ich traue uns auch in der WM-Quali viel zu. Und ich hoffe auf die Fans. Wir haben von einem Pflänzchen gesprochen, das zum Baum geworden ist. Auch wenn davon ein paar Äste abgebrochen sind, das lassen wir hinter uns. Rückschläge gehören im Sport dazu."

APA: Mit den Erfahrungen dieser EM: Wie wichtig wäre es, bei der WM in Russland das wahre Potenzial dieser Mannschaft zeigen zu können?

Janko: "Es wäre eine Riesensache für uns, für den Verband und für die Fans. Es fährt aber nur der Gruppenerste fix zur WM, die Zweiten müssen ins Play-off. Mit diesem Modus wird es auf keinen Fall einfacher. Es wäre das absolute Traumziel, wenn wir noch einmal nachlegen könnten mit einer WM-Teilnahme - und dann vielleicht in die K.o.-Phase einziehen. Aber die Betonung liegt auf Traum."

APA: Mit dem Fuchs-Rücktritt ist auch sein Amt vakant. Sie waren schon Teamkapitän. Wie wichtig ist es, wer die Rolle künftig bekleidet, und wer sind für Sie die Führungsspieler in der Mannschaft?

Janko: "Es ist überhaupt nicht wichtig. Unabhängig davon, wer die Schleife trägt, haben wir die Führungsrolle in den vergangenen Jahren auf viele Köpfe verteilt. Da gibt es viele, die intern einmal das Wort übernehmen oder auch in unangenehmen Situationen vor die Presse treten. Die Schleife ist nur symbolisch. Wichtig ist, dass wir uns wieder finden, dass jeder seine Potenzial abrufen kann."

APA: Was erwarten Sie von den Führungsspielern in der Aufarbeitung? Bei der nächsten Zusammenkunft wird die EM sicher noch einmal nachbesprochen werden.

Janko: "Wir haben in Frankreich auch schon gesprochen, bei diesem Abendessen, bei dem angeblich Teller geflogen sein sollen. So ein Schwachsinn, das ist frei erfunden. Da wurde normal gesprochen in einem vernünftigen Ton. Dort hat der eine oder andere das Wort ergriffen und gesagt, dass es jetzt wichtig ist, zusammenzuhalten. Ich denke nicht, dass wir uns durch diese EURO unseren Weg schlechtreden lassen. Ich zähle weiter auf die Unterstützung der Fans. Es wird sich zeigen, wer wirklich hinter uns steht, und wer nur ein Schönwetterfan ist."