22.07.2016 10:12 Uhr

Niemeyer: Mit diesem Kader wird es nichts

Da waren Peter Niemeyer und Sandro Wagner noch vereint
Da waren Peter Niemeyer und Sandro Wagner noch vereint

Darmstadts Mannschaft ist zur Zeit maximal ein Grundgerüst. Peter Niemeyer läutet die Alarmglocken. Es fehlt nach vielen Abgängen, allen voran durch den Wechsel von Top-Stürmer Sandro Wagner, noch an Verstärkungen.

Die Lilien sind zur Zeit ein heißer Kandidat auf den Abstieg, das ahnt auch Niemeyer, der in der "Bild" sagt: "Wenn ich ganz ehrlich bin: Wenn wir mit so einem Kader antreten, wie er jetzt ist, können wir die weiße Fahne hissen." Untergangsszenarien bei den Lilien? Nein. Der 32-Jährige ist sich andererseits auch sicher, dass das zum Saisonstart anders aussieht: "Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen wieder was Vernünftiges hinbekommen - sie sind dran und machen und tun."

Auf dem Trainingsplatz steht mittlerweile ein neuer Mann: Dirk Schuster trainiert nun den FC Augsburg, Norbert Meier hat bei den Hessen das Ruder übernommen. "Er zäumt das Pferd anders auf", sagt der Defensivspieler. Die Analysen sind weitgreifender, damit der neue Coach die Spieler besser einschätzen kann. "Aber in dieser Phase der Vorbereitung kann man noch nicht so viel sagen, da es vorrangig um Grundlagen geht", schränkt er ein.

Ausdauer und Kraft

Ein intensives Training soll die die nötige Fitness für die 1. Liga bringen. "Wir müssen hart trainieren, weil es genau darauf ankommen wird." Niemeyer ist sich sicher, dass die energische Spielweise der Lilien andere Teams mürbe gemacht hat. "Die Physis war unser Faustpfand im letzten Jahr. Da müssen wir wieder hinkommen."

Wie viel genau trainiert werden soll, kann Niemeyer auch nicht genau sagen: "Der eine sagt, wir müssen 200 Minuten trainieren, um dann auch 95 Minuten fit zu sein. Der andere sagt, wir müssen genau 90 Minuten trainieren und da Vollgas geben, um dann für die 90 Minuten fit zu sein." So oder so: Nicht nur in Darmstadt macht man sich Gedanken, auch in Frankfurt war zuletzt von stundenlangem Training die Rede. 

Dass die Darmstädter in der letzten Saison nur auf 37 Prozent Ballbesitz kamen und damit ligaweit das Schlusslicht waren, sieht Niemeyer gar nicht so kritisch: "Ich hab gern den Ball - aber am liebsten ist mir grundsätzlich das, womit wir am ehesten in der ersten Liga bleiben können." Am Anfang der Vorbereitung versuche man Stärken auszubauen und die Dinge zu verbessern. "Was dann am ersten Spieltag übrig bleibt, werden wir dann sehen." Was also mehr Ballbesitz angeht, ist der 32-Jährige gelassen: "Wir können es gerne probieren. Man muss ja auch Ziele haben."

Wagner fehlt

Mit seiner eigenen Chancenverwertung ist der Mittelfeldmann zufrieden. "Dass ich nie der Goalgetter werde, steht außer Frage. Ich hätte gern eine 100-Prozent-Quote, aber ich mache auch jedes Jahr meine Tore." Im Zweifel, sagt er im Interview mit der "Bild", trainiert er mit seinem dreieinhalb Jahre alten Sohn, der habe schon einen ordentlichen linken Fuß.

Auf den abgewanderten Sandro Wagner, mit dem er auch schon in anderen Klubs zusammen spielte, freut sich Niemeyer besonders. Bereits am 5. Spieltag treffen sich die Darmstadt und Hoffenheim. "Er kennt meine Spielweise, ich seine. Die sind ja nicht unbedingt kompatibel. Das wird ein heißes Duell." Neben dem Platz vermisst der 32-Jährige seinen Kollegen aus alten Zeiten. "Es ist so, dass uns die Zeit, als wir im Dreck saßen, näher zusammengebracht hat. Und in Darmstadt haben wir uns ein Stück weit geholfen." Zudem fehle ihm der Stürmer natürlich auch auf dem Feld.

Niemeyer ist bisher noch ohne Tattoo unterwegs, obwohl er zugibt, darüber nachgedacht zu haben, als sein Sohn auf die Welt kam. "Weil aber inzwischen jeder mit einem Tattoo rumläuft, ist es eher cooler, wenn man keines hat." Außerdem gebe es dann lustige Momente, wie bei der Dopingprobe: "Der Doc war positiv überrascht, dass ich noch kein Tattoo habe und er problemlos die Vene finden konnte. Er meinte, die anderen Bundesligaspieler sind mit Tattoos so vollgehackt, dass man die Vene nur noch ertasten, aber nicht mehr sehen kann."

Auch mit anderen aktuellen Trends wie der Jagd nach Pokemons kann sich der Darmstädter Spieler nicht anfreunden: "Ich sehe die ganze Zeit Leute, die mit dem Handy rumlaufen und suchen. Aber mich hat es noch nicht erwischt." Das mag aber auch an seinem Alter liegen: "Bei uns gab es damals ein Tamagochi-Ei und die Sesamstraße. Mit Pokemons habe ich nie gespielt."