03.08.2016 09:52 Uhr

DFB-Kader: Ohne Weltfußballerin gut genug?

Zwei Leistungsträgerinnen für Rio: Popp (links) und Marozsán
Zwei Leistungsträgerinnen für Rio: Popp (links) und Marozsán

Ballon-d'Or-Siegerin Nadine Kessler fehlt den deutschen Frauen nach ihrem Rücktritt in Rio. Nun müssen andere in die Bresche springen. Besonders die Kadertiefe des Neid-Teams überzeugt. sport.de nimmt das DFB-Aufgebot vor dem Auftaktspiel gegen Simbabwe am Mittwoch (ab 23:00 Uhr im Liveticker) unter die Lupe und macht den Kader-Check.

Tor:

Zwischen den Pfosten der deutschen Elf ist Almuth Schult vom VfL Wolfsburg als Thronfolgerin von Nadine Angerer gesetzt, die nach der WM 2015 ihren Rücktritt bekannt gab. Gemeinsam mit der US-Keeperin Hope Solo wurde sie 2014 zur Welttorhüterin gewählt und besticht durch schnelle Reaktionen auf der Linie.

Als zweite Torhüterin ist Laura Benkarth dabei. Die Keeperin vom SC Freiburg stand bisher zweimal im Tor der Nationalmannschaft kommt voraussichtlich nur dann zum Einsatz, sollte sich die Stammtorhüterin verletzen.

Abwehr:

Die routinierte Sakia Bartusiak treibt die Mannschaft von Hinten heraus an und ordnet das Geschehen auf dem Platz. Die 33-Jährige strahlt die nötige Sicherheit aus, um jüngere Spielerinnen wie Leonie Maier zu unterstützen und gilt als sehr robust und zweikampfstark. Maier selbst zeigt auf der rechten Abwehrseite stets kämpferische und konzentrierte Leistungen und ist unter Silvia Neid gesetzt.

Mit Annike Krahn befindet sich eine weitere erfahrene Abwehrspielerin im Kader der Frauen. Sie verleiht der Defensive die nötige Stabilität und hilft dem Team mit ihrer Erfahrung aus 131 Länderspielen. Und auch Babett Peter vom VfL Wolfsburg, Josephine Henning vom FC Arsenal und die Potsdamerin Tabea Kemme können die Abwehr jederzeit verstärken, wie im abschließenden Testspiel gegen Ghana bereits gezeigt.

Mittelfeld: 

Das Mittelfeld muss ohne die Weltfußballerin von 2014, Nadine Keßler, zurechtkommen, die sich im April wegen anhaltender Knieprobleme von der großen Fußball-Bühne verabschiedete. Die Qualität im Herzen des deutschen Teams ist dennoch äußerst hoch: Es herrscht eine gute Mischung aus routinierter Übersicht und jungem Antriebsfußball.

Melanie Behringer und Simone Laudehr vom FCB und Lena Goeßling von den Wölfen, die gegen Ghana wegen Oberschenkelproblemen passen musste, bilden ein eingespieltes Zentrum. Goeßling ist die Abräumerin vor der Abwehr und verteilt die Bälle. Behringer und Laudehr zieht es immer wieder in die Offensiv-Abteilung und gelegentlich belohnen sie sich mit Treffern.

Zwei talentierte Youngster vom FC Bayern ergänzen das Mittelfeld: Sara Däbritz und Melanie Leupolz vertraten regelmäßig die Stammkräfte und zeigten durchweg gute Leistungen. Das hält den Konkurrenzkampf im Team hoch und könnte das ein oder andere Prozent aus denen, die bei Olympia letztendlich auflaufen werden, herauskitzeln.

Die wichtigste Personalie in der Schaltzentrale zwischen Mittelfeld und Angriff ist Dzsenifer Marozsán. Die extrem talentierte Technikerin von Olympique Lyon – dorthin wechselte sie im Sommer vom 1. FFC Frankfurt - spielt sich durch ihre Ballsicherheit und Spielintelligenz in den Vordergrund. Zudem ist sie äußerst torgefährlich: 29 Tore in 59 Länderspielen. Auf ihr liegen die Hoffnungen der deutschen Fans.

Isabel Kerschowski vom VfL Wolfsburg sollte sich nicht allzu große Hoffnungen auf einen Stammplatz machen, dafür ist das Mittelfeld der Nationalmannschaft zu hochkarätig besetzt.

Angriff: 

Anja Mittag zeigte beim letzten Test der Frauen vor Olympia gegen Ghana ihre Klasse. Beim 11:0-Kantersieg netzte die Torjägerin vier Mal. Die 120-malige Bundesliga-Torschützin hat die Aufgabe, das Team anzuführen und ihre Mitspielerinnen zu leiten.

Auch im Fokus steht ihre Sturmpartnerin Alexandra Popp. Die Angreiferin vom VfL Wolfsburg wurde gegen Ghana zur ʺSpielerin des Spiels″ gewählt. Für das DFB-Team traf die 25-Jährige in 67 Länderspielen 34 Mal. Sie verfügt über einen guten Abschluss und besticht durch ihre Durchsetzungsfähigkeit.

Sollte sich eine der beiden Torjägerinnen verletzen, wird die Bundestrainerin auf Mandy Ilsacker zurückgreifen. Die Stürmerin vom 1. FFC Frankfurt ist als Ergänzungsspielerin in Rio dabei.

Weitere vier Spielerinnen stehen auf Abruf bereit: Kathrin Hendrich, Svenja Huth, Lina Magull und Lisa Weiß.

Fazit:

Im Großen und Ganzen ist der Kader der DFB-Mannschaft, besonders was Qualität und Tiefe angeht, gut aufgestellt. Die Bundestrainerin hat einige motivierte Spielerinnen in der Hinterhand, die die Elf auf dem Platz ersetzen wollen und auch können.

Silvia Neid und ihr Team dürfen sich also berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Allerdings starten auch die anderen Top-Favoriten wie Gastgeber Brasilien und die amtierenden Olympiasiegerinnen der USA mit einem vielversprechenden Aufgebot in das Turnier.