05.08.2016 16:08 Uhr

2. Liga-Check: Wer steigt auf? Wer steigt ab?

Das Objekt der Begierde: Die Meisterschale der zweiten Bundesliga
Das Objekt der Begierde: Die Meisterschale der zweiten Bundesliga

Vor dem Zweitligaauftakts-Kracher zwischen Kaiserslautern und Hannover 96 hat die weltfussball.de-Redaktion, die Köpfe zusammen gesteckt und in einer ausführlichen, manchmal hitzig geführten Debatte den Ausgang der kommenden Saison prognostiziert. Während Stuttgart den Aufstieg feiert, wird es vor allem im Tabellenkeller spannend.

 

Aufstiegskampf: Stuttgart und 96 schaffen Durchmarsch

Dem VfB Stuttgart gelingt als Primus die Rückkehr in das Oberhaus. Dabei stehen die Schwaben nach zahlreichen Abgängen vor einem echten Neuaufbau. Die wichtigen Stützen Filip Kostić (Hamburg), Daniel Didavi (Wolfsburg), Timo Werner (Leipzig) und Lukas Rupp (Hoffenheim) verließen den fünffachen Meister im Sommer. Ein heftiger personeller Aderlass, der aber knapp 30 Millionen Euro in die Kassen spülte.

Die entstandene Lücke sollen jetzt vor allem die Neuzugänge Tobias Werner (Augsburg), Youngster Anto Grgić (Zürich) und Simon Terrode (Bochum) schließen. Besonders auf dem Top-Torjäger der abgelaufenen Zweitliga-Saison ruhen die Hoffnungen im Schwabenland. Als zweiter Hoffnungsträger fungiert Trainer Jos Luhukay, der schon dreimal den Aufstieg feierte.

Auch der zweite Absteiger Hannover 96 schafft die direkte Rückkehr. Vor allem die Offensive verfügt mit Martin Harnik, Charlison Benschop und Artur Sobiech über absolute Angriffspower. In der Defensive drohen dagegen Probleme. Die Abgänge von Nationaltorwart Ron-Robert Zieler (Leicester), Routinier Christian Schulz (Graz) sowie Außenverteidiger Hiroki Sakai (Marseille) konnten nicht adäquat ersetzt werden. Dennoch schießt der Ausnahme-Sturm die Niedersachsen auf Platz zwei.

Der FC St. Pauli setzt seinen Positiv-Trend nach Platz vier in der Vorsaison weiter fort und landet in der Relegation. Erfolgstrainer Ewald Lienen kann vor allem auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen. Einzig den Abgang von Spielgestalter Marc Rzatkowski (Salzburg) schmerzt. Der letzte Test gegen den FC Sevilla macht aber Mut. Bei der knappen 1:2-Niederlage deuteten die "Kiezkicker" ihr Potential an.

Der VfL Bochum und der 1. FC Nürnberg verpassen dagegen knapp den Aufstieg. Beide Traditionsvereine mussten im Sommer zahlreiche Leistungsträger ziehen lassen. Bis die Teams eingespielt sind, verlieren so beide entscheidende Punkte im Aufstiegskampf. 

Mittelfeld: Stillstand in Lautern - Dresden etabliert sich

Nach einer enttäuschenden Saison und Platz zehn, tritt der 1. FC Kaiserslautern in seiner mittlerweile fünften Zweitliga-Saison in Serie, weiter auf der Stelle. Statt an Qualität zuzulegen, kehrten mit Jón Dadi Bödvarsson (Wolverhampton), Jean Zimmer (Stuttgart) und Marius Müller (Leipzig) drei absolute Hochkaräter dem Betzenberg den Rücken zu. Somit versinkt die Mannschaft von Neu-Trainer Tayfun Korkut weiter im Niemandsland der Tabelle.

Aufbruchstimmung herrscht dagegen bei Aufsteiger Dynamo Dresden. Nach zwei Jahren dritte Liga schaffte man endlich die Wiederkehr in Liga zwei. Zwar verliert man in Justin Eilers (Bremen) den Top-Torjäger der abgelaufenen Drittligasaison, dennoch geht man optimistisch in die neue Saison. Bei schon 17.000 verkauften Dauerkarten baut man vor allem auf die eigene Heimstärke. "Die Gegner werden sicher Angst haben, wenn sie zu uns kommen", tönte Stürmer Pascal Testroet. 

Als echte Wundertüte startet 1860 München in die Saison. So wurde dank Investor Hasan Ismaik ordentlich eingekauft. Neben klangvollen Namen wie Ivica Olić (HSV) und Karim Matmour (K'lautern), laufen künftig auch die Millionen-Transfer Stefan Aigner, der für drei Millionen Euro von Frankfurt geholt wurde, und Stürmer Ribamar aus Brasilien (2,5 mio.) in der Allianz Arena auf. Für den ganz großen Wurf reicht es aber noch nicht.

Abstiegskampf: Sandhausen muss runter - Aue schafft die Rettung

Fortuna Düsseldorf realisiert das von Trainer Friedhelm Funkel ausgegebene Saisonziel ("Nichts mit dem Abstieg zu tun haben") und hält mit einer jungen Truppe letztlich souverän die Klasse. Auch der Aufsteiger Erzgebirge Aue bleibt über dem Strich. Nach dem schon überraschenden Aufstieg ein weiterer wichtiger Erfolg des Underdogs, der besonders auf die gute Arbeit von Trainer Pavel Dotchev zurückzuführen ist.

Nach einer erfolgreichen Saison mit Platz elf steht Arminia Bielefeld im zweiten Jahr nach dem Aufstieg vor einer schwierigen Saison. Der Abgang von Norbert Meier, der die Arminen zu einer eingeschworenen Einheit formte, kann nicht aufgefangen werden. Trotz des Verbleibs von Top-Stürmer Fabian Klos landen die Westfalen am Ende nur auf Rang 16. 

Den bitteren Gang zurück müssen hingegen die Würzburger Kickers antreten. Nach dem Durchmarsch aus der Regionalliga gekrönt vom letzten Sensations-Aufstieg, stoßen die Kickers mit ihrem Mini-Etat an ihre Grenzen. Die vielversprechenden und entwicklungsfähigen Neuzugänge wie Patrick Weihrauch (22/ Bayern II) oder Tobias Schröck (23/ Sonnenhof Großaspach) reichen für das Stahlbad Abstiegskampf nicht aus. Lediglich die Rolle als absoluter Außenseiter dürfte der Mannschaft von Trainer Bernd Hollerbach in die Karten spielen.

Für den SV Sandhausen endet nach fünf Jahren die Zeit in der zweithöchsten Spielklasse. Die Lücke, die Ex-Trainer Alois Schwarz durch seinen Wechsel zu Konkurrent Nürnberg hinterließ, scheint einfach zu groß. Zusätzlich verließen unter anderem die Stammkräfte Florian Hübner (Hannover) und Aziz Bouhaddouz (St.Pauli) den Verein. Zudem bleibt offen ob Neuzugang Richard Sukuta-Pasu, der aus Cottbus kam, für mehr Torgefahr sorgen kann.