12.08.2016 13:52 Uhr

Premier League: Battle of the Coaches

Antonio Conte hat mit Chelsea große Ziele im Visier
Antonio Conte hat mit Chelsea große Ziele im Visier

In England versammelt sich in dieser Saison die Elite der Fußballtrainer. Vier Großmeister ihrer Zunft werden heute unter die Lupe genommen. Wer schafft den großen Wurf, wer enttäuscht?

Antonio Conte: Der Kompromisslose

"Conte ist ein großer, ein großartiger Trainer. Der beste bei dieser EM. Er hat der Mannschaft nicht nur ein System, sondern eine klare Handschrift gegeben", kommentierte Carlo Ancelotti seinen ehemaligen Schützling in seiner EM-Kolumne im britischen "Telegraph".

Nach der blamablen WM 2014, als Italien bereits in der Vorrunde ausschied, wurde er zum Trainer der Squadra Azzura berufen. Bei der Europameisterschaft 2016 konnte seine Mannschaft gegen die hoch gehandelten Spanier und Belgier gewinnen und ins Viertelfinale vorstoßen.

Nach dem berühmt-berüchtigten Fehlschuss von Simone Zaza im Elfmeterschießen gegen Deutschland war für Antonio Conte Schluss in der Nationalmannschaft. Schon im April 2016 verkündete er seinen Wechsel zum FC Chelsea nach der Europameisterschaft.

Die vergangene Saison der Blues war die bisher schwächste in der Abramovich-Ära, am Ende stand nur Platz zehn zu Buche. Nach dem Titelgewinn ein Jahr zuvor unter José Mourinho schienen Spieler wie Cesc Fàbregas und Eden Hazard satt zu sein und spielten ungewohnt blass. Conte soll nun wieder das Feuer erwecken.

"Bei bestimmten Dingen geht er keine Kompromisse ein. Er verlangt von seinen Spielern, dass sie ihm bedingungslos folgen, der Mannschaftsgeist steht bei ihm über allem.", schrieb Ancelotti über seinen Kollegen.

Das könnte dem Italiener jedoch gerade an der Stamford Bridge zum Verhängnis werden: Klubeigentümer Roman Abramovich ist bekannt dafür, gerne auch mal persönlich in Kaderplanung oder Aufstellungsdiskussionen einzugreifen.

Claudio Ranieri: Der Wandervogel

Die Trainerstationen von Claudio Ranieri lesen sie wie das Who-is-Who des europäischen Fußballs: Inter Mailand, der AS Rom, Juventus Turin, Valencia, Chelsea und der AC Florenz wurden bereits vom 64-Jährigen gecoacht. Im Sommer 2015 übernahm er schließlich den Trainerposten bei Leicester City, einem notorischen Abstiegskandidaten.

Was folgen sollte, kann als die größte Sensation der jüngeren Fußballgeschichte bezeichnet werden: Angeführt von den überragenden Spielern Riyad Mahrez und Jamie Vardy  spielten die Foxes eine märchenhafte Saison und gewannen zum Entsetzen der Top-Klubs aus Manchester und London die Premier League.

Nun gilt es, die Leistungen zu bestätigen. Ranieri gibt sich ruhig und fordert als Saisonziel lediglich, die 40-Punkte-Marke zu übertreffen. Er ist nach der Meistersaison bemüht, den gestiegenen Erwartungen gleich einen Riegel vorzuschieben.

In der Tat scheint es unmöglich, den Erfolg noch einmal zu wiederholen, gerade wenn man beachtet, wie viel die anderen Klubs investieren. "Große Summen bringen große Teams und normalerweise gewinnen große Teams", kommentierte der Meistertrainer die gestiegenen Ablösesummen.

Arsène Wenger: Der Ewige

Arsène Wenger hat ein dickes Fell. Seit mittlerweile 20 Jahren sitzt er auf der Trainerbank der Gunners. Gerade für die jüngere Generation scheint ein FC Arsenal ohne Wenger kaum noch vorstellbar, so tief schlagen seine Wurzeln im Verein. Seit 2004 warten die Londoner allerdings auch auf eine Meisterschaft, wofür Wenger zunehmend Kritik einstecken muss.

Während die Konkurrenz einkauft, bleibt Arsenal sparsam auf dem Transfermarkt. Die Gunners haben mit Granit Xhaka lediglich einen teuren Spieler verpflichtet, doch es bleibt dabei: Andere Vereine geben wesentlich mehr aus als Arsenal.

Gerade ein Stürmer der Marke Weltklasse würde der Mannschaft gut tun, doch Wenger scheint weiterhin auf Olivier Giroud zu setzen. Sollte es diese Saison erneut nicht mit dem Titel klappen, wird sich der Franzose erneut unangenehmen Fragen stellen müssen.

Mauricio Pochettino: Der Idealist

Schon beim FC Southampton, seiner ersten Station in England, bevorzugte der Argentinier Mauricio Pochettino attraktiven Tempofußball mit viel Laufeinsatz. Im Folgenden wurden auch die Spitzvereine auf Pochettino aufmerksam, Tottenham erhielt schließlich den Zuschlag.

Auch in London verfolgt er ähnliche taktische Ausrichtungen wie Trainerkollege Marco Bielsa, den Pep Guardiola einst als "besten Trainer der Welt" bezeichnete. Grundsatz beider Trainer ist das Pressing, um den Gegner früh unter Druck zu setzen und mögliche Torchancen im Keim zu ersticken. In der letzten Saison fing man sich lediglich 35 Gegentore. Damit stellte Tottenham neben Manchester United die beste Abwehr der Liga.

Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hat er die Mannschaft einer Verjüngungskur unterzogen: Delle Alli, Eric Dier, Harry Kane und Ryan Mason sind mittlerweile Stammspieler und debütierten bereits für die englische Nationalmannschaft, während Altstars wie Emanuel Adebayor abgegeben wurden.

Die Nachteile des hohen Tempos machten sich am Ende der Saison jedoch bemerkbar: Tottenham gewann keines der letzten vier Spiele und musste so am letzten Spieltag doch noch den verhassten Rivalen Arsenal vorbeiziehen lassen.

Deswegen plant Pochettino im Sommer erneut ein "Boot Camp", in dem seine Spieler den Feinschliff für die neue Saison erhalten. Der Trainer sucht nun noch nach den passenden Mosaiksteinen, um zum ersten Mal den Premier-League-Titel an die White Hart Lane zu holen.