15.08.2016 13:53 Uhr

Rüpel Ribéry: Wie in Berlin und London

Franck Ribéry fiel einmal mehr unangenehm auf
Franck Ribéry fiel einmal mehr unangenehm auf

Immer wieder Franck Ribéry. Der Franzose lieferte mit seinem Ellbogenschlag den Aufreger des Supercups gegen den BVB. Nicht die erste Verfehlung in einem Spiel gegen den großen Münchner Rivalen der letzten Jahre.

Franck Ribéry sagte nach seinem Ausraster lieber nichts. Den Kopf nach unten, seine Kulturtasche fest unter den Arm geklemmt, marschierte er strammen Schrittes zum Bayern-Bus, dann verschwand er hinter den verdunkelten Scheiben. Eine erneute Rüpel-Diskussion war da längst in vollem Gange.

Besonders Thomas Tuchel war erbost: Er fühlte sich, als sei wieder der 21. Mai. "Das war auf jeden Fall ein Deja-vu zum Pokalfinale", schimpfte der Trainer von Borussia Dortmund nach der 0:2-Niederlage im Supercup, "da hat der vierte Offizielle Ribérys Finger aus Gonzalo Castros Auge gezogen. Jetzt stehen der Linienrichter, Schiedsrichter und der vierte Offizielle im Dreieck aus 15 Metern Entfernung um die Situation herum. Der gleiche Spieler, die gleiche Aktion!", sagte er und schob verächtlich hinterher: "Okay."

Ribéry, das Pulverfass mit besonders kurzer Lunte, war von Felix Passlack bearbeitet worden, als er mit dem linken Ellbogen ausholte. In einer Aufwärtsbewegung verpasste er seinem Gegenspieler erst einen Wischer, auf dem Rückweg einen Schlag vor die Stirn. Dann riss er den Ellbogen nach hinten. Dass er Passlacks Gesicht nicht heftig traf, war Zufall.

"Es gibt überhaupt keine Zweifel, wie diese Szene zu beurteilen ist", klagte Tuchel, Passlack selbst betonte: "Das war eine Tätlichkeit. In der Bundesliga hätte er Rot gesehen."

"Franck ist eben ein Hitzkopf"

Schon nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale hatte sich die Borussia betrogen gefühlt: Ribéry verkrallte sich in Berlin geradezu in Castros Gesicht. Und dann ist da ja auch noch die bittere Erinnerung an das Champions-League-Finale 2013: Ribéry rammte Robert Lewandowski seinen Ellbogen ins Gesicht.

Den drei Ausrastern ist vieles gemein: Franck Ribérys Taten blieben ungesühnt oder unangemessen milde bestraft - er spielte weiter. Der BVB verlor. "Wenn eine Hand ins Gesicht schlägt, ist es eine Rote Karte. Und ich verstehe nicht, warum das zum wiederholten Male nicht passiert", sagte Linksverteidiger Marcel Schmelzer frustriert.

Etwas diplomatischer versuchte es Sebastian Rode, bis zum Sommer noch Mitspieler Ribérys bei den Bayern: "Ich kenne Franck. Er ist eben ein Hitzkopf."

Auch Ancelotti schon gewarnt

Das weiß längst auch Carlo Ancelotti. Bereits nach dem Testspiel gegen Inter Mailand, in dem Ribéry wieder auf jedwede Provokation eingegangen und knapp einem Platzverweis entgangen war, hatte er ihn recht rüde zurechtgewiesen. "Ich habe ihm gesagt, dass er auf dem Rasen ein gutes Verhalten an den Tag legen muss. Auch wenn es eine Provokation gab - das macht nichts! Ich habe ihm gesagt, er soll damit aufhören."

Ribéry aber brennen immer noch die Sicherungen durch, wenn er provoziert wird. Dieses Problem, diese Diskussion nehmen die Bayern mit in den Saisonstart gegen Werder Bremen am 26. August. Ancelotti wird sich intern äußern, am Sonntag sagte er nichts zu der Szene.

Vom Thema konnte auch Karl-Heinz Rummenigge nicht ablenken, trotz allen Bemühens. Ungefragt versuchte der Vereinsboss nach dem Abpfiff, alle Aufmerksamkeit auf die Pfiffe der BVB-Fans gegen den Weltmeister Mats Hummels ("Eine Katastrophe!") zu lenken. Vergeblich.