18.08.2016 09:25 Uhr

Historie: Bayern zu Gast im Paradies

Jan Wouters und der FCB spielten 1993 bei Carl Zeiss Jena II
Jan Wouters und der FCB spielten 1993 bei Carl Zeiss Jena II

Im DFB-Pokal treffen Carl Zeiss Jena und der FC Bayern München erstmals in einem Pflichtspiel aufeinander. Berührungspunkte zwischen den Spielern beider Vereine gab es aber auch schon früher.

Zwischen der ersten und letzten Europapokalteilnahme der Jenaer Fußballer lagen 27 Spieljahre mit 19 Teilnahmen und 87 Spielen – darunter das 1981 gegen Dinamo Tbilisi verlorene Pokalsiegercupfinale. In diesem Zeitraum von 1961 bis 1989 qualifizierten sich auch die Münchner Bayern 22 Mal für die europäischen Pokalwettbewerbe. Nur dreimal traten dabei die beiden Klubs in derselben Konkurrenz an, wurden aber im UEFA-Pokal weder 1977/78 noch 1979/80 oder 1983/84 gegeneinander ausgelost.

Nach der Wiedervereinigung pendelten die Thüringer zwischen den Spielklassen zwei und vier. Eine Ligabegegnung des dreimaligen DDR-Meisters mit dem Branchenprimus im Jenaer Paradiespark, in dem sich das Ernst-Abbe-Sportfeld befindet, blieb somit Utopie. Allenfalls die Zweitvertretung des FCB gastierte in der Regional- und 3. Liga unter den Kernbergen beim FCC.

Achtbare Niederlage der Jenaer Amateure

Die Profimannschaft der Münchner war neben einem 2003 im Elfmeterschießen verlorenen Ligapokal-Auftritt gegen den Hamburger SV nur ein einziges Mal im Jenaer Stadion zu Gast. Durch Tore von Wouters und Nerlinger gewannen die Münchner in der 2. DFB-Pokalrunde 1993/94 mit 2:0 gegen die "eifrigen, begeistert angefeuerten Amateure" ("kicker") des FC Carl Zeiss.

Da Jenas Zweitligaprofis am Vortag sensationell den UEFA-Pokalfinalisten Borussia Dortmund aus dem Wettbewerb geworfen hatten, hallte der sicher vielleicht nicht gänzlich ironisch gemeinte Ruf "Nächste Runde, hauen wir Euch raus!" durch das Stadionrund.

Aber erst 23 Jahre später führt eine Pokalauslosung beide Vereine nun erstmals in einem Pflichtspiel zusammen. Auf Auswahlebene hingen gab es bereits vor mehr als vier Jahrzehnten denkwürdige Begegnungen zwischen Jenaer und Münchner Kickern.

Wir gegen uns

Während mit dem einzigen deutsch-deutschen A-Länderspiel in der breiten Öffentlichkeit vor allem der Magdeburger Siegtorschütze Jürgen Sparwasser verbunden ist, standen sich 1974 im Hamburger Volksparkstadion in der WM-Vorrunde auch sechs FCB-Profis (Maier, Breitner, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Hoeneß und Müller) und vier FCC-Staatsamateure (Bransch, Weise, Irmscher und Kurbjuweit) gegenüber.

Neben dem 1:0-Erfolg sicherte sich Harald Irmscher mit dem Trikot des künftigen Weltmeister-Liberos eine ganz besonderes Erinnerungsstück: "Vor den Fernsehkameras durften wir so etwas nicht machen. Also habe ich dem Franz aufgelauert und ihm den Tausch vorgeschlagen. War alles kein Problem", erzählte der Mittelfeldregisseur später.

Jena-Stürmer knipst gegen Hoeneß, Hitzfeld und Co.

Zwei Jahre vorher gelang einem anderen Jenaer auf dem Weg zur Bronzemedaille bei den Spielen von München ein entscheidender Treffer im Vergleich mit der bundesdeutschen Olympiaauswahl. Eberhard Vogel traf acht Minuten vor Schluss im Olympiastadion für die DDR-Elf von Georg Buschner zum 3:2 gegen die DFB-Vertretung. In dieser zeichnete vor 80.000 Zuschauern mit Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld ein später als Manager und Trainer sehr erfolgreiches Gespann des Rekordmeisters für die Treffer verantwortlich.

Viele der genannten Altvorderen werden sicher auch am Freitag gespannt nach Jena schauen, wenn der amtierende Pokalsieger beim Viertligisten im Paradies gastiert. Bayern-Coach Carlo Ancelotti, der dort mit dem AS Rom 1980 trotz eines 3:0 im Hinspiel im Europapokal nach einer 0:4-Niederlage noch sensationell ausscheiden musste, nimmt trotz des enormen Qualitätsunterschiedes die Jenaer sicher nicht noch einmal auf die leichte Schulter.

Matthias Arnhold