19.08.2016 08:00 Uhr

Austria entdeckt ihr Selbstvertrauen wieder

Alex Grünwald schreit nach dem Führungstreffer den Frust der letzten Spiele aus sich heraus
Alex Grünwald schreit nach dem Führungstreffer den Frust der letzten Spiele aus sich heraus

Die Wiener Austria hat sich am Donnerstag mit einem 2:1-Heimsieg gegen Rosenborg im Playoff-Hinspiel der Europa League aus dem Negativstrudel nach zuletzt zwei herben Niederlagen befreien können. Das wiederentdeckte Selbstvertrauen wird auch durch das bittere Auswärtstor der Gäste aus Trondheim kaum erschüttert.

"Es ist schade, dass wir einen Gegentreffer bekommen haben, aber es gibt keinen Ersatz für Siege", zog Austria-Trainer Thorsten Fink erleichtert und zufrieden sein Resümee nach dem Erfolg gegen den norwegischen Meister und Cupsieger.

Fink hatte jenen mitunter schwer gescholtenen Spielern vertraut, die am Sonntag in Graz gegen Sturm mit einer 1:3-Niederlage die zweite herbe Pleite en suite bezogen haben. Der Europacup als Seelentherapie, obendrein mit der ungewohnten, jedoch selbst auferlegten Rolle des leichten Außenseiters. "Reagiert heute und ihr habt mein Vertrauen", lautete die Aufforderung vom Austria-Coach, der seine Schützlinge im ersten Teil des K.o.-Duells mit dem früheren Stammgast in der Champions League auch nachkamen.

Alexander Grünwald sorgte mit einem sehenswerten Schuss ins Kreuzeck für den 100. Austria-Treffer unter Fink. Felipe Pires, zuvor noch Assistgeber, machte gegen noch völlig konsternierte Norweger den Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit perfekt. 

Allerdings sorgten nicht nur Tore für violette Zufriedenheit. "Wir haben das gegen einen Gegner, der gewohnt ist das Spiel zu machen, defensiv hervorragend umgesetzt und Nadelstiche gesetzt. Es war eine gute Mischung aus Ballbesitz und Konter", so Fink. Tormann und Kapitän Robert Almer hob die verbesserte Laufbereitschaft hervor, außerdem hätte man die Zweikämpfe angenommen.

Violette Gegenoffensive

Die Austria hat gegen Rosenborg ihr Selbstvertrauen wieder entdeckt, auch vor den Mikrofonen. Der zuletzt auch persönlich kritisierte Raphael Holzhauser holte nach der Partie zum verbalen Gegenschlag aus: "Ich muss von den richtigen Leuten kritisiert werden. Von Leuten im Verein, vor allem vom Trainer lasse ich mir etwas sagen. Ich weiß selbst, dass die letzten zwei Spiele nicht gut waren von mir, von der Mannschaft. Aber gleich das ganze System in Frage zu stellen, das ist lächerlich."

Das späte Gegentor sei bitter, aber "davon sollten wir uns nicht den Abend verderben lassen", meinte Holzhauser. Austria-Trainer Fink wies darauf hin, dass er das Ergebnis vor dem Spiel in dieser Form angenommen hätte. "Aber wenn man es in der Nachspielzeit bekommt, dann tut das weh", so der Deutsche, der auch Lob für den Gegner hatte: "Sie wurden für ihren Mut belohnt. Der Innenverteidger kam aus dem Spiel heraus in der Box zum Ball."

Wie sehr das in der Europacup-Arithmetik so wichtige Auswärtstor von Rosenborg letztlich schmerzen wird, bleibt abzuwarten. Es fällt aber in die Kategorie Lehrgeld. Rettete beim Europacup-Auftakt gegen den FK Kukësi in den Schlussminuten noch die Stange die Austria vor einem Remis, verschlechterte sich diesmal die Ausgangslage der Veilchen vor dem Rückspiel in Norwegen am Donnerstag (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) deutlich.

Rosenborg baut auf Heimvorteil

"Mit dem Tor ist das Ergebnis ok", sagte Rosenborg-Trainer Kåre Ingebrigtsen. Er ärgerte sich über eine auf europäischer Ebene unzureichende Defensivleistung seiner Mannschaft, die aus seiner Sicht aus zwei Chancen zwei Tore zuließ, stellte aber fest: "Es reicht uns, wenn wir zu Hause gewinnen." Die Zuversicht ist nicht unbegründet. 2016 konnte man in Trondheim alle Heimspiele für sich entscheiden.

Die erfolgsverwöhnten Norweger präsentierten sich gegen die Austria ungewöhnlich ineffizient. 13:4 Abschlussversuche zählt die offizielle UEFA-Statistik, aber nur 3:2 lautete aus Rosenborg-Sicht die Bilanz bei den Schüssen auf das Tor. "Es war klar, dass sie zu Chancen kommen, weil sie individuell Klasse haben", sagte Fink.

Im Rückspiel bedarf es jedenfalls nicht nur einer erneut starken Austria-Leistung, sondern auch einer schwächeren von Rosenborg. Anders als im Wiener Ernst Happel Stadion, in das gegen Rosenborg nur 6.090 Zuschauer kamen, wartet auswärts ein "Hexenkessel", wie Raphael Holzhauser vermutete. Der Mittelfeldspieler war jedenfalls optimistisch: "Für uns schaut es aber trotzdem gut aus."

Mehr dazu:
>> Austria schlägt Rosenborg mit 2:1
>> Die Playoff-Ergebnisse der Europa League 

Sebastian Kelterer