23.08.2016 11:39 Uhr

Bundesliga-Check: Von Liga 2 nach Europa?

Folgt der Leipziger Aufstiegsparty eine Europareise?
Folgt der Leipziger Aufstiegsparty eine Europareise?

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind ab Freitag Geschichte, Medizinbälle werden wieder gegen Fußbälle getauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wer wird Meister, wer steigt ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im ersten Teil: Leipzig, Freiburg, Frankfurt.

RB Leipzig

Gewinner der Vorbereitung:

Yussuf Poulsen. Der 22-Jährige kam in der vergangenen Saison in 32 Zweitligaspielen zum Einsatz, musste sich aber in der Vorbereitung auch gegen Neuzugang Timo Werner beweisen. Das gelang dem Offensivmann mit Testspiel-Treffern gegen Würzburg und Eibar. Zudem dürfte der Däne bei den Verantwortlichen einen Stein im Brett haben, schließlich verzichtete er zugunsten der besseren Vorbereitung auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen – anders als Mitspieler Davie Selke.

Verlierer der Vorbereitung:

Marius Müller. "Ich habe gute Chancen zu spielen, wenn ich meine Leistung bringe und will es dem Trainer so schwer wie möglich machen", sagte der Keeper zu seinen Ambitionen. In der Vorbereitung durfte er nach seinem Wechsel aus Kaiserslautern nach Sachsen allerdings nur wenige Minuten spielen und stand im Pokalmatch gegen Dresden nicht einmal im Kader. Hinter Péter Gulácsi und Fabio Coltorti hat er trotz vergleichbarem Leistungsniveau (noch= das Nachsehen.

Neuzugang im Fokus:

Leipzig hat sich in der aktuellen Transferperiode gezielt verstärkt. Das Geld, das die Sachsen dabei für einzelne Spieler ausgaben, haben andere Aufsteiger gerade einmal als Gesamtetat. 10 Millionen Euro zahlten die Leipziger für Timo Werner vom Absteiger aus Stuttgart, sogar 15 Millionen für Mittelfeldspieler Naby Keïta, der aus der Brause-Filiale in Salzburg kam. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Neuen.

Verletzte und Sorgenkinder:

Keïta und Kapitän Dominik Kaiser zogen sich beim Pokalspiel in Dresden Mittelfußprellungen zu und drohen für den Saisonauftakt gegen Hoffenheim auszufallen. Zudem ist fraglich, wie fit Olympia-Teilnehmer Davie Selke nach einem aufreibenden Turnier nach Leipzig zurückkehrt. Nach dem DFB-Pokal-Aus scheinen die Verantwortlichen zudem noch mehr Sorgenkinder zu sehen. Schließlich gab Vorstandschef Oliver Mintzlaff zu Protokoll, eventuell nochmal auf dem Transfermarkt aktiv werden zu wollen: "Möglich, dass mehr als nur ein Innenverteidiger und ein offensiver Mittelfeldspieler kommen."

Prognose:

Die Verantwortlichen in Leipzig haben nicht nur Geld, sondern auch den Verstand, es möglichst sinnvoll einzusetzen. Deswegen erwarten viele Experten, dass Leipzig bald die Europapokalplätze angreift. Ralf Rangnick will davon jedoch noch nichts wissen und verweist auf den Klassenerhalt als Saisonziel – Leipzig soll sich langfristig etablieren. Nichtsdestotrotz zeigt ein ähnliches Beispiel, wie es laufen könnte: 2008 erlebte das neureiche Hoffenheim einen kometenhaften Aufstieg in der Bundesliga, ärgerte die Bayern an der Tabellenspitze bis zur Winterpause, um dann aber doch ins Mittelfeld abzurutschen.

 

SC Freiburg

Gewinner der Vorbereitung:

Florian Niederlechner. Bei Mainz 05 hatte der Angreifer in der Bundesliga einen schweren Stand und wurde nach Freiburg verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Dort scheint er sich immer besser einzugewöhnen. Dafür sprechen gute Leistungen in Abwesenheit von Sturmkonkurrent und Olympia-Teilnehmer Nils Petersen. Unter anderem traf Niederlechner gleich dreifach im Testspiel gegen Darmstadt und steuerte auch im DFB-Pokal einen Treffer zum 4:0-Sieg gegen Babelsberg bei.

Verlierer der Vorbereitung:

Echte Verlierer in der Vorbereitung der Freiburger gibt es nur durch Verletzungen. Oliver Kempf ist ein Leidtragender. Der eigentlich gesetzte Innenverteidiger zog sich im Testspiel gegen Darmstadt Anfang August eine Verletzung am Außenmeniskus zu und fällt auch für den Saisonstart aus.

Neuzugang im Fokus:

Durch Kempfs Ausfall hat Neuzugang Caglar Söyüncü aus Altinordu die Chance, sich von Beginn an einen Stammplatz zu sichern. 2,5 Millionen Euro, so viel wie für keinen anderen Neueinkauf, legte der SCF für den 20-Jährigen auf den Tisch. Trainer Christian Streich schenkte ihm in der Vorbereitung viel Vertrauen. Ob er auch das Bundesliganiveau halten kann, wird sich zeigen.

Verletzte und Sorgenkinder:

Die Offensive ist mit Leistungsträgern wie Petersen, Grifo und dem wiedererstarkten Niederlechner ordentlich besetzt. Für Freiburg kommt es im Abstiegskampf aber vor allem auf die Defensive an. Christian Streich wollte ursprünglich eine Dreierkette etablieren. Durch die Ausfälle von Oliver Kempf und Marc Torrejón wurde dieser Plan jedoch vorerst durchkreuzt. Die Frage ist nun, wie die Defensive in die Saison startet und ob eine Systemumstellung später immer noch umsetzbar ist.

Prognose:

2015 stiegen die Breisgauer sehr unglücklich ab. Der Verein hielt das Niveau innerhalb der Mannschaft jedoch auch in der 2. Bundesliga hoch und ist nun wieder dort angekommen, wo er hingehört. Das Team ist besser aufgestellt als Darmstadt und wird sein Ziel Klassenerhalt dank einer harmonisch zusammengestellten Elf erreichen.

 

Eintracht Frankfurt

Gewinner der Vorbereitung:

Marco Russ! Mitte Mai traf den Innenverteidiger die Diagnose Krebs aus dem Nichts. Nach der OP Ende Mai und einer Chemo-Therapie befindet sich Russ auf dem Weg der Besserung. "Es geht mir wieder gut. Seit zwei Wochen fühle ich mich wohl. Im Januar will ich wieder dabei sein", sagte der 31-Jährige nun bei der Saisoneröffnung der SGE. Manchmal kann man auch außerhalb der Saisonvorbereitung der größte Gewinner im Team sein.

 

Verlierer der Vorbereitung:

Haris Seferović. Nach einer durchwachsenen Saison hätte der Stürmer in der Vorbereitung die Chance gehabt, sich seinem Trainer zu präsentieren. Doch in den Testspielen gegen Celta Vigo (3:1) und Atalanta (2:2) konnte der Schweizer, der nicht in der Startaufstellung stand, keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Für Tore sorgten Neuzugang Branimir Hrgota, der aus Gladbach kam und sogar im Pokal gegen Magdeburg traf, und Klub-Ikone Alex Meier. Seferović muss weiter versuchen, sich aufzudrängen.

Neuzugang im Fokus:

2014 zahlte Leipzig in der 2. Bundesliga 600.000 Euro Leihgebür an den AC Florenz für den kroatischen Youngster Ante Rebić, der jedoch nie überzeugte. Mit der nächsten Leihe nimmt der Angreifer den zweiten Anlauf in Deutschland unter Niko Kovač, den er schon bei der kroatischen Nationalmannschaft kennengelernt hat. Kovač weiß, was Rebić kann. Der muss seine Vorschusslorbeeren jedoch rechtfertigen. Im Pokal fehlte er allerdings krankheitsbedingt.

Verletzte und Sorgenkinder:

Im Sturm fehlten im Pokal Haris Seferović (Zahn-Operation) und Ante Rebić (vereiterte Mandeln). Verlass ist aktuell auf Branimir Hrgota und Alex Maier, doch die SGE sollte aus der Vergangenheit lernen und sich unabhängiger von einzelnen Torjägern machen. Es bleibt fraglich ob dies mit Seferović, Rebić oder dem glücklosen Luc Castaignos gelingt.

Prognose:

In Frankfurt läuft seit der vergangenen Saison ein Umbruch. Heribert Bruchhagen ging, der neue Sportvorstand Fredi Bobic kam – und krempelte die Mannschaft um. Die Eintracht verstärkte sich mit einigen jungen Spielern, die aber noch wenig Bundesligaerfahrung haben. Mittelmaß ist das Ziel der SGE, am Ende wird es in einer "Brücken-Saison" aber wieder gegen den Abstieg gehen.