25.08.2016 17:00 Uhr

Bundesliga-Check: Nur ein Team mit Potenzial

Der Kölner Yuya Osako könnte in dieser Saison auf sich aufmerksam machen
Der Kölner Yuya Osako könnte in dieser Saison auf sich aufmerksam machen

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind ab Freitag Geschichte, Medizinbälle werden wieder gegen Fußbälle getauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wer wird Meister, wer steigt ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Im vierten Teil: Köln, Wolfsburg, Berlin.

 

1. FC Köln

Gewinner der Vorbereitung:
Die Domstädter haben eine ordentliche Vorbereitung hingelegt und scheinen vor allem rechtzeitig zum Ligastart in Form gekommen zu sein. Zuletzt im Pokal mit einem souveränen 7:0 beim BFC Preussen zeigten sich die FC-Spieler in Torlaune. Vor allem zum Ende der Vorbereitung konnte Yuya Osako einige Treffer für sich verbuchen und damit Druck auf die etablierten Spitzen ausüben. Als Joker traf der Japaner sowohl im Test gegen Mainz, als auch doppelt im Pokal. Nach den Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgern wie dem EM-Fahrer Jonas Hector sowie mit Leonardo Bittencourt kann sich der FC selbst aber auch als großer Gewinner des Sommers fühlen.

Verlierer der Vorbereitung:
Bereits zum zweiten Mal wagte Simon Zoller im Sommer 2015 den Anlauf beim FC. Nach einer durchwachsenen Saison, in der Zoller vor allem als Joker zum Zuge kam, steht der Stürmer nun auf dem Prüfstand. In der Vorbereitung konnte der gebürtige Friedrichshafener nur einmal im Testspiel gegen eine Auswahl aus Burgenland treffen. Das sind wenige Argumente bei der steigenden Konkurrenz im Angriffszentrum mit Neuzugängen wie Sehrou Guirassy und Artjoms Rudņevs.

Neuzugang im Fokus:
Nach dem Abgang von Yannick Gerhardt in Richtung Wolfsburg verpflichtete der 1. FC Köln Marco Höger vom FC Schalke 04. Der defensive Mittelfeldspieler bewies bei den Knappen durchaus seine Bundesligatauglichkeit. In der letzten Saison litt Höger allerdings zum zweiten Mal an einer Kreuzbandverletzung und fiel einen Großteil der Saison aus. Nun muss der ehemalige Schalker zeigen, ob er körperlich und sportlich noch einmal in die Spur finden und das schwere Erbe beim FC ausfüllen kann.

Verletzte und Sorgenkinder:
Neuzugang Sehrou Guirassy fällt mit einem Meniskusschaden zum Saisonbeginn erstmal aus. Der Franzose, der aus Lille seinen Weg zum FC fand, muss also noch ein wenig auf seine Chance warten, sich bei den Rheinländern zeigen zu dürfen. Zudem fällt Ersatzkeeper Thomas Kessler derzeit mit einem Außenbandanriss aus. Stammkeeper Timo Horn wird also schnell wieder in Köln gebraucht. Im Pokal mussten bereits Sven Müller und Sven Bacher die beide etatmäßigen Torhüter vertreten.

Prognose:
Wichtige Leistungsträger haltend und weitestgehend auf eine eingespielte Truppe setzend, folgt der FC weiter dem Kurs, den man mit Trainer Stöger vor Jahren eingeschlagen hat. Dieser dürfte Köln auch in dieser Saison sicher in der Bundesliga halten, mehr als Platz 9 aus der Vorsaison ist allerdings nicht drin für die Domstädter.

 

VfL Wolfsburg

Gewinner der Vorbereitung:
Koen Casteels dürfte dieser Tage bei den Wölfen zu den glücklichsten Spielern im Kader gehören. Bereits nach der Verletzungspause von Stammkeeper und VfL-Kapitän Diego Benaglio in der letzten Saison zeigte Casteels, dass mit ihm zu rechnen ist. Nun scheint er vorerst das Duell um den Platz zwischen den Pfosten gewonnen zu haben. Im Pokal durfte er bereits starten, jetzt bestätigte die Wolfsburger Führung, dass Casteels die neue Nummer eins ist und Kapitän Benaglio auf der Bank sitzen muss.

Verlierer der Vorbereitung:
Trotz des Abgangs von Dante stehen die Karten von Robin Knoche auf einen Stammplatz in der VfL-Abwehr weiterhin schlecht. Zuletzt bekam Carlos Ascues im Pokal den Vorzug. In der gesamten Vorbereitung durfte sich Knoche zwar hin und wieder zeigen, Pluspunkte für einen Platz in der Wolfsburger Startelf konnte er aber nur wenige sammeln. Eine Rückkehr in den Stamm der Wölfe dürfte auch in Zukunft nicht einfacher werden. Denn nach Dantes Abgang suchen die Niedersachsen noch einen neuen Innenverteidiger.

Neuzugang im Fokus:
Beim VfL sind in dieser Saison jede Menge interessante Neuzugänge in den Kader hinzugestoßen: Mario Gomez, Daniel Didavi, Yannick Gerhardt und Talente wie Josip Brekalo. Ein besonderer Blick auf Jakub Błaszczykowski lohnt sich aber bestimmt. Nach dem Außenbandriss von Vierinha winkt dem Ex-Dortmunder schon jetzt ein Stammplatz. Nun muss der Pole zeigen, dass er noch einmal zu der Stärke zurückfinden kann, die ihn einst beim BVB auszeichnete und die ihm in seiner Zeit bei Florenz und nach seiner Rückkehr zur Borussia fehlte. Auch wegen seiner Erfahrung könnte der 31-Jährige noch eine wichtige Rolle in Wolfsburg spielen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Gleich mehrere schwere Verletzungen hatte der VfL in diesem Sommer zu beklagen. Europameister Vierinha fehlt den Wölfen wegen eines Außenbandrisses als Alternative auf der rechten defensiven oder offensiven Seite. Noch schwerer hat es hingegen den Franzosen Joshua Guilavogui getroffen. Der zweikampfstarke Mittelfeldspieler zog sich in einem Testspiel einen Wirbelbruch zu und fällt damit für längere Zeit aus. Ein Verbleib von Leistungsträger Luiz Gustavo ist damit trotz der Alternativen Yannick Gerhardt und Maximilian Arnold wichtiger denn je.

Prognose:
Zu Beginn des Sommers sah es nach dem Zerfall des Pokalsiegers von 2015 aus, doch mit steigender Dauer wendete sich die Transferperiode mehr und mehr zu Gunsten des VfL. Sollten kurz vor Ende des Transferfensters nicht noch wichtige Leistungsträger abspringen, muss man den Wölfen mit diesem Kader wieder den Sprung auf die Champions-League-Plätze zutrauen. Das Potenzial dazu haben sie jedenfalls.
 

Hertha BSC

Gewinner der Vorbereitung:
Nicht nur, dass er in diesem Sommer nach einer Leihsaison mit zehn Toren für die Berliner endgültig vom VfB Stuttgart verpflichtet wurde, ist Vedad Ibišević nach einer ordentlichen Vorbereitung nun auch Kapitän beim BSC. Nach den verpatzten Europapokalspielen gegen Brøndby ernannte Pál Dárdai den Bosnier zu seinem neuen Leitspieler auf dem Platz. Eine große Ehre für den Stürmer nach nicht einmal einem Jahr in der Hauptstadt.

Verlierer der Vorbereitung:
Fabian Lustenberger wurde als Kapitän der Hertha im Gegenzug abgesägt. Bei den Berlinern bekleidete er dieses Amt drei Jahre lang und ist nun zum Sündenbock für den verpassten Einzug in die Europa League ausgemacht worden. Zwar begründeten Trainer und Verein die Maßnahme mit der Suche nach neuen Impulsen für das Team, doch sicher scheint, dass Lustenberger bei der Hertha eher auf dem Abstellgleis steht.

Neuzugang im Fokus:
Mit 4,2 Millionen Euro Ablöse ist Ondrey Duda die einzige wirkliche Neuverpflichtung der Hauptstädter. Duda spielte für die Slowakei bei der Europameisterschaft in Frankreich und soll nun das offensive Mittelfeld der Hertha beleben. Duda ist international erfahren und spielt seit 2014 für die slowakische A-Nationalmannschaft. Vor seinem Wechsel sammelte er mit dem polnischen Klub Legia Warschau in der Europa League und in der CL-Qualifikation Einsätze auf europäischer Bühne.

Verletzte und Sorgenkinder:
Große Verletzungssorgen hat die Hertha im Augenblick nicht. Neuzugang Ondrej Duda leidet an Knieproblemen, dürfte bald aber wieder fit sein.

Prognose:
Die Hertha hat sich bereits aus dem Europapokal verabschiedet und sich im Pokal sehr schwer getan. Dem Hauptstadtklub ging in der letzten Saison zum Ende die Luft aus, dieses Jahr scheint sich die Konkurrenz an der Spitze noch einmal deutlich verstärkt zu haben. Die Berliner werden am Saisonende nichts mit den Plätzen in Europa zu tun haben.