26.08.2016 17:19 Uhr

Meinungen: RB am Ende des Regenbogens

RB Leipzig könnte ein böses Erwachen erleben
RB Leipzig könnte ein böses Erwachen erleben

Die Punktejagd beginnt wieder bei null, die Teams haben sich neu aufgestellt und der Pokal erste Erkenntnisse gebracht - Die neue Bundesligaspielzeit klopft lautstark an die Pforte und wir haben uns erlaubt, die Stadionwurst mit unserem ganz subjektiven Senf zu garnieren.

Welches Team überrascht?

Heiko Lütkehus: Neben den Hoffenheimern ist auch den einstmals dauerkriselnden Traditionsklubs aus Hamburg und Köln eine Überraschung zuzutrauen. Während beim HSV vor allem die namhaften Neuverpflichtungen (Kostić, Halilović) für Aufbruchstimmung sorgen, bestechen die Domstädter durch einen homogenen Kader, wohlige Ruhe im Umfeld und einen Trainer mit Konzept und Charisma. Platz sechs ist für alle drei Vereine im Bereich des Möglichen.

Chris Rohdenburg: Der FC Schalke 04. Dieser Tipp mutet vielleicht merkwürdig an, weil die Königsblauen eigentlich immer oben mitspielen, aber ich bin davon überzeugt, dass die Knappen in der neuen Spielzeit eine solide und ungestörte Jagd auf die Champions-League-Ränge ausüben werden. In den letzten Jahren war der Weg zum Erfolg auf Schalke oft mit entlassenen Trainern oder Unruhe im Verein gepflastert. Dieses Mal wird es anders laufen, und allein das ist ja eine große Überraschung.

Mit Markus Weinzierl ist ein mutiger und guter Coach am Ruder und mit Neu-Manager Heidel hat der Revierklub den perfekten Fang gemacht. Er hat die Strukturen des Klubs weiter professionalisiert und bringt die nötige Erfahrung und Gelassenheit für schwierige Situationen mit. Durch den Verkauf von Leroy Sané steht zudem genug Geld für neue Spieler zur Verfügung, das Heidel bereits gut reinvestierte. Es riecht förmlich nach ungestörtem Erfolg.

Gerrit Kleiböhmer: 1899 Hoffenheim. Die TSG hat in der letzten Saison eine Berg- und Talfahrt hinter sich gebracht. In der Winterpause bei den Experten als erster Absteiger bereits abgeschrieben, kämpfte sich Julian Nagelsmann in seiner Debüt-Saison als Cheftrainer in der Bundesliga eindrucksvoll zurück. Nun konnte der junge Coach erstmals eine komplette Vorbereitung mit seiner Mannschaft absolvieren. Mit dem neuen Offensiv-Trio Wagner, Kramarić und Uth wird die TSG für Furore sorgen.

Marc Affeldt: SC Freiburg. Föhrenbach, Stenzel, Haberer, Söyüncü, Philipp oder Kempf: Dem SC Freiburg mangelt es nicht an Talenten und zumindest die Herren Günter, Frantz, Guédé, Ignjovski, Schuster oder Petersen haben ihr Können bereits erfolgreich im Oberhaus zur Schau gestellt. Bedenkt man zudem, dass das Team sich bereits gut kennt und Christian Streich im Breisgau völlig ungestört arbeiten kann, dürfte der SCF  überraschen.

Welcher Klub erlebt ein böses Erwachen?

Heiko Lütkehus: Hertha BSC. Die dürftigen Auftritte in der Europa-League-Quali wie auch im DFB-Pokal bestätigen, was sich schon im letzten Viertel der Vorsaison andeutete: Der Dárdai-Effekt verliert dramatisch an Wirkung, das Team ist zurück auf dem harten Boden der Realität. Zwar besitzt der Kader genügend Potenzial und (Defensiv)-Qualität, um sich aus dem Abstiegssumpf rauszuhalten, dennoch droht die "Alte Dame" wieder zur grauen Maus zu mutieren.

Chris Rohdenburg: RB Leipzig. Peter Neururer sagte zuletzt, dass man die 1. Bundesliga und die 2. Liga nicht vergleichen könnte: "Das sind zwei verschiedene Sportarten." Dies wird auch der Aufsteiger aus Leipzig zu spüren bekommen, der sich sportlich zwar durchaus auf nachhaltige Art und Weise verstärkt und entwickelt, aber keine absoluten Knaller gekauft hat. Außerdem wird RB mit dem Problem zu kämpfen haben, dass kein gegnerischer Verein den "Brauseklub" unterschätzt. Dazu kommen die zu erwartenden Anfeindungen, die kein Spieler und Verantwortlicher auf Dauer ausblenden kann. All dies wird sich zusammengenommen auf die Leistung des Klubs aus Sachsen auswirken und einen sofortigen Höhenflug in dieser Saison - mit dem einige insgeheim rechnen - vorerst abbremsen. Mit dem Abstieg werden die Roten Bullen nichts zu tun habe, trotzdem aber einen Euphorie-Dämpfer erleiden.

Gerrit Kleiböhmer: RB Leipzig. Herzlich Willkommen in der Bundesliga! Doch im Oberhaus wird der Empfang für die Roten Bullen nicht allzu warm ausfallen. Die Sachsen werden obendrein in der Hinrunde an ihre Grenzen gehen und Probleme mit dem schnellen Spiel in der Eliteklasse bekommen. Anders als viele erwarten, wird RB also nicht durchmarschieren und die Liga im Sturm erobern. Das frühe Pokal-Aus war eine erste Warnung.

Marc AffeldtRB Leipzig. Das erste Jahr auf Augenhöhe mit der deutschen Fußball-Elite wird für die Roten Bullen kein leichtes: Zwar werden - anders als häufig von der Öffentlichkeit transportiert - Rangnick und Co. realistisch bleiben und eher langfristig planen, mit einem Platz im unteren Tabellenviertel wird man bei den ambitionierten Leipzigern aber sicher nicht rechnen. Einmal unten angekommen, könnte es für das unerfahrene Team in der Knochenmühle Abstiegskampf sogar knüppeldick kommen.