29.08.2016 10:04 Uhr

Salzburgs Haussegen hängt schief

Óscar Garcia ist
Óscar Garcia ist "not amused"

Bei Double-Gewinner RB Salzburg hängt vor der Länderspielpause der Haussegen schief. Grund ist aber nicht das bittere Out im Playoff der Champions League oder das torlose Remis am Sonntag bei Rapid, sondern der überraschende Transfer von Bernardo zum deutschen Bundesligisten RB Leipzig. Salzburg-Coach Óscar García war deshalb ziemlich sauer.

Der Ärger des Spaniers ist absolut nachvollziehbar, ihm kam kurz vor Ende des Transferfensters am Mittwoch um Mitternacht der nächste Stammspieler abhanden. "Es ist so, dass wir aktuell keinen Spieler haben, der ein klarer Ersatz für ihn wäre. Das ist natürlich für uns alle ein schwerer Schlag, drei Tage vor Transferschluss. Ich denke, dass die Ambitionen des Vereins ganz klar sind, wenn die besten Spieler von uns weggehen",  resümierte ein sehr enttäuschter Óscar.

Bereits zuvor war mit Naby Keita der Salzburg-Mittelfeldmotor dem Ruf des deutschen "Partnervereins" gefolgt. Zudem wurde auch Benno Schmitz "konzernintern" transferiert. "Jetzt haben wir vielleicht zwei Lieferings, Liefering A und Liefering B", machte Óscar seinem Ärger Luft.

Vor einigen Wochen hatte der 43-Jährige noch seinen Vertrag bei den "Bullen" trotz Spekulationen bezüglich seiner eigenen Zukunft bis Sommer 2018 verlängert. "Ich habe in der Vergangenheit gesagt, dass ich gerne mit jungen Spielern arbeite, allerdings hat sich die Situation stark verändert, drei Wochen nachdem ich meinen Vertrag hier verlängert habe", meinte der Salzburg-Coach nun.

Trainer Óscar und seine Kinder

Nachdem er kurzzeitig gar ein vorzeitiges Ende seiner Amtszeit in den Raum gestellt hatte, bekannte er sich am Sonntag nach dem 0:0 im Schlager der 6. Bundesliga-Runde doch zum Titelverteidiger. "Es sind einige Spieler hiergeblieben und nicht nach Leipzig gegangen wegen mir und weil sie die Entscheidung so getroffen haben. Ich werde für diese Spieler hierbleiben, sie nicht im Stich lassen und für sie da sein, als wären sie meine eigenen Kinder", versprach Óscar.

Einer davon ist Abwehrchef Martin Hinteregger. Der ÖFB-Teamspieler hatte ebenfalls ein Leipzig-Angebot vorliegen, entschied sich aber dagegen. So machte er erst den Weg für den Bernardo-Wechsel frei. "Bernardo hat noch vor kurzer Zeit niemand gekannt, bei uns hat er sich sehr gut entwickelt. In der Kurzfristigkeit ist der Transfer aber sehr bitter", unterstrich Sportdirektor Christoph Freund.

Den Ärger seines Trainers kann er verstehen: "Natürlich ist es für einen Trainer nicht immer ganz einfach, wenn Spieler kurzfristig weggehen, er ist auch ein sehr ehrgeiziger Trainer."

Salzburg aus Ausbildungsverein für Leipzig

Kompensiert wird der Ausfall aber nicht. Es gelte wieder einen jungen Kicker aus der Pipeline zu holen und zu entwickeln. Der Bernardo-Abgang unterstrich jedenfalls einmal mehr, dass die Salzburger immer mehr zum Ausbildungsverein für Leipzig werden. Transfers dorthin sind nicht erst kürzlich gelebte Praxis. Schon vor mehr als einem Jahr waren mit den ÖFB-Teamkickern Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker sowie Massimo Bruno drei Salzburg-Stützen zu Leipzig gewechselt.

"Es ist so, dass immer gute Transfersummen erzielt wurden, das ist auch der Weg für die Zukunft", erklärte Freund. Man sei absolut ein Ausbildungsverein. "Es ist auch so, dass wir nicht mehr jedes Jahr Meister werden müssen", sagte Freund.

Die Neuausrichtung folgte nach dem neunten vergebenen Anlauf auf die Champions League am Mittwoch gegen Dinamo Zagreb. Der Schlag war schon ein harter, nun gab es mit dem nicht nachbesetzten Bernardo-Abgang den nächsten und das vor einem schwierigen Herbst mit sechs interessanten Europacup-Spielen gegen Schalke, Nizza und den FK Krasnodar.

Wohl auch deshalb geht Óscar den Weg vorerst noch mit. "Wir versuchen unsere Arbeit zu machen, so gut es geht, Spieler zu entwickeln, um mit diesen wettbewerbsfähig zu sein und so weit wie möglich oben zu stehen in der Meisterschaft und den anderen Bewerben", so der Spanier. Leicht falle ihm der Umgang mit der neuen Situation aber nicht. "Es ist ganz klar eine schwierige Situation für uns", betonte der Salzburg-Trainer. Rapid, Austria und Leader Sturm Graz wird es freuen, die Chancen auf den Titelgewinn sind dadurch sicher nicht gesunken.

Mehr dazu:
>> Die besten Bilder der 6. Bundesliga-Runde
>> Showdown in Hütteldorf ohne Tore
>> Ergebnisse und Tabelle Bundesliga

apa/red