07.09.2016 13:43 Uhr

Rampenlicht: Astronautović hebt ab

Arnautović (r.) lässt den Georgier Ucha Lobjanidze alt aussehen
Arnautović (r.) lässt den Georgier Ucha Lobjanidze alt aussehen

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf zwei Stürmer, die in Deutschland aneckten und auf einen, der Wolfsburg einst zur Meisterschaft knipste.

Er war wohl eine der meist polarisierenden Figuren, die in der letzten Dekade in der Bundesliga gespielt hat: Marko Arnautović. Oder "Astronautović" wie ihn die deutsche Presse im Jahr 2010 nach zwei Treffern und einer Vorlage in einem Spiel adelte. Damals war der Österreicher frisch in die Bundesliga zu Werder Bremen gewechselt und schien zunächst die Erwartungen zu erfüllen, die die Bremer an ihn und seine 6,5 Millionen Euro Ablöse knüpften. Nur wenige Wochen später war er der Null-Bock-Profi, der lieber neben dem Platz mit dem Bentley fährt als zu trainieren und sich zu fokussieren. Plötzlich war er der, der mit Arroganz anstatt mit seiner Leistung auffiel.

Ein Auf und Ab prägte die Karriere des heißspornigen Stürmers. Nach drei Jahren und 72 Spielen, in denen er lediglich 14 Mal knipste, zog es den mittlerweile 27-Jährigen 2013/2014 auf die Insel zu Stoke City. Seit diesem Wechsel läuft es für den Österreicher. Er kam in jeder Saison auf knapp 30 Saisonspiele und war stets Leistungsträger. 

Auch in der Nationalmannschaft läuft es derzeit blendend: "Mein Tor gehört einzig und allein Marko Arnautović - wie so viele, die er mir bislang aufgelegt hat", sagte Sturm-Kollege Marc Janko im Zuge des 2:1 Sieges gegen Georgien in der WM-Qualifikation am vergangenen Montag. Arnautović hatte formschön im Sechzehner der Georgier per Übersteiger zwei Mann aussteigen lassen, und Janko das 2:0 mustergültig auf den Kopf geflankt – eine Vorlage mit dem Prädikat Weltklasse. Die Anerkennung, die Janko dem Linksaußen zollt zeigt, Arnautović wird zu "Astronautović" – wenn er will.  

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Torriecher neu kalibriert

Die Anerkennung, die Marko Arnautović mittlerweile genießt, hätte dem Italiener Ciro Immobile in seiner Zeit beim BVB ebenfalls gefallen. In genau einem Jahr konnte der Stürmer mickrige 24 Bundesligaspiele und drei Buden als Leistungsnachweis für die Saison 2014/2015 erbringen. Sein persönliches Problem damals: die zu kalte deutsche Kultur, die ihn nicht willkommen hieß. "Die Deutschen sind kalt", monierte er damals auf die Frage, warum er sich im Pott nicht wohlfühle.

Immobile kam mit der Hypothek von 22 Toren in 33 Spielen vom FC Turin. Der Nationalspieler sollte große Fußstapfen füllen: die, des zum FC Bayern abgewanderten Robert Lewandowski. Dies gelang ihm zu keiner Zeit, da er stets mit dem laufintensiven Spielstil Jürgen Klopps haderte, und das System mit den überfallartigen Kontergegenstößen und dem Pressing nicht auf einen Strafraumstürmer wie ihn zugeschnitten war. Nach kurzer Zeit zog er bereits zum FC Sevilla weiter, wo er allerdings, trotz des warmen Klimas, auch nicht durchstartete. Mittlerweile kickt der Mittelstürmer wieder in Italien bei Lazio Rom und hat seinen Torriecher neu justiert: Im ersten Spiel für die Römer knipste er vor zwei Wochen gegen Atalanta beim 4:3 Sieg in der Liga und auch in der WM-Qualifikation gegen Israel markierte er am Montag elegant das finale 3:1. Es scheint also, als habe die Neukalibrierung des 26-Jährigen Erfolg gehabt. 

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Bosnischer Heldenpathos

Von Torinstinkten und –riechern kann auch Edelstürmer Edin Džeko ein Liedchen singen: Besonders in der WM-Quali scheint der Bosnier das ultimative Torgespür für des Gegners Kasten zu besitzen. In 21 Qualifikationsspielen legte er der gegnerischen Mannschaft 20 Mal die Kirsche in die Maschen. Eine Weltklasse-Quote. Unlängst verwandelte er am Dienstag gegen Estland einen Elfmeter zum 2:0 beim 5:0-Sieg der Bosnier und bescherte ihnen einen hervorragenden Auftakt in die Gruppenphase der WM-Qualifikation 2018.

Seit 2015 ist der Ex-Wolfsburger bei der AS Roma angestellt, jedoch will es für ihn in Italien noch nicht so rund laufen wie zu Premier-League- oder Bundesliga-Zeiten. Lediglich neun Mal in 33 Partien ließ er das Netz zappeln – im Vergleich zu den 66 Toren in 111 Bundesligaspielen oder 50 Buden in 130 Premier-League-Matches ein Witz. Wir erinnern uns an die Zeit, in der er 2009 unter Felix "Quälix" Magath Meister wurde und zusammen mit Sturmtank Grafite die ganze Liga rasierte, infolgedessen stolze 26 Treffer erzielte. Seither ist dem bosnischen Nationalstürmer ein steter Niedergang zu attestieren. Bei Manchester City konnte er zwar in zufriedenstellender Regelmäßigkeit Tore feiern – Wolfsburger Heldenstatus erreichte er jedoch nie wieder. Das ist wenig verwunderlich, hatte er doch mit Sergio Agüero, Stevan Jovetić oder Wilfried Bony bockstarke Konkurrenten um die Sturmposition. Wenigstens in der Nationalmannschaft geht Džekos Heldenpathos weiter – dort war er stets gesetzt, ist gesetzt und wird, voraussichtlich, weiter gesetzt sein. 

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Kevin Goy Ramos