12.09.2016 14:11 Uhr

Was Pep nicht schaffte, soll Carlo richten

Ancelotti (l.) soll mit den Bayern den CL-Titel holen
Ancelotti (l.) soll mit den Bayern den CL-Titel holen

Was Pep Guardiola nicht gelang, soll nun Carlo Ancelotti richten: Den Gewinn der Champions League mit Bayern München. Mit zwei Klubs ist das dem Italiener schon gelungen.

Pep Guardiola wusste, wie es geht, als er im Sommer 2013 nach München kam. Der FC Bayern hatte unter Jupp Heynckes das Triple gewonnen, das schon, aber Guardiola war schließlich zweimal mit dem FC Barcelona erfolgreich gewesen in jenem Wettbewerb, über den sich der deutsche Rekordmeister seit Jahren definiert. Doch in den drei Spielzeiten mit dem vermeintlich besten Trainer der Welt widerfuhr den zuversichtlichen Münchnern in der Champions League dreimal das Undenkbare: Aus im Halbfinale.

Nun soll es Carlo Ancelotti richten. Und wenn einer weiß, wie es geht, dann er: Immerhin schon fünfmal hat er den Europapokal der Landesmeister gewonnen. Zweimal als Spieler, dreimal als Trainer. Neben Ernst Happel (Feyenoord Rotterdam/Hamburger SV), Ottmar Hitzfeld (Borussia Dortmund/Bayern München), Heynckes (Real Madrid/München) und José Mourinho (FC Porto/Inter Mailand) ist der Italiener der Einzige, der zwei Klubs zum Titel gecoacht hat. Er wäre der Erste, dem es mit einem dritten gelänge.

"Es ist klar, dass es unser Ziel ist, die Champions League zu gewinnen", sagt Ancelotti, "zuletzt hat es nur wegen Kleinigkeiten nicht geklappt." Kleinigkeiten mit großen Auswirkungen allerdings. Das erste Spiel am Dienstag (20:45 Uhr) ist dennoch erst mal nichts weiter als ein Warmspielen unter Wettkampfbedingungen. FK Rostov, russischer Vizemeister - das klingt zum Auftakt der Gruppe D, in der danach auch noch Atlético Madrid und die PSV Eindhoven warten, bedingt aufregend.

"In Cardiff im Finale stehen"

Dennoch: Es sei Ehrensache, dass der FC Bayern Respekt habe, versichert Thomas Müller: "Wir sind Profis genug zu wissen, dass solche Spiele keine Geschenke sind. Wir werden sicher niemanden unterschätzen." Es gehe darum, sekundiert Torhüter Manuel Neuer, einen "guten Start zu erwischen", vor allem aber geht es um das große Ganze: "Wir wollen Champions-League-Sieger werden." Dabei hofft Neuer, "dass wir das Glück auf unserer Seite haben und in Cardiff im Finale stehen."

Das Finale im walisischen Cardiff steigt am 3. Juni 2017. Bis dahin, gab Ancelotti am Montag zu verstehen, werde er auch in der Champions League nie über das nächste Spiel hinaus denken, denn "wichtig", betonte er, "wichtig wird es erst im März und April, dann kommen die wichtigen Spiele". Und dann wird es nicht zuletzt auf ihn ankommen, auf den Champions-League-"Experten" Ancelotti. "Ich hoffe schon", sagt Müller, "dass er ein besonderes Gespür hat." Ein Gespür auch für die Kleinigkeiten.

Zumindest wird Ancelotti in der Königsklasse kaum noch etwas überraschen können. Er hat schon alles mitgemacht - in der Regel erfolgreich. Mit dem AC Mailand gewann er den silbernen Henkelpott viermal, 1989 und 1990 als Spieler, 2003 und 2007 als Trainer. Es ist ihm allerdings auch nicht alles gelungen: 2005 etwa, da verlor er mit Milan das Endspiel in Istanbul im Elfmeterschießen gegen den FC Liverpool - nach einer 3:0-Führung zur Halbzeit. So einer nimmt also nichts mehr als selbstverständlich hin.

"Das ist eine schwierige Gruppe, da müssen wir aufpassen", sagte Ancelotti daher schon bei der Auslosung pflichtschuldigst. Rostov hat freilich erst 14 Europapokalspiele bestritten, darunter 1999 zwei im Halbfinale des Intertoto-Cups gegen Juventus Turin - Gesamtergebnis: 1:9. Trainer bei Juve damals: Carlo Ancelotti. Der wird übrigens fürstlich entlohnt werden, so heißt es, wenn er den FC Bayern zum sechsten Landesmeister-Triumph führt: Mit Prämien könnte er auf 15 Millionen Euro kommen. Pro Saison.