20.09.2016 11:40 Uhr

Frankenderby: Volle Hose verliert

Stefan Ruthenbeck weiß:
Stefan Ruthenbeck weiß: "Wer eine volle Hose hat, verliert"

Der Begriff "Derby" ist im deutschen Profifußball wohl mit keiner Partie enger verbunden, als mit dem Revierduell zwischen Dortmund und Schalke. Über die 170 bisherigen Vergleiche zwischen den Pottgrößen kann man im Süden der Republik allerdings nur müde lächeln.

Dort treten der 1. FC Nürnberg und die SpVgg Greuther Fürth am Dienstag bereits zum 261. Kräftemessen an. Doch das Frankenderby ist nicht nur das am häufigsten ausgetragene und älteste Nachbarschaftsduell Deutschlands, sondern auch ein Tanz auf der Rasierklinge für die aktuell leicht wankenden Konkurrenten.

Nach der 0:3-Heimpleite der Kleeblätter gegen Würzburg und der spektakulären 4:5-Niederlage des Clubs in Bochum heißt die Devise für beide Teams: Wiedergutmachung. Ein Umstand, der natürlich auch den Trainern der beiden Ex-Bundesligisten bewusst ist.

Viel Aufwand, wenig Ertrag

"Wir haben bislang viel Aufwand mit wenig Ertrag betrieben. Daher ist es ist wichtig, dass wir aus dem Derby etwas Positives rausholen. Wir können etwas gerade rücken, was zu Beginn der Runde nicht so gelungen ist", fordert FCN-Trainer Alois Schwartz von seinen Mannen. Damit dies gelinge, müsse man die Passivität ablegen und die richtige Körpersprache an den Tag legen, so der 49-Jährige. Sein Gegenüber Stefan Ruthenbeck bläst ins selbe Horn: "Wir haben sehr viele Spieler, die vor Aktionismus strotzen. Es wäre fatal, gegen Nürnberg abzuwarten und zu schauen, was ihnen einfällt. Wir sind eine Mannschaft, die Ballbesitz haben, die Pressen will", so Ruthenbeck, der zusammenfasste: "Die Mannschaft, die die Hosen voll hat, wird das Spiel nicht gewinnen."

Schwartz trifft in seinem ersten Frankenderby übrigens ausgerechnet auf seinen Angstgegner. Als Übungsleiter des SV Sandhausen konnte der Nürtinger nur eine von sechs Partien gegen die Spielvereinigung für sich entscheiden. Ein mulmiges Gefühl hat er dennoch nicht: "Auf ein Derby kann man sich immer freuen", stellte Schwartz klar. Dabei hofft er vor allem auf die Fans, die die Cluberer zuletzt trotz der Schlappe in Bochum unermüdlich unterstützten. Nach dem Fehlstart mit mageren zwei Pünktchen aus fünf Partien ist dem Ex-Profi jedoch bewusst, dass der Ausgang des Derbys auch auf seine Zukunft nicht unerheblichen Einfluss haben könnte. Druck habe man jedoch immer, so Schwartz, der zuversichtlich ergänzte: "Wir wissen um die Situation, aber wir wissen auch, dass wir korrigieren können."

Mit dem angeschossenen Löwen in der Grube

Auch in Fürth weiß man um die schwierige Situation beim alten Rivalen, Coach Stefan Ruthenbeck sieht hierin aber nicht nur Vorteile für seine Kleeblätter. "Nürnberg ist gerade in einer schwierigen Situation, das macht das Spiel für uns aber nicht einfacher. Gerade nach unserer Niederlage gegen Würzburg ist es auch bei uns nicht so, dass alle die Schultern oben haben. Nichtsdestotrotz wissen wir natürlich auch, dass ein Tick mehr Druck beim Gegner liegt. Das ist Fakt", so der 44-Jährige, der die Metapher des angeschossenen Löwen bemühte.

Personell befinden sich beide Seiten nicht unbedingt in einer komfortablen Situation. Während Nürnberg ohne Raphael Schäfer, Georg Margreitter, Rúrik Gislasson, Enis Alushi, Willi Evseev verzichten und um Kevin Möhwald und Lukas Mühl bangen muss, ist bei den Fürthern der Einsatz von Sercan Sararer, Mathis Bolly und Jürgen Gjasula mit einem Fragezeichen versehen. Derbyspezialist Robert Žulj fällt aus.