20.09.2016 13:47 Uhr

Petersen: Auf der Flucht vor den Erinnerungen

Nils Petersen will das Elferdrama hinter sich lassen
Nils Petersen will das Elferdrama hinter sich lassen

Der verschossene Elfmeter im olympischen Finale kostete Nils Petersen viel Schlaf. Mittlerweile hat der Angreifer des SC Freiburg das Trauma aber halbwegs überwunden - weil er in der Liga vom Punkt traf.

Als die miesen Maracanã-Momente wieder allgegenwärtig waren, machte Nils Petersen aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Natürlich denke ich noch daran, manchmal träume ich auch noch davon", sagte der Olympia-Pechvogel, der im Finale der Sommerspiele den entscheidenden Elfmeter verschossen und damit maßgeblichen Anteil am verpassten Gold der DFB-Auswahl hatte: "Das beschäftigt mich natürlich."

Der 27 Jahre alte Angreifer des Bundesligisten SC Freiburg wurde auf die unglücklichen Szenen angesprochen, weil er beim Liga-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) kurz vor Schluss wieder vom Punkt angetreten war. Petersen verwandelte und gab dann an, dass "er auch von vielen positiven Dingen" träume: "Und so ein Elfer ist ein positiver Traum wert."

"Bei der Familie"

Zuvor hatten die Fans des Sport-Club lautstark den Namen des Stürmers skandiert und ihn aufgefordert, anzutreten - psychologische Rehabilitation, sozusagen. "Das zeigt mir wieder, was unsere Fans für ein gutes Gespür haben und wie sie mich unterstützen", betonte Petersen, und Mitspieler Mike Frantz ergänzte: "Er ist hier wieder bei seiner Familie." Und dort fühlt er sich pudelwohl.

Vor der Partie gegen den Hamburger SV am Dienstag war Petersen von seinem Trainer Christian Streich zwar bei keiner Begegnung in dieser Spielzeit in die Startelf berufen worden. Ein Zeichen von mangelnder Wertschätzung ist das allerdings keinesfalls - ganz im Gegenteil: Streich ist von der mentalen und sportlichen Stärke seines Schützlings überzeugt.

"Es gibt immer einen Dummen"

"Er hat in seiner Karriere schon so viel erlebt, er kann vieles wegstecken. Aber der Fehlschuss in Rio war für ihn auch nicht so schlimm wie viele dachten", äußerte Streich wohlwissend, dass Petersen ja auch eigentlich ein zuverlässiger Elfmeterschütze ist.

In seiner Profikarriere hat Petersen bei 17 Versuchen nur zweimal nicht getroffen - in der vergangenen Zweitligasaison gegen den FSV Frankfurt und eben in Rio. Und spätestens als der Ball gegen Gladbach im Netz zappelte, hatte Petersen auch dieses einnehmende Lächeln wieder zurückgewonnen, das er in der historischen Olympia-Nacht verloren hatte. "Im Elfmeterschießen gibt es immer einen Dummen, der war da eben ich. Die Kunst ist es danach, nach vorne zu schauen und wieder aufzustehen." Es ist ihm gelungen.