23.09.2016 12:37 Uhr

"Arsène wer?": Wenger feiert 20-Jähriges

Ein Bild Wengers vom Amtsantritt am 22.09.1996
Ein Bild Wengers vom Amtsantritt am 22.09.1996

Arsène Wenger steht seit 20 Jahren an der Seitenlinie des FC Arsenal. Die großen Triumphe liegen aber schon einige Zeit zurück.

Als dieser schmächtige, große Franzose den Raum im "Clock End", in der Südtribüne des Highbury-Stadions, betrat, hatte niemand in London auch nur eine Ahnung davon, dass gerade eine Ära begonnen hatte. "Arsène wer?", titelte das U-Bahn-Blättchen "Evening Standard" und sprach den Fans des damals strauchelnden Traditionsklubs FC Arsenal aus der Seele.

Arsene Wenger, der vor 20 Jahren als neuer Teammanager der Gunners vorgestellt wurde, war damals nur zweite Wahl. Eigentlich sollte der später zum Ritter geschlagene Bobby Robson nach Highbury geholt werden, die Trainerlegende entschied sich aber gegen die Londoner. Es war für alle Beteiligten ein Glücksfall.

"Er ist ruhig und diplomatisch, er spricht souverän und klar, er scheint ein Mann mit großen analytischen Fähigkeiten zu sein", schrieb Arsenal-Experte Myles Palmer in seinem Buch "Der Professor" über jenen 22. September 1996, als Wenger im blauen Blazer und mit roter Krawatte vor die Presse trat. Am Samstag sitzt der 66-Jährige gegen den FC Chelsea (18:30 Uhr) zum 1073. Mal auf der Arsenal-Bank.

Vieles wurde zu Gold

In den 1072 Spielen zuvor erlebte Wenger so ziemlich alles, was das Geschäft des Profifußballs zu bieten hat. Er stellte nach seinem Amtsantritt (offiziell der 1. Oktober 1996) in Highbury alles auf den Kopf, führte Diäten ein, die er während seiner Zeit in Japan bei Nagoya Grampus kennengelernt hatte, ließ sein Team akribisch arbeiten - und hatte damit sofort Erfolg.

In den ersten zehn Wenger-Jahren wurde vieles, was der Unbekannte vom Festland anpackte, zu Gold. Schon 1998 holte Arsenal das Double, insgesamt dreimal triumphierten die Gunners mit Wenger in der Premier League. Der Franzose formte das legendäre Team der "Untouchables", der Unbesiegbaren um die Superstars Thierry Henry, Robert Pires, Dennis Bergkamp und Fredrik Ljungberg, das in der Saison 2003/04 ohne Niederlage Meister wurde. Insgesamt standen am Ende 49 Partien ohne Pleite in der Statistik.

"Das ist wirklich unglaublich", sagte Wenger später: "Na klar, ich will die Champions League gewinnen, aber wirklich, das hier ist wichtiger. Es ist etwas Besonderes. Wie haben wir das geschafft?" Die Königsklasse wurde für Wenger allerdings zum Trauma.

Das Trauma Champions League

Auch, weil der deutsche Nationaltorwart Jens Lehmann schon nach 18 Minuten mit der Roten Karte vom Platz geschickt wurde, verlor Arsenal das Champions-League-Finale 2006 in Paris gegen den FC Barcelona (1:2). Wenger blieb die Krönung versagt. Niemals den Henkelpott gewonnen zu haben, ist bislang der große Makel Wengers. Seine Karriere hat in den vergangenen Jahren an Fahrt verloren - zuletzt gab es nur noch zwei Triumphe im FA-Cup (2014 und 2015).

Wie lange er noch Teammanager der deutschen Weltmeister Mesut Özil, Per Mertesacker und Shkodran Mustafi bleibt, ist offen. Wengers Vertrag läuft am Ende der Saison aus, nicht wenige Fans der Gunners wünschen sich frischen Wind und den Abschied des Idols. Er würde große Fußstapfen hinterlassen.