06.10.2016 10:40 Uhr

Matić genießt mit Sturm den Moment

Uroš Matić vom Bundesliga-Tabellenführer Sturm Graz wird das WM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Österreich am Sonntag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Belgrad mit besonderem Interesse verfolgen. Der 26-jährige Mittelfeldspieler drückt der Auswahl seines Heimatlandes gegen das Team seiner derzeitigen Wahlheimat die Daumen, auch wenn sein Bruder Nemanja Matić in dieser Partie wegen einer Sperre noch nicht im Einsatz ist.

Mit dem um knapp zwei Jahre älteren Chelsea-Profi ist Uroš Matić ständig in Kontakt. "Er hat mich auch im Sommer in Graz besucht und sich zwei Sturm-Dressen gekauft." Nemanja versuche, so viele Spiele von Sturm wie möglich über das Internet zu verfolgen. "Er gibt mir auch immer Tipps", erzählte Uroš und bezeichnete seinen Bruder als Vorbild. "Er spielt bei einem der besten Vereine der Welt, von ihm kann ich viel lernen."

Das gilt auch für die serbischen Teamspieler, die gegen Österreich den Ausfall eines absoluten Leistungsträgers verkraften müssen. "Serbien hat viele gute Mittelfeldspieler, aber ein Kicker von seiner Klasse wird trotzdem fehlen", vermutete der Sturm-Legionär.

Serbien ist in Phase der Entwicklung

Dennoch sieht Matić das serbische Team im Aufwind. "Branislav Ivanović und Aleksandar Kolarov sind echte Anführer. Dazu hat der neue Teamchef Slavoljub Muslin eine gute Atmosphäre reingebracht. Es ist wieder ein echter Zusammenhalt spürbar." Allerdings trat der Coach sein Amt erst im Mai dieses Jahres an und hatte daher noch wenig Zeit, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu formen.

Dazu kommt, dass viele serbische Internationale erst am Anfang ihrer Karriere stehen. "Es gibt einige Routiniers, aber vor allem viele Junge, die noch nicht so weit sind, regelmäßig Top-Leistungen bringen zu können", erklärte Matić. Trotzdem hält er einen serbischen Sieg gegen Österreich für durchaus machbar. "Beide Mannschaften sind ungefähr auf Augenhöhe, viel wird von der Tagesverfassung und vom Spielverlauf abhängen."

Fans sind noch böse wegen der verpassten EM-Teilnahme

Ein Hexenkessel wie beim 1:0-Sieg der Serben gegen das ÖFB-Team am 6. Juni 2009 sei diesmal in Belgrad nicht zu erwarten. "Die Fans sind noch immer enttäuscht, weil es Serbien nicht zur EM in Frankreich geschafft hat, deswegen waren beim 2:2-Remis gegen Irland auch nur 8.000 Zuschauer im Stadion. Jetzt sind die Leute wieder positiver, doch viel mehr als 20.000 Fans werden es gegen Österreich nicht werden", vermutete Matić.

Der Sturm-Profi wird am Sonntag zu Serbien halten - obwohl der Sohn eines Serben und einer Mazedonierin derzeit einen Nationenwechsel anstrebt. "Verantwortliche des mazedonischen Verbandes haben mich angesprochen, ob ich nicht zu Mazedonien wechseln will, und ich habe zugestimmt. Alles Weitere hängt jetzt von der FIFA ab", erzählte Matić, der neben der serbischen und mazedonischen Staatsbürgerschaft aufgrund seines aus Bulgarien stammenden Großvaters auch einen bulgarischen Pass besitzt. "Ich bin ein echter Balkan-Mix."

In seiner Karriere spielte der 26-Jährige schon in der Slowakei für Košice, die zweite Mannschaft von Benfica und in den Niederlanden für NAC Breda, ehe es ihn zu Sturm verschlug. Dort lief es für ihn bisher wie geschmiert, wie die überlegene Tabellenführung nach zehn Runden beweist. "Ich fühle mich mit meiner Frau und unserem zweijährigen Sohn in Graz sehr wohl. Ich hatte einen perfekten Start, es ist einfach alles positiv. Für Sturm ist in dieser Saison alles möglich."

Sollte Matić weiterhin mit starken Leistungen glänzen, wären die Grazer wohl nur eine Zwischenstation auf dem Weg in einer größere Liga. "Aber daran denke ich nicht. Ich genieße den Moment mit Sturm", betonte der Zentrumsspieler.

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apa/red