14.10.2016 08:05 Uhr

Grindel hält neue Enthüllungen für möglich

DFB-Präsident Reinhard Grindel will weiter Aufklärungsarbeit betreiben
DFB-Präsident Reinhard Grindel will weiter Aufklärungsarbeit betreiben

Ein Jahr nach Aufdeckung des Skandals um das deutsche WM-Sommermärchen schließt DFB-Präsident Reinhard Grindel weitere Enthüllungen nicht grundsätzlich aus.

"Wir haben natürlich selbst versucht, uns ein Bild vom Geschäftsgebaren des WM-OK 2006 und früherer Führungskräfte des DFB zu machen. Dabei haben wir das Problem, dass zahlreiche Akten immer noch bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft sind. Vor einer abschließenden Bewertung der Arbeit des WM-OK müssen wir die Ermittlungen abwarten", sagte Grindel der "dpa".

Am 16. Oktober 2015 war durch einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" erstmals öffentlich über Fehlverhalten der WM-Macher um OK-Chef Franz Beckenbauer und dubiose Millionenüberweisungen im Vorfeld des Turniers 2006 berichtet worden. Grindel sieht die Aufklärungsmöglichkeiten des DFB mittlerweile als erschöpft an.

"Wir haben den Zahlungsfluss der 6,7 Millione Euro vollständig aufgeklärt. Wir wissen, dass das Geld im Jahr 2002 auf einem Konto der Firma Kemco gelandet ist, die dem früheren FIFA-Funktionär Bin Hammam zugeordnet werden kann. Was er mit dem Geld gemacht hat, kann nur er selbst beantworten. Mit uns will er darüber zumindest nicht reden. Vielleicht kommen die Staatsanwaltschaften in Deutschland oder der Schweiz hier weiter", sagte Grindel.

Unterstützung für Franz Beckenbauer

Obwohl im Zuge des Skandals immer deutlicher die Rolle von Franz Beckenbauer in den Fokus rückte, meint Grindel weiterhin, dass der Fußball-Kaiser seinen Beitrag zur Aufklärung geleistet habe. "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass uns Franz Beckenbauer alles gesagt hat, was er weiß." Mitte September war publik geworden, dass der DFB-Ehrenspielführer Sponsorenmillionen über den DFB bekommen haben soll, obwohl er stets von einem Ehrenamt als OK-Chef gesprochen habe.

Die finanziellen Konsequenzen für den DFB will der Präsident noch nicht beziffern. Weiterhin droht wegen einer falschen Steuererklärung die Aberkennung der Allgemeinnützigkeit für das Jahr 2006. "Der Schaden ist im Augenblick wegen der noch laufenden staatsanwaltsschaftlichen Ermittlungen nicht abschließend zu beziffern", sagte Grindel.

Einen Nachteil für die deutsche Bewerbung um die EM 2024 fürchtet er aber nicht: "Die Führung der UEFA und viele meiner Kollegen in den anderen nationalen Verbänden erkennen unsere Bemühungen sehr wohl an, im neuen DFB für Good Governance, für Transparenz und Compliance zu sorgen."