21.10.2016 13:44 Uhr

Hertha vs Köln: Neue Wege, gleiche Ziele

Pál Dárdai und Michael Preetz haben aus Berlin einen Herausforderer geformt
Pál Dárdai und Michael Preetz haben aus Berlin einen Herausforderer geformt

Das Wort Bayern-Jäger will bei den Überraschungsklubs Hertha BSC und 1. FC Köln niemand hören. Dennoch bestreiten beide Klubs am Samstag das Topspiel der Liga. Auf Augenhöhe mit den Münchnern sehen sie sich aber noch lange nicht.

"Es ist ein spannender Vergleich von zwei Mannschaften, die sich richtig gut entwickelt haben", erklärte Berlins Manager Michael Preetz stattdessen.

Die Kölner legten den besten Saisonstart seit 29 Jahren hin, Hertha startete nur vor 46 Jahren besser. Der FC (derzeit 15 Punkte) könnte mit einem Sieg in der Hauptstadt sogar erstmals seit 20 Jahren nach einem kompletten Spieltag wieder Bundesliga-Spitzenreiter sein, wenn gleichzeitig die Bayern (17) gegen Borussia Mönchengladbach patzen sollten. "Es ist schön, sich mit einer Mannschaft zu messen, die nach ähnlich schwerem Anfang eine gute Entwicklung hat, einen guten Manager und eine gute Phase", sagte Hertha-Coach Pál Dárdai.

"Für beide ist es noch ein unglaublich langer Weg"

Preetz sieht in der Arbeit seines Kollegen Jörg Schmadtke einen wesentlichen Grund für die Auferstehung des dreimaligen deutschen Meisters. "Jörg ist mittlerweile lange im Geschäft, hat überall gute Arbeit geleistet. Wahrscheinlich war es seine größte Leistung, dass es einem Düsseldorfer gelungen ist, die Kölner zu befrieden und für Ruhe zu sorgen", erklärte Preetz, der auch aus Düsseldorf stammt.

Beide Manager wählten - teilweise auch gezwungen durch die wirtschaftliche Lage - einen anderen Weg als viele andere Klubs. Sie setzten auf ein eingespieltes Team, gaben für neue Spieler nur 5,1 Millionen (Köln) und 6,6 Millionen Euro (Berlin) aus. Die Bilanz vor dem achten Spieltag, die Köln noch ohne Niederlage und Berlin mit nur einem verlorenen Spiel in München listet, hat für Preetz deshalb noch keinen ganz großen Aussagewert. "Für beide ist es noch ein unglaublich langer Weg. Natürlich hilft es, wenn du guten und erfolgreichen Fußball spielst", unterstrich der Hertha-Macher.

Letzter FC-Sieg in Köln liegt lange zurück

Nicht nur die Torjäger Anthony Modeste - der Kölner führt mit sieben Treffern die Torschützenliste an - und Vedad Ibišević (5) haben dafür gesorgt, dass in beiden Vereinen auch das Selbstbewusstsein gewachsen ist. "Das ist ein Signal an die Bundesliga", meinte Preetz: "Wir sind da, wenn die großen Klubs schwächeln." Das sorge für neue Spannung.

"Wir wollen das, was wir auswärts immer wieder zuwege gebracht haben, fortsetzen. Das hat in Berlin nicht immer so gut funktioniert, was auch damit zu tun hat, dass es schwer ist, in Berlin Punkte mitzunehmen", sagte FC-Coach Peter Stöger. Der letzte Kölner Sieg und das letzte Kölner Tor in Berlin liegen schon sieben Jahre zurück.

Preetz will "Verrücktheitsgrad" steigern

Ein Vorteil für die Gäste könnte sein, dass sie ohne Ausfälle nach Berlin kommen. Hertha fehlen im gesperrten Valentin Stocker sowie den Langzeitverletzten Vladimir Darida und Ondrej Duda gleich drei Spielmacher. Routinier Salomon Kalou, der in dieser Ligasaison noch keine Minute gespielt hat, soll wahrscheinlich diese Rolle übernehmen. Auch Fabian Lustenberger (Beckenprellung) ist nicht dabei.

60.000 Fans werden erwartet - das erinnert noch nicht an die 60-er und 70-er Jahre, als mehrmals über 80.000 das Duell Hertha kontra Köln verfolgten. "Man muss über zwei unterschiedliche Städte sprechen. Köln ist unglaublich fußballverrückt, jeder will dabei sein. In Berlin ist es noch ein bisschen anders - wir arbeiten daran", sagte Preetz. Am 26. September 1969 sahen 88.075 Fans im Olympiastadion Herthas 1:0 gegen Köln - bis heute Rekord in der deutschen Beletage.