22.10.2016 14:21 Uhr

Rangnick: Grenzen da, "wo wir sie uns setzen"

Ralf Rangnick sieht, dass die Anfeindungen gegen RB Leipzig weniger werden
Ralf Rangnick sieht, dass die Anfeindungen gegen RB Leipzig weniger werden

Der starke Saisonstart von RB Leipzig hat für Sportdirektor Ralf Rangnick einen positiven Nebeneffekt: Die Anfeindungen gegen seinen Klub werden weniger. Eine Entwicklung, die für Rangnick nicht überraschend kommt.

Im Interview des Berliner "Tagesspiegel" sagte der 58-Jährige: "Das war mir aber auch klar, wenn wir denn gut spielen. Und unsere Werte und positiven Attribute vermitteln." Allerdings sei ihm auch klar, "dass wir mit unseren Neuerungen als junger Verein und mit dem starken Sponsor im Rücken polarisieren".

Den Höhepunkt der Anfeindungen erlebte Rangnick in der ersten Zweitligasaison im Spiel gegen den FC Heidenheim. "Da wurden unsere Ersatzspieler beim Aufwärmen mit Urinbechern beworfen", verrät der Sportdirektor.

Letztlich könne er nicht verstehen, warum RB Leipzig im Mittelpunkt der Anti-Kommerzdebatte stehe. Unter seinen Kollegen in den Klubs sei das kein großes Thema mehr. "Was mich ärgert, aber das würde wohl jedem so gehen, wenn ein Spiel wie in Köln 15 Minuten später anfangen muss", sagte Rangnick. "Aber nicht, weil der Busfahrer die Staumeldung nicht gehört hat, sondern weil 50 Holzköpfe beschließen, die Zufahrt zu blockieren."

"Wir haben hier eine Art internen Salary Cap"

Die Vorwürfe, der Verein hätte endlose Mittel zur Verfügung und würde diese auch einsetzen, streitet Rangnick ab. Grundsätzlich lägen die finanziellen Grenzen da, "wo wir sie uns selbst setzen. Wir haben hier eine Art internen Salary Cap. Und damit wollten wir bei unserer Mannschaft ganz bewusst ein Zeichen setzen und unser großes Plus der vergangenen Saison, den extremen Teamgeist, nicht durch eine eventuelle Neiddiskussion gefährden".

Dass RB Leipzig in der Vergangenheit durchaus hohe Ablösesummen bezahlt hat, sei ihm klar. "Für uns ist aber ein anderer Punkt viel entscheidender. Wenn ich mir die letzten vier Jahre ansehe, dann haben wir konsequent einen Weg verfolgt mit einem klaren, durchgängigen Spielstil von den Kleinsten beginnend, der U 8, bis hoch zu den Profis", schwärmt Rangnick von dem Weg, den der Verein eingeschlagen hat.

"Wir haben Trainer, die diese Idee vermitteln können, und wir verpflichten im Profibereich ausschließlich junge Spieler zwischen 17 und 24 Jahren. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen und somit auch organisch wachsen", erklärt der Sportdirektor.

"Bescheiden sind wir schon"

Trotz des sportlichen Höhenflugs in den ersten Wochen der Saison ist der Klub in den Augen Rangnicks auf dem Boden geblieben: "Bescheiden sind wir schon, aber nicht in dem Sinne, dass wir uns kleiner machen, als wir sind. Allerdings auch nicht größer. Bescheiden ist unser Auftreten und unser Umgang mit- und untereinander. Wir haben großen Respekt vor der Liga, vor der Konkurrenz und gehen dabei trotzdem konsequent unseren Weg."

Was für die Mannschaft in diesem Jahr noch möglich ist, vermochte der 58-Jährige nicht zu sagen. Die Zielsetzung ist dagegen klar: "Aufstiege gibt es jetzt keine mehr, es ginge um das Erreichen internationaler Wettbewerbe oder gar Titel. Ich kann mir Dinge schon vorstellen, die momentan noch eher gewagt erscheinen mögen, aber dass das schon in dieser Saison passiert, halte ich für sehr unwahrscheinlich."