22.10.2016 13:33 Uhr

Heidels Rückkehr: Kein Platz für Geschenke

Christian Heidel kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück
Christian Heidel kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück

Seine Leidenschaft und Energie gehören Schalke 04, doch Christian Heidels Herz, das hängt wohl auf ewig am FSV Mainz 05.

"Ich habe fast 25 Jahre im Verein gearbeitet und 20 Jahre lang zuvor im Fanblock gestanden", sagte Heidel vor dem Wiedersehen mit der alten Liebe in der Bundesliga am Sonntag dem "kicker": "Natürlich stelle ich mich nicht hin und behaupte, das sei ein Spiel wie jedes andere."

Erstmals seit seinem Wechsel im Sommer trifft Heidel auf seinen Ex-Klub. Auf den Verein, den er mit akribischer Arbeit sportlich und finanziell in der deutschen Eliteklasse etablierte - und der damit auch ihn zu einer großen Nummer im turbulenten Bundesliga-Geschäft machte.

"Jeder Gegner muss es hassen, gegen uns zu spielen"

Heidel hat als Mainzer Manager kluge Entscheidungen getroffen und sich ein Denkmal gesetzt. Einst beförderte er einen Nobody namens Jürgen Klopp zum Chef-Trainer, auch Thomas Tuchel hat seinen Start in die Karriere als Bundesliga-Coach Heidel zu verdanken. Spieler fanden in Mainz eine Umgebung, in der eine Entwicklung weitgehend ohne Störfeuer möglich war - Weltmeister André Schürrle reifte bei den Rheinhessen etwa zum Nationalspieler.

Sein Erbe, davon ist Heidel überzeugt, lebt auf Mainz weiter. "Einer meiner Grundsätze war: Jeder Gegner muss es hassen, gegen uns zu spielen. Wir müssen äußerst unbequem sein. Dafür steht der FSV Mainz auch jetzt", sagte Heidel: "Die rennen viel, sind sehr aggressiv, aber haben auch richtig Qualität."

Kein Platz für Geschenke und Sentimentalität

Attribute wie diese waren Schalke 04 abhanden gekommen. Der Traditionsklub, stets von einem chronisch unruhigen Umfeld begleitet, trennte sich von Manager Horst Heldt und Trainer André Breitenreiter. Er holte Heidel, der als erste Amtshandlung Markus Weinzierl aus Augsburg in den Ruhrpott lotste.

Der Erfolg blieb in der Bundesliga nach nur einem Sieg aus sieben Ligaspielen bislang trotz Millioneninvestitionen in den Kader zwar aus. Doch immerhin: Nach dem Katastrophenstart mit fünf Niederlagen in Folge stabilisierten sich die Königsblauen zuletzt, in der Europa League steht S04 nach dem Erfolg beim FK Krasnodar (1:0) sogar vor dem vorzeitigen Einzug in die K.o.-Runde.

"Der Sieg gibt uns Selbstvertrauen für die anstehende Aufgabe gegen Mainz", sagte Torschütze Evgen Konoplyanka. Auch Heidel ist zuversichtlich für das Wiedersehen mit dem Ex-Klub: "Wir alle verfolgen nur ein Ziel: sie zu schlagen." Trotz der Verbundenheit ist bei Heidel kein Platz für Geschenke und Sentimentalität. Zumindest für 90 Minuten.