24.10.2016 08:42 Uhr

Meier: "Bin zwar 58 Jahre alt, aber..."

Norbert Meier gehört noch nicht zum alten Eisen
Norbert Meier gehört noch nicht zum alten Eisen

Am Samstag holte Norbert Meier mit dem SV Darmstadt 98 den zweiten Sieg der Bundesligasaison. Nicht zuletzt mit seinem jugendlichen Jubelsprung in die Arme des wenig begeisterten Vierten Offiziellen bewies der Trainer, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört.

"Ich bin zwar 58 Jahre alt, aber in meiner Denke darauf ausgerichtet, was unsere Vögelchen heute beschäftigt", sagte Meier nun im "kicker"-Interview und wehrte sich dagegen "Oldschool" zu sein: "Es bringt nichts, ständig über alte Zeiten zu reden, ich sage meinen Spielern auch, ich habe nicht zu der Zeit von Glenn Miller gespielt, sondern bis in die 1990er Jahre. Aber wir haben heute eine andere Generation, darauf muss man sich einlassen."

Der 58-Jährige will bei den Trainingsübungen immer auf dem neuesten Stand sein: "Man darf nicht glauben, dass Leute, die viel früher ihren Fußballlehrer gemacht haben, nicht mit der Zeit gehen. Die Trainingsinhalte verändern sich. Natürlich geht man auf Dinge ein, die etwas wissenschaftlicher sind. Der Trainerjob hat sich verändert: Früher gab es einen Spiritus Rector, wie ihn Otto Rehhagel genannt hätte, und die anderen stellten die Hütchen auf. Heute haben wir absolute Experten in allen Bereichen."

Gute Zusammenarbeit

Mit den vielen Mitarbeitern, seinem neuen Trainerteam und dem Umfeld in Darmstadt ist der Übungsleiter, der erst im Sommer aus Bielefeld kam, zufrieden. Auch weil mit offenen Karten gespielt wird. "Alle sprechen eine Sprache, sind sehr deckungsgleich in der Beurteilung. Wir kommen jeden Tag mit Freude ans Böllenfalltor und sind absolut geil auf die Arbeit. Es ist nicht nur ein respektvoller, sondern auch ein sehr konstruktiver Umgang. Wir liegen uns nicht nur in den Armen und beschmeißen uns mit Wattebäuschchen, es wird Fakt gesprochen", erklärte der langjährige Trainer von Fortuna Düsseldorf: "Es bringt Spaß, alle sitzen in einem Raum, jeder kann alles mithören, der Manager sitzt mehr bei uns als in seinem Büro, was absolut positiv ist."

Natürlich würde sich auch Meier freuen, wäre die Finanzstärke bei den Lilien etwas größer. Doch mit den vorhandenen Mitteln haben die Hessen ein Team zusammengestellt, das den erneuten Klassenerhalt sichern soll. "Ich denke, wir haben gut hingeschaut. Gewisse Transfers, die andere machen können, weil sie jahrelang in der Bundesliga spielen, sind für Darmstadt außer Reichweite. Was sich nicht geändert hat: Es gibt Spieler, für die der SV 98 erst interessant wird, wenn das, was sie sich eigentlich vorstellen, nicht klappt. Ein Gegenbeispiel ist Roman Bezjak, der immer gesagt hat, 'ich will zu euch', obwohl er andere Optionen hatte."

Gegen den Rest der Welt

Der anvisierte Klassenerhalt wird allerdings kein Zuckerschlecken. "Wir wollen den Anschluss halten, wir wollen uns mit Erfolgserlebnissen für gute Leistungen belohnen", meint Meier: "Wir müssen diese Mentalität á la 'Theo gegen den Rest der Welt' jede Woche leben - da sind auch wir Trainer gefragt." Am vergangenen Wochenende hat das ordentlich geklappt. Darmstadt schlug Wolfsburg mit 3:1. Beim zweiten Treffer seiner Lilien gab es für Meier kein Halten mehr, sodass er dem Vierten Offiziellen vor Freude um den Hals fiel als wollte er beweisen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört.