24.10.2016 09:50 Uhr

Krisenstimmung: Rapid hadert mit sich selbst

Ein umstrittener Elfmeter-Pfiff leitete die Rapid-Niederlage ein
Ein umstrittener Elfmeter-Pfiff leitete die Rapid-Niederlage ein

Der Stimmungsbarometer hat bei Rapid seit Sonntag einen neuen Saison-Tiefstwert erreicht. Durch die 0:2-Pleite im 319. Wiener Derby gegen die Austria warten die Hütteldorfer schon seit sechs Pflichtspielen auf einen Sieg und liegen als Tabellenfünfter bereits zwölf Punkte hinter Spitzenreiter Sturm Graz. Außerdem kassierte man ausgerechnet gegen den Erzrivalen die erste Liga-Heimniederlage im neuen Stadion.

Dabei hätte die Partie ganz anders verlaufen können. Die offizielle Spielstatistik wies 30:8 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz und 59 Prozent gewonnene Zweikämpfen für Rapid aus. Außerdem betrug die Passquote der Grün-Weißen 79 Prozent, jene der Austria gerade einmal 63 Prozent.

Dass seine Mannschaft den Platz dennoch als Verlierer verließ, lag laut Rapid-Trainer Mike Büskens vor allem an der mangelhaften Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. "Wir haben uns Riesenchancen herausgespielt, aber dann hat uns die Abgeklärtheit und die Ruhe vor dem Tor gefehlt, und wir wurden dafür bitter bestraft."

Das Problem der fehlenden Qualität im Abschluss zieht sich bei Rapid wie ein roter Faden durch die vergangenen Wochen. "Wir haben in vielen Phasen richtig gut Fußball gespielt, aber wir müssen an der Effizienz arbeiten, so wie es uns die Austria vorgemacht hat", erklärte Büskens.

Als weiteren Grund für die Niederlage nannte der Rapid-Coach den umstrittenen Elfmeter, der zum 1:0 für die Austria führte. Der Strafstoß nach einem Duell zwischen Mario Sonnleitner und Alexander Grünwald sei "mehr als hart", "fragwürdig" und "ein Nackenschlag" gewesen, sagte Büskens, gab aber auch zu: "Trotzdem hatten wir danach noch genügend Chancen."

Besser nicht auf die Tabelle blicken

So aber schauten aus den jüngsten vier Bundesliga-Partien nur zwei Punkte heraus. Damit ist die Aussicht auf den ersten Meistertitel seit 2008 schon nach dem ersten Saison-Drittel nicht mehr allzu rosig. "Aber wir brauchen jetzt nicht auf die Tabelle zu schauen, sondern müssen daran arbeiten, effizienter zu sein", forderte Büskens.

Zu den Chancenverneblern zählte auch Louis Schaub, der zwei absolute Top-Möglichkeiten ausließ. "Das nehme ich auf meine Kappe, die muss ich machen", meinte der 21-Jährige. Der umstrittene Elfmeter dürfe keine Ausrede sein, betonte der ÖFB-Teamspieler. "Wir hatten dann noch genug Gelegenheiten, das Spiel zu drehen."

Sonnleitner-Comeback

Dennoch erhitzte der Penalty auch nach dem Schlusspfiff noch die Gemüter - vor allem jenes von Sonnleitner. "Grünwald ist mit dem Kopf tief hinuntergegangen und ich spiele den Ball", beschrieb der Innenverteidiger die Situation. "Und er macht viel Theater, so wie das leider bei den Austrianern teilweise ist."

Sonnleitner war bei Rapid praktisch schon ausgemustert, rutschte aber aufgrund der Verletzungen von Christopher Dibon und Christoph Schösswendter in die Mannschaft und absolvierte im Derby sein erstes Pflichtspiel in dieser Saison. "Ich habe im Training immer Gas gegeben, doch natürlich ist es besser, wenn man jede Woche spielt", sagte der von den Fans gefeierte 30-Jährige.

Sollte das Rapid-Verletzungspech anhalten, könnte Sonnleitner in den kommenden Wochen noch mehr Spielpraxis sammeln. Alleine in den jüngsten beiden Heimspielen erwischte es Schösswendter, Dibon, Stephan Auer (Bänderverletzung) und Stefan Schwab. Letzterer zog sich einen Bruch des Außenknöchels im linken Fuß zu und wurde noch in der Nacht operiert. Schwab dürfte monatelang ausfallen, wie Rapid am Montag bekanntgab.

Rasen als Verletzungsgrund

Drei dieser vier Verletzungen passierten, weil die Spieler im Rasen des Allianz Stadions hängenblieben, was auch Schaub mit leichter Besorgnis zur Kenntnis nahm. "Der Rasen ist noch nicht fest verwurzelt, da entstehen dann Löcher", sagte der ÖFB-Teamspieler.

Rapids nächster Auftritt steigt in einem Stadion, dessen Grünfläche ebenfalls nicht in bester Verfassung sein soll - auf dem Sportclub-Platz geht es am Mittwoch im Achtelfinale des ÖFB-Cups gegen den FC Blau Weiß Linz. Dass Büskens in diesem Match wieder auf der Bank sitzt, steht für den Coach außer Zweifel. "Ich gehe davon aus, dass ich Trainer bleibe", sagte der 48-Jährige.

Mehr dazu:
>> Derby-Sieg durch Kraft der letzten Wochen 
>> 2:0! Austria schockt im Wiener Derby Rapid 
>> Ergebnisse und Tabelle Bundesliga 

apa/red