24.10.2016 23:00 Uhr

Schock für Sturm: Rudi Schauss ist tot

Sturm Graz trauert um den verstorbenen Defensiv-Allrounder Rudolf Schauss
Sturm Graz trauert um den verstorbenen Defensiv-Allrounder Rudolf Schauss

Ein schwarzer Montagabend für den überraschenden Tabellenführer der österreichischen Bundesliga - der SK Sturm trägt Trauer: Vereins-Urgestein Rudolf Schauss, der in seiner gesamten Profi-Laufbahn nur für die Grazer spielte, starb mit 59 Jahren am Heimflug von seinem Urlaub.

Rudolf "Rudi" Schauss wurde am 1. Februar 1957 in Graz geboren. Der Eigenbauspieler des SK Sturm begann 1967 in der Schülerelf und war Nachwuchs-Schützenkönig. In der Bundesliga-Saison 1975/76 schaffte er unter Trainer Karl Schlechta den Sprung in die Kampfmannschaft und debütierte am 8. Mai 1976 bei der 0:1-Heimniederlage gegen die Austria in der höchsten Spielklasse.
>> Die Spieldetails des Bundesliga-Debüt von Rudi Schauss

In den folgenden Jahren war der ausgebildete Offensivspieler zunächst als Unterstützung im Mittelfeld und dann durch sein Allround-Fähigkeiten als wertvoller Mann in der Defensive bald nicht mehr aus der ersten Mannschaft wegzudenken. Der fleißige Teamplayer war ein Garant für den Erfolg der Grazer. Verlässlich in der Abwehr, aber gleichzeitig schaltete er sich durch seinen Drang nach vorne auch immer wieder in den Angriff mit ein. Er galt schon in den späten 70er- und den folgenden 80er-Jahren als Inbegriff des modernen Außenverteidigers.

Dazu war er durch seine Vielseitigkeit, aber auch als Manndecker, Libero, Vorstopper und defensiver Mittelfeldspieler im Einsatz. Der gelernte Kürschner war vielleicht nicht das allergrößte Talent, aber dies machte Schauss durch seinen stets bedingungslosen Einsatz mehr als nur wett. Ab der Saison 1976/77 galt er deshalb als gesetzter Stammspieler. Alle Sturm-Trainer seiner Ära schätzten seine Qualitäten.

Am 20. Juni 1981 verpasste Schauss mit Sturm erst in der letzten Runde durch eine 1:4-Heimniederlage gegen Rapid vor 23.000 Zuschauern im alten völlig ausverkauften Liebenauer Stadion den ersehnten ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Seine international beste Saison mit den Grazern feierte er 1983/84, als im UEFA-Cup der Reihe nach Sportul Studenţesc, Hellas Verona und der 1. FC Lok Leipzig ausgeschaltet wurden. Erst im Viertelfinale war dann in einem Krimi nach Verlängerung in Graz gegen Nottingham Forest bittere Endstation.
>> Das bittere Aus im Viertelfinale des UEFA-Cups gegen Nottingham Forest

Rudi Schauss hielt Sturm in den folgenden Jahren aber auch in weniger erfolgreichen Zeiten die Treue und rückte deshalb sogar zum Mannschaftskapitän auf. Bis zu seinem letzten Profi-Spiel am 2. Dezember 1989 bei der 0:3-Niederlage gegen Rapid brachte er es auf stolze 385 Bundesliga-Einsätze mit 27 Toren. Dazu kamen 15 Europacup-Partien mit einem Treffer (das Goldtor beim 1:0-Heimsieg gegen CSKA Moskva im September 1981) und 40 Spiele im ÖFB-Cup mit sechs Treffern. Nur Mario Haas (45 Begegnungen) und Anton "Andy" Pichler (43 Matches) haben öfters für Sturm im heimischen Cup gespielt.

Unvergessen bei den Sturm-Fans bleibt Schauss auch für sein Siegestor beim 2:1-Erfolg im Derby gegen den GAK in der Gruabn am 26. Oktober 1985, was ihm wenig später auch beim legendären 4:3-Heimsieg (nach 1:3-Rückstand bis zur 83. Minute) gegen SSW Innsbruck mit Hansi Müller gelang. Bei Red Star Knittelfeld ließ er ab Sommer 1990 seine aktive Karriere ausklingen, der als großer Höhepunkt leider ein Titel mit Sturm sowie ein Einsatz in der Nationalmannschaft versagt blieb.

Im April 1981 wurde Schauss, der es mit namhafter Konkurrenz von Rapid und Austria-Akteuren zu tun hatte, für das Testspiel des ÖFB-Teams gegen Feyenoord in das Aufgebot von 16 Mann nominiert. Es waren keine Legionäre dabei, aber als einziger Sturm-Spieler befand sich der Grazer in prominenter Gesellschaft. Der damalige Teamkader: Feurer (Rapid), Koncilia (Austria); Krauss, Weber, Keglevits, Krankl (alle Rapid), Obermayer, Gasselich, Dihanich (alle Austria), Brauneder, Drabits (beide Wiener Sportclub), Hagmayr, Zellhofer (beide VÖEST Linz), Degeorgi (Admira Wacker), Schauss (Sturm Graz) und Kurt Nagl (LASK).

Beim 1:1-Remis auf der Hohen Warte gegen den Ex-Europacupsieger blieb Schauss jedoch das Mitwirken verwehrt. Es kann die tolle Karriere der Vereinslegende des SK Sturm aber nicht schmälern. Ein Auslands-Angebot 1979 aus Bern schlug der Steirer aus und blieb lieber in Graz. "Ich bin froh, dass ich dabei sein durfte", meinte er später rückblickend auf seine schöne Zeit bei den Schwarz-Weißen. Ruhe in Frieden, Rudi Schauss!

Mehr dazu:
>> Die Vereinsspiele von Rudi Schauss im Überblick
>> Der Sturm-Kader der erfolgreichen Europacup-Saison 1983/84

Christian Tragschitz