26.10.2016 14:26 Uhr

Altıntop exklusiv: "Das war Gänsehaut pur"

Altintop hat bereits eine lebhafte Karriere hinter sich
Altintop hat bereits eine lebhafte Karriere hinter sich

Halil Altıntop ist nicht nur der Türke mit den meisten Bundesliga-Spielen, sondern hat auch unter allen türkischen Spielern die meisten Bundesliga-Tore erzielt. Beim 1. FC Kaiserslautern ging im Jahr 2003 der Stern des Angreifers auf. In Altıntops dritter Saison am Betze mussten die Roten Teufel jedoch den Abstieg hinnehmen, obwohl der Offensivspieler immerhin 20 Treffer erzielte und Dritter der Torschützenliste wurde. Der heute 33-Jährige wechselte daraufhin 2006 zum FC Schalke, wo er für kurze Zeit gemeinsam mit seinem Bruder Hamit ein kongeniales Duo bildete. 

Doch die Königsblauen tauschten mehrfach den Trainer und am Ende sortierte Felix Magath den Stürmer aus. Altıntop heuerte im Winter 2010 in Frankfurt an und wechselte nach dem Abstieg der Eintracht eine Saison später für ein zweijähriges Intermezzo in die Türkei zu Trabzonspor. 2013 kehrte er schließlich in die Bundesliga zurück. 

Im Interview mit weltfussball.de spricht Altıntop über seine lebhafte Karriere und erinnert sich dabei am liebsten an die Europa-League-Einsätze mit dem FC Augsburg und an alte Weggefährten.

Herr Altıntop, Ihre Bundesliga-Karriere begann 2003 bei den Roten Teufeln. Wie war das Gefühl, als junger Profi auf einmal mit Miro Klose, Ciriaco Sforza und Co. zu spielen?

Neben dem Platz habe ich als junger Spieler natürlich auf sie aufgeschaut, keine Frage. Aber auf dem Platz selbst war es mir nicht so wichtig, wer sie sind, da wollte ich nur Erfolg mit der gesamten Mannschaft haben.

Nach drei Jahren in Lautern ging es 2006 weiter nach Schalke. Sie hatten damals ja eine Top-Mannschaft zusammen, mit Lincoln, Kurányi, Rafinha, Neuer und Co. ...

Das war eine klasse Zeit, ich habe sie sehr genossen. Die aufgezählten Spieler waren nicht nur super Sportler, sondern auch tolle Persönlichkeiten.

Gibt es noch Verbindungen zu den alten Mitstreitern?

Zu den genannten Spielern habe ich immer noch engen Kontakt, was sehr schön ist. Auch zu vielen anderen ehemaligen Weggefährten pflege ich noch immer viel Kontakt.

Wie unruhig ist es auf Schalke, gerade im Vergleich zu Ihren vorigen Stationen?

In Gelsenkirchen zählt nur eins, und das ist Schalke. Wenn der Erfolg ausbleibt, kann es dort sehr schnell unruhig werden.

Nach etlichen Trainer-Wechseln war am Ende war Felix Magath Ihr Trainer. Unter ihm hatten es viele Spieler schwer. Auch Sie. Wo lagen die Probleme für Sie und das Team?

Jeder Trainer hat seine eigenen Vorstellungen vom Fußball und von Spielertypen, jeder ist anders, was natürlich völlig normal und gut ist. Seine Vorstellung von Spielertypen hat aber zu manchen Spielern eben nicht gepasst, deshalb sind viele gekommen und wieder gegangen.

Sie waren damals der einzige Spieler, der auf Magath zukam und sich bereit erklärte, für den arg gebeutelten S04 auf Gehalt zu verzichten. Eine tolle Geste! Wieso hätten Sie sich sich dazu bereit erklärt?

Für mich ist das eine Frage von Identifikation und Verantwortung gegenüber dem Verein. Ich will nur das Beste für den Verein, für den ich spiele.

Weiter ging es für Sie Anfang 2010 nach Frankfurt. Leider verlief die darauffolgende Saison weniger gut. Am Ende stand der Abstieg mit der Eintracht an. Sie kannten das Gefühl ja schon aus Ihrer Lauterer Zeit. Wie war das damals?

Wir sind eigentlich ganz gut in die Saison gestartet, die Hinrunde war überragend. Dann haben wir irgendwie gedacht, dass die restliche Saison schon von alleine läuft. So kam dann eins zum anderen und wir sind abgestiegen. Das war natürlich bitter.

Durch Ihr Engagement bei Trabzonspor konnten Sie endlich im Heimatland Ihrer Eltern spielen. Wie ist die türkische Liga im Vergleich zur Bundesliga?

Das war eine tolle Erfahrung für mich. Ich finde dort ist alles noch ein bisschen leidenschaftlicher und emotionaler.

Seit Ihrem Wechsel zum FC Augsburg hat der Verein ja immer eine tolle Rolle in der Liga gespielt. Siebter 2013/2014, Fünfter eine Saison später. Nur im letzten Jahr war es etwas knapp. Sie haben selbst mit guten Leistungen zum Höhenflug beigetragen. In dieser Saison stehen allerdings nur vier Kurzeinsätze und wenige Minuten auf Ihrem Konto. Wie bewerten Sie das?

Natürlich will auch ich immer spielen und trainiere dafür täglich hart. Aber im Grunde geht es mir immer um den gesamten Verein und das erfolgreiche Abschneiden am Ende der Saison. Ich habe schon öfter gesagt, dass ich mich dem Erfolg unterordne.

In der letzten Saison haben Sie mit dem FCA in der Europa League gespielt. Sie sind ja mit Trabzonspor in den letzten Jahren einige Male in diesem Wettbewerb unterwegs gewesen, aber wie war das mit Augsburg? Ihr Team ist ja am Ende sogar nur ganz knapp an Liverpool gescheitert.

Das war etwas ganz besonderes, nicht nur für mich, sondern für alle im Verein, für die ganzen Fans und die gesamte Region hier. Ich werde nie vergessen, wie ich in Bilbao das erste Europa-League-Tor für den FCA geschossen habe, das war Gänsehaut pur. Natürlich ist es schade, dass wir am Ende so knapp ausgeschieden sind, aber im Nachhinein überwiegen ganz klar die vielen schönen Momente.

Sie sind mit Ihrem Bruder Hamit einen Teil des Weges Ihrer Karriere gegangen, haben immer betont, dass das wichtig für Sie war/ist. Können Sie sich ein gemeinsames Ausklingen Ihrer Laufbahn bei einem Klub vorstellen, in dem Sie nochmal zusammen spielen?

Mal schauen, ich will nichts ausschließen, wobei es derzeit eher nicht danach aussieht. 

 

Das Interview führte Chris Rohdenburg