04.11.2016 09:47 Uhr

Thiago: "Du merkst, dass Du überlegen bist"

Thiago befindet sich in der Hochphase in seiner Karriere
Thiago befindet sich in der Hochphase in seiner Karriere

Seit 2013 spielt Thiago Alcántara beim FC Bayern. Unter Coach Carlo Ancelotti ist er eine feste Größe. Jetzt verrät er, was ihn so stark macht und wie er sich vom Fußball-Alltag ablenkt.

Thiagos ganze Familie besteht aus Sportverrückten, klar, dass der Mittelfeldspieler auch in seiner Freizeit gern möglichst viel in Bewegung ist. "Ich mag alle Sportarten, in denen man sich mit jemandem messen kann: Tennis, Basketball und Volleyball", sagte der Spanier im Interview bei "goal.com", "Golf dagegen ist nichts für mich, denn Golf spielt man in gewisser Weise gegen sich selbst." Thiago mag den Wettbewerb. 

Aus diesen Beschäftigungen heraus nimmt Thiago einige Herangehensweise mit, die ihm auch auf dem Rasen helfen. "Beim Tennis etwa spielt Mentalität eine übergeordnete Rolle", betonte der 25-Jährige, fügte allerdings hinzu: "Natürlich brauchst du auch Talent, Technik und Kraft, aber am wichtigsten ist meines Erachtens die mentale Geschichte."

Beim Futsal hat er seine technischen Fähigkeiten und seinen Kopf geschult, der Sport war für ihn "die Basis, um im Fußball erfolgreich zu sein". "Du musst viel handlungsschneller sein als im Fußball. Gleichzeitig verbesserst du deine Ballbehandlung", unterstrich er, "nachdem du Futsal gespielt hast, kommt dir ein Fußball wie ein Wasserball vor." 

Volle Kontrolle

Beim FCB ist der kleine Spanier nach und nach immer konstanter und routinierter geworden. "Die Jahre, all die richtigen und falschen Entscheidungen, die man getroffen hat, machen einen erfahrener. Und mit der Zeit triffst du immer bessere Entscheidungen", gab Thiago zu.

Mittlerweile komme er mit den Bayern in einem Spiel oft an einen Punkt, an dem er merke, dass der Gegner nichts ausrichten kann, "dass es unmöglich ist, weil wir das Spiel komplett kontrollieren". Das Team sei dann in einem Lauf, die Positionen seien richtig besetzt, die nötige Energie sei da, damit die Pässe ankommen. "In solchen Phasen merkst du, dass du deinem Gegner überlegen bist." 

Dass sich nicht nur seine Rolle, sondern auch seine Position unter Ancelotti im Vergleich zu Pep Guardiola geändert hat, gibt Thiago zu, genauere Angaben über die neue Taktik des Rekordmeisters will er aber nicht machen. Lachend sagte er: "Menschen bezahlen viel Geld für taktische Feinheiten, da kann jetzt doch nicht unser Konzept verraten."

Als seine Kernaufgabe sieht der Spanier es, der Mannschaft zu helfen. "Du kannst dem Team durch Tore etwas Gutes tun, durch Vorlagen, Pässe oder Ballgewinne. Letztendlich spielt es aber keine Rolle, ob du triffst oder nicht, du musst deine Fähigkeiten einfach bestmöglich für das große Ganze einsetzen."

Das Leben abseits des Feldes

Neben dem Platz büffelt Thiago fleißig die deutsche Sprache. "Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Unterrichtsstunde erinnern. Ich dachte, ich würde Chinesisch lernen. Aber mit der Zeit und mit der Hilfe meiner Mannschaftskollegen wurde es einfacher." Nach drei Jahren müsse jeder dazu in der Lage sein, sich grundsätzlich zu verständigen, betonte der 25-Jährige, "wenn nicht, bist du wirklich dumm". Zusammen mit seinen Kollegen ist er auf einem guten Weg: "Xabi [Alonso] spricht schon richtig gut Deutsch, Javi [Martínez] genauso. Und auch ich mache jeden Tag Fortschritte."

Dass es in Deutschland nicht selten strikt und penibel zugeht, findet der Spanier nicht immer gut. "Ich glaube auf jeden Fall, dass nicht alles bis ins letzte Detail durchgeplant sein sollte. Im Leben sollte es immer Überraschungen geben. Wenn du dafür nicht bereit bist, ist das Leben nicht spaßig."