05.11.2016 19:39 Uhr

Enttäuschte Bayern geben Rätsel auf

Carlo Ancelotti und der FCB stecken in einer kleinen Krise
Carlo Ancelotti und der FCB stecken in einer kleinen Krise

Beim 1:1 gegen 1899 Hoffenheim wirkte der FC Bayern zum wiederholten Male in dieser Saison matt und uninspiriert. In dieser Verfassung muss der Rekordmeister um seine jahrelange Dominanz fürchten.

Die Bilder nach dem Schlusspfiff sprachen Bände. Mit gesenkten Köpfen, die Hände in die Hüften gestützt, standen die Spieler des FC Bayern auf dem Rasen der Münchner Arena, unschlüssig, ob sie denn noch zu ihren Anhängern in die Südkurve gehen sollten. Nein, verloren hatte der deutsche Rekordmeister nicht - aber das 1:1 (1:1) gegen 1899 Hoffenheim fühlte sich irgendwie an wie eine Niederlage. "Wir haben nicht gewonnen, dementsprechend ist die Stimmung", berichtete Thomas Müller und betonte, was ohnehin jeder sah: "Ich bin ziemlich schlecht gelaunt."

Dieses Unentschieden war ein weiteres Indiz dafür, dass die jahrelange Dominanz des FC Bayern zu bröckeln droht. Trainer Carlo Ancelotti beeilte sich zu betonen, dass es nicht wie neulich bei Eintracht Frankfurt (2:2) an der Einstellung gelegen habe: Diese sei in der Tat "gut" gewesen, behauptete er, "das war eine ganz andere Mannschaft als in Frankfurt." Nur: Das Resultat war ähnlich. Unter anderem, weil gegen Ende des Spiels Mats Hummels (79.) und der eingewechselte Müller (87.) jeweils den Pfosten trafen. "Die Scheiße klebt so ein bisschen an meinem Stiefel", brummte Müller.

Ist die Luft raus?

Im Gegensatz zum Hoffenheimer Trainer Julian Nagelsmann wollte jedoch nicht mal der Münchner Klubchef behaupten, dass der FC Bayern es verdient gehabt hätte, dieses Spiel zu gewinnen. "Es ist vielleicht am Ende des Tages mit ein wenig Pech für uns ausgegangen mit den Pfostenschüssen. Aber es ist nicht leistungsungerecht", sagte Karl-Heinz Rummenigge. Die Münchner drängten nach den Treffern von Kerem Demirbay (16.) sowie Steven Zuber (34./Eigentor) tatsächlich vehement auf den Sieg, so richtig überzeugend oder gar einfallsreich war das aber alles nicht.

Tatsächlich gibt es für das, was die Münchner da vor allem in der ersten Halbzeit spielten, in Bayern das Wort "lätschert", was so viel bedeutet wie antriebslos, matt oder schlapp. Nach den vier intensiven Jahren unter den Antreibern Jupp Heynckes und Pep Guardiola war beim Rekordmeister am Samstag nicht zum ersten Mal in dieser Saison ein erstaunlicher Spannungsabfall zu beobachten. Es gibt Phasen wie in der ersten Halbzeit gegen Hoffenheim, da wirken die Münchner mindestens uninspiriert, irgendwie auch unsortiert. Eine eigenartige Entwicklung.

Gegner wittern ihre Chance

Wie von Ancelotti versichert: An der Einstellung soll es nicht gelegen haben. Offensichtlich ist aber auch: Von sich überzeugte und taktisch gut eingestellte Gegner wie Hoffenheim schwenken nicht mehr die weiße Fahne, wenn sie auf die Münchner Arena zufahren. Sie ahnen: Da kann was gehen. "Wir wussten von Anfang an", beteuerte der starke Sebastian Rudy, "dass wir nicht hierher fahren und uns eine Niederlage abholen. Wir wollten hier mitspielen. Und man hat gesehen, dass wir hätten gewinnen können." Rummenigge betonte: "Hoffenheim steht nicht umsonst auf Rang drei."

Stimmt: Hoffenheim ist, wie auch Nagelsmann erfreut feststellte, "seit zehn Spielen ungeschlagen", also beileibe keine Laufkundschaft. Und es ist auch richtig, dass Rummenigge anmerkte, der FC Bayern habe unter der Woche Champions League gespielt, Hoffenheim dagegen habe sich "auf dem Sofa ausruhen dürfen". Es ist aber auch lange her, dass derlei Tatsachen bei den Münchnern als Entschuldigung herhalten mussten.