06.11.2016 14:04 Uhr

Löw zwischen Mode- und Test-Fragen

Joachim Löw und das DFB-Team beenden das Jahr mit zwei weiteren Spielen
Joachim Löw und das DFB-Team beenden das Jahr mit zwei weiteren Spielen

Joachim Löw hat intensive Tage hinter sich. Vertragsverlängerung, DFB-Bundestag, Legenden-Ehrung. Nun will sich der Bundestrainer den letzten sportlichen Aufgaben des Jahres widmen.

Vor dem Jahresabschluss mit Klassenfahrt-Charakter nach Rimini, Rom und Mailand musste sich Löw noch Modefragen widmen. Fliege oder Krawatte? Im feinen anthrazitfarbenen Zwirn samt farblich abgestimmten Schlips nahm der Bundestrainer am späten Samstagabend beim Sportpresseball in der Alten Oper in Frankfurt die Ehrung als "Legende des Sports" entgegen.

"Im ersten Moment habe ich mich etwas erschrocken: Der Begriff Legende und mein Name in einem Zusammenhang. Aber natürlich freue ich mich über den Preis", sagte der Weltmeister-Coach, nachdem ihm sein neuer Trainerazubi Miroslav Klose die monströse Pegasus-Trophäe überreicht hatte.

Neues Trikot, neues Glück?

Lob hatte Löw in einer intensiven Woche mit der Vertragsverlängerung bis 2020 und den Erfurter Tagen in Funktionärskreisen beim DFB-Bundestag reichlich bekommen. Nun soll der Blick auf die WM-Qualifikationspartie in San Marino am Freitag in Serravalle und den Test in Italien vier Tage später in Mailand gerichtet werden.

Erstes Zeichen, dass der Sport wieder in den Mittelpunkt rückt: Die Präsentation des neuen Heimtrikots der Weltmeister mit schwarz-rot-goldenem V-Kragen in Düsseldorf am Sonntagabend, in dem im kommenden Sommer das Projekt WM-Titelverteidigung beim Confederations Cup in Russland geprobt werden soll.

Rummenigge beklagt hohe Belastung

Abwehrchef Boateng wird Löw in seinem mit drei Neulingen aufgefrischtem Kader fehlen. Der Bayern-Verteidiger musste beim 1:1 gegen Hoffenheim wegen Knie- und Adduktorenproblemen ausgewechselt werden. Kein Drama, so die Botschaft aus München, aber eine Vorsichtsmaßnahme. "Aber es wäre sicherlich unter den Voraussetzungen fahrlässig, wenn er da hingehen würde", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Dem Bayern-Boss passt die Abwesenheit wichtiger Akteure ohnehin nicht. "Die Länderspieldaten sehe ich langsam kritisch, weil wenn man gerade einen Rhythmus in der Bundesliga hat, gibt es wieder eine Unterbrechung", klagte Rummenigge am Samstag und forderte den Weltverband FIFA erneut auf, seinen Kalender zu überarbeiteten.

Zeit zum Testen

Löw hat seine Meinung über Duelle gegen Teams wie San Marino schon häufiger zum Ausdruck gebracht. Sie reizen ihn nicht. Um die gemeinsame Zeit sinnvoll zu nutzen, wurde von Löw und Teammanager Oliver Bierhoff ein attraktives Reiseprogramm mit Stadtrundfahrt in Rom inklusive Besuch beim Papst entworfen. Die Nationalmannschaft will ihrem selbstauferlegten Bildungsauftrag weiter gerecht werden.

"Uns war immer wichtig, dass diese Mannschaft nicht nur Spiele gewinnt, sondern auch das Land würdig vertritt und ein Vorbild ist für das Zusammenleben in der gesamten Gesellschaft", sagte Löw bei der Legenden-Ehrung. "Sie lebt Teamgeist und Integration vor. Es spielt bei uns keine Rolle, wo jemand herkommt, welcher Religion er angehört oder aus welchem Kulturkreis er stammt."

Auf Boateng kann er diesmal getrost verzichten. Gegen den krassen Außenseiter San Marino ist eine Ein-Mann-Abwehr wie mit dem Münchner im Vorjahr gegen Gibraltar nicht auszuschließen. Und getestet werden soll zum Jahresende sowieso. "Jetzt wollen wir Serge Gnabry, Yannick Gerhardt und Benjamin Henrichs sehen, die wir ja auch aus der U21 kennen. Ihre guten Leistungen in den letzten Monaten haben wir registriert", sagte Löw über sein Neulingstrio, das mit nach San Marino und Italien darf.