08.11.2016 15:10 Uhr

Vor Irland kommt für ÖFB-Team das Licht

ÖFB-Teamchef Marcel Koller muss sich vorerst noch mit Lichtstärke und Platzbeschaffenheit befassen statt mit den Ausfällen beim Gegner
ÖFB-Teamchef Marcel Koller muss sich vorerst noch mit Lichtstärke und Platzbeschaffenheit befassen statt mit den Ausfällen beim Gegner

Das ÖFB-Nationalteam hat in der Vorbereitung auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Irland am Samstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) und das freundschaftliche Länderspiel gegen die Slowakei (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) mit Vielerlei zu kämpfen. Verletzungspech, Dunkelheit und fragliche Platzbedingungen tun der Zuversicht aber keinen Abbruch.

Die Sonne verabschiedet sich dieser Tage um 16:26 Uhr hinter den Horizont. Keine Angst, sie kommt wieder, irgendwann. Aber es wird dunkel über Wien. Finsternis überzieht auch den Prater. Dort auf Platz 3 neben dem Ernst-Happel-Stadion, wo sich für das erste Training zehn der 23 Teamkicker, auf Iren und Slowaken einstimmen sollten, stemmte sich am Montag das Aggregat einer bescheidenen Flutlichtanlage tapfer gegen die Nacht.

"Die Trainingsbedingungen sind nicht professionell. Es ist da hinten zu dunkel, wenn wir am Abend trainieren", lautete das harsche Urteil von ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach dem ersten Auslockern. Ab Dienstag trainiert das Nationalteam deshalb in der Südstadt. Bundesligist Admira Wacker stellt das Hauptfeld der BSFZ-Arena zur Verfügung und dreht jene Flutlichtanlage auf, die im Sommer beim Europacup-Spiel gegen Slovan Liberec für eine Geisterstunde sorgte.

Wie kann es sein, dass das Team vor so einem wichtigen Spiel aus der fast Zwei-Millionen-Metropole Wien nach Niederösterreich ausweichen muss und nicht am Hauptfeld trainieren kann? "Genau das ist die Frage. Wir sind aber nicht Eigentümer", erklärte Koller. "Das ist die Stadt Wien. Wenn sie uns nicht auf den Platz lassen, wird es schwer. Ab und an sind wir auf Platz drei ausgewichen, aber durch den Regen ist der Platz auch nicht weich strukturiert", so der ab Freitag 56-Jährige.

Optimale Trainingsbedingungen als Geburtstagswunsch? Der ÖFB deponierte in der jüngeren Vergangenheit öfter die Bitte nach einem neuen Stadion und kann spätestens jetzt das Thema Trainingszentrum ebenfalls auf die Agenda nehmen.

Wiedersehen mit den Boys in Green

Nässe und Kälte bedienen immerhin Klischees über Irland. Der kommende Gegner in der WM-Qualifikation für Russland 2018 liegt in der Gruppe D punktgleich mit Spitzenreiter Serbien auf Platz zwei. Der Rückstand der viertplatzierten Österreicher beträgt drei Zähler. Das Spiel ist wichtig. Dass es vorentscheidend sei, käme aber zu früh, sagte David Alaba: "Die Qualifikation ist noch lang."

Vor allem über Alaba wurde in den letzten Wochen viel gesprochen. Erstmals durchschritt das einstige Wunderkind ein sportliches Tal, lernte den Fußball auch von seiner weniger sonnigen Seite kennen. "Ich versuche, ich selbst zu sein", verriet der Bayern-Star nach kurzer Nachdenkpause, wie er mit der Situation umgehe. "Auf dem Platz meine Leistung bringen. Die habe ich in den letzten Wochen auch gezeigt."

Gegen die Iren machte David Alaba schon zwei Mal den Unterschied. Beim 2:2 in Dublin im März 2013 erzielte er in der Nachspielzeit den Ausgleich, beim zweiten Duell in der WM-Qualifikation im September darauf das 1:0-Siegestor. "Es war kein leichtes Spiel, ein Hin und Her. Am Ende konnten wir jubeln", erinnerte Alaba sich an den Abend, an dem er Altmeister Giovanni Trapattoni in den Trainer-Ruhestand schickte.

Im Oktober spielte Österreich gegen Wales 2:2, verlor danach 2:3 gegen Serbien. Die Niederlage in Belgrad scheint aufgearbeitet. "Wenn du drei Tore bekommst, kann nicht alles gut gewesen sein", betonten Koller und Alaba unisono. Letzterer meinte aber: "Wir haben auch gezeigt, dass wir Tore schießen können."

Ausfälle bei Österreich und Irland

Bereits vor dem Zusammenzug des ÖFB-Teams standen mit Tormann Robert Almer, Verteidiger Sebastian Prödl und Mittelfeldspieler Zlatko Junuzović drei schmerzhafte Ausfälle fest. Sie haben in den letzten Jahren zum Stamm gehört. Marcel Koller tröstete sich mit den Vorteilen der Teamchef-Rolle: "Schön, dass ich neue Spieler dazu nehmen kann. Das ist als Vereinstrainer anders."

Es wird Änderungen geben, kündigte der Teamchef an. "Motivation ist angesagt aufzuzeigen und sich aufzudrängen." Grundsätzlich sei er froh über Konkurrenz. Alessandro Schöpf, bei Schalke derzeit gut in Form, gilt als die aufgelegte Alternative zu Junuzović. "Er bewegt was", beurteilte Koller die Joker-Qualitäten von Österreichs einzigem Torschützen bei der EM in Frankreich.

Martin Harnik und Marcel Sabitzer meldeten sich nach Verletzungen mit Toren zurück, kämpfen um den Vorzug als rechter Flügel. Wenngleich Koller den Leipzig-Legionär als universell einsetzbar betrachtet: "Er hat auf den offensiven Positionen schon überall gespielt. Er will den Ball und das Tor und ist sauer, wenn er den Ball nicht bekommt."

Gegner Irland hat ebenfalls mit Verletzungspech zu kämpfen. Stürmer Shane Long fehlte bereits im provisorischen Kader von Martin O’Neill. Am Montagabend wurde auch der Ausfall von Linksverteidiger Stephen Ward und Mittelfeldspieler James McCarthy bekannt gegeben. Marcel Koller, ganz mit der Trainingsplatz-Problematik beschäftigt, erfuhr davon erst beim Pressetermin am Dienstag.

"Ist das schon fix?", ein kurzes Lächeln huschte über die Lippen, ihm entfuhr ein "gut", aber dann waren wieder Diplomatie und warnender Zeigefinger angesagt: "Auch sie haben Spieler, die da eintreten werden. Sie mussten in dieser WM-Qualifikation schon auf einige Spieler verzichten, haben trotzdem gewonnen."

Mehr dazu:
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Sebastian Kelterer